hren, wollte ich hier alle
die Charaktereigenschaften auffu?
die Charaktereigenschaften auffu?
Weininger - 1923 - Tod
rfnis, sich u?
ber den Tod hinaus zu erhalten, was
die Unfa? higkeit zu echter Liebe in sich schliesst.
Die Kinder der Lust sind von allem Anfang dem
Untergang geweiht; die Richtung ihres gesamten
Tuns ist die gleiche wie die ihres Lebens: zuru? ck
zur toten Materie.
Diese letzte Bemerkung entha? lt den eigentlichen
Grund der Zusammengeho? rigkeit von Hass und Ver-
brechen. Was geschieht denn, genauer genommen,
mit jemand, der in der Liebe unglu? cklich ist? Er
wird vernichtet. Im Verha? ltnis zur Ewigkeit kommt
es auf die paar Jahre, die er noch allein zu leben
hat, nicht an; und eine Verla? ngerung des Lebens
u? ber den Tod hinaus ist ohne Liebe unmo? glich.
Wer keine Liebe findet, von dem bleibt nichts u? brig.
Wenn jemand infolge unglu? cklicher Liebe in Ver-
zweiflung gera? t und sich das Leben nimmt, so
kommt in dieser Handlung nur die Tatsache zum
Ausdruck, dass er das Leben, fu? r eine ho? here Be-
trachtung, schon nicht mehr hat. Die verbrecherischen
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Neigungen eines derart Entwerteten haben darin
ihren Grund, dass er sein Handeln mit seinem Schick-
sal in Einklang zu bringen bestrebt ist. Der Ver-
nichtete stellt die Harmonie zwischen sich und der
Welt dadurch her, dass er zum Vernichter wird; der
Entwertete entwertet. Die Harmonie scheint das ein-
zige allgemeine Prinzip des menschlichen Handelns
zu sein.
Menschen, denen arges Liebesleid widerfahren ist,
ho? rt man Reden fu? hren wie die folgenden: Nun solle
alles ein Ende haben, es mu? sse ein grosses Unglu? ck
geschehen und dergleichen. Wie bedeutsam sind
solche Reden! Dem Stu? rzenden bereitet es Genug-
tuung, etwas mit sich zu reissen. Der Versinkende
mo? chte am liebsten die ganze Welt mit sich ver-
sinken sehen. Wer in der Liebe unglu? cklich ist,
hat Interesse fu? r alles, was mit Zersto? rung zu-
sammenha? ngt. Besonders bemerkenswert ist, wie bei
den unglu? cklich Verliebten auf einmal die Zuneigung
zu den verheerenden Elementen, zum Feuer, zum
Wasser, zum Sturm erwacht.
Beim geborenen Verbrecher sind die inneren
Verha? ltnisse von Anbeginn so, wie sie bei anderen
erst durch ein widriges Geschick werden. Der ge-
borene Verbrecher ist von Anbeginn verdammt, zum
Staub zuru? ckzukehren ohne fortzudauern; sein Be-
streben ist darauf gerichtet, im Falle mo? glichst viel
mitzureissen. Der Tod eines guten Menschen ist eine
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Auflo? sung der leiblichen Form, welche aber durch
mannigfache Erhaltung in anderer Form ausgeglichen
wird. Der Tod des Verbrechers ist eine vollsta? ndige
und endgu? ltige Auflo? sung; was dem Verbrecher
durch den Tod widerfa? hrt, das will er anderen Ge-
bilden antun. --
Ich habe meine Gedanken u? ber den Zusammen-
hang von Liebe und Verbrechen mit Absicht in
dieser, dem Andenken Weiningers gewidmeten Schrift,
entwickelt. Es ist bekannt, wie viel Weininger in
der letzten Zeit seines Lebens u? ber das Bo? se und
den Verbrecher spekulierte. Er hielt sich selbst fu? r
eine Verbrechernatur; als Grund seines Selbstmordes
gab er an, er to? te sich, um nicht einen andern
to? ten zu mu? ssen. Eine Verbrechernatur war nun
Weininger natu? rlich nicht; aber verbrecherische
Neigungen wird er, dies folgt schon aus der Art
seiner Seelensto? rung, wohl verspu? rt haben. Wenn
Weininger von Verbrecher redet, so meint er natu? r-
lich nicht einen Menschen, der das Strafgesetz
durch Handlungen u? bertritt, sondern einen, dessen
Willensrichtung dem Bo? sen zugewendet ist. In diesem
Sinne hatte Weininger mit seiner Selbstbeurteilung
und -Verurteilung zweifellos vollkommen recht. Dass
er sich ganz richtig unter einen Begriff subsumierte,
dessen Anwendung auf einen Menschen von tadel-
loser Lebensfu? hrung den meisten als ein Zeichen
von Verru? cktheit erscheinen mag, zeugt von seiner
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ausserordentlichen begrifflichen Begabung. Auch damit
hatte Weininger Recht, wenn er sich zum Schlu? sse
seines Lebens als endgu? ltig bo? se bezeichnete: in
dem Augenblick, da es fu? r ihn keine Mo? glichkeit
mehr gab zu lieben, gab es auch keine Mo? glich-
keit mehr, gut zu werden. Es ist erstaunlich -- ich
werde noch ein Beispiel anfu? hren --, mit welcher Klar-
heit Weininger seine Lage beschrieb; dagegen
vermochte er sie nicht richtig zu beurteilen. Der
ursa? chliche Zusammenhang der Erscheinungen, die
er in sich wahrnahm, blieb ihm verborgen. Die
fu? hrenden Ma? chte flohen seinen Scharfblick. Er meinte
sein Innenleben mit seinen Gedanken zu beherrschen,
inzwischen waren diese Gedanken ga? nzlich von der
allma? chtigen Nebenregierung des verdra? ngten Triebes
beherrscht. Seine Gedanken umspielten die Ge-
schehnisse nur wie pra? chtige Begleitfiguren ein
Thema. Er fu? hlte sich als Verbrecher -- und sofort
fiel ihm eine Menge u? ber den Verbrecher ein, nur
nichts, was ihn u? ber die Herkunft seines vera? nderten
Wesens aufgekla? rt und eine Wiederherstellung er-
mo? glicht ha? tte. Seine Gedanken befestigten ihn nur
in seinen Zusta? nden; und gerade an den Gedanken,
die ihm diesen schlechten Dienst erwiesen, hatte
er ein so unseliges Wohlgefallen. --
Verbrecherische Neigungen sind nicht die ein-
zige Folge unterdru? ckter Liebesleidenschaft. Auch
die Grausamkeit in allen Spielarten und Graden hat
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den gleichen Ursprung. Die Grausamkeit ist dem
Verbrechen nah verwandt; ihre Lebensfeindlichkeit
erhellt auf den ersten Blick. Manchmal erscheint
die Grausamkeit u? berhaupt nur als Vorspiel zum
Verbrechen; manchmal aber auch als ein feiner Er-
satz dafu? r. Der Grausame zersto? rt dann nicht, er
droht nur mit der Zersto? rung, er qua? lt; er tut gerade
so wenig, um kein Verbrecher zu sein und gerade
so viel, um das Gefu? hl des Verbrechens zu ge-
niessen. Der Grausame, das ist der idealistische Ver-
brecher; er geho? rt zu jenem Menschentypus, der
alles erst mittelbar, durch die Phantasie, erlebt.
Die Grausamkeit ist wie das Verbrechen eine
allgemeine Willensrichtung. Qua? lerei und Selbst-
qua? lerei findet man daher immer beisammen; es ist
schwer zu entscheiden, worum es dem Grausamen
eigentlich zu tun ist: um die Qual des anderen oder
um die eigene Qual beim Anblick der Qual des
anderen.
Die Grausamkeit kann, wie das Verbrechen, alles
Geformte, Organisches und Anorganisches, zum
Gegenstande haben. Die Tierqua? lerei bedarf kaum
einer Erwa? hnung. Es gibt aber auch eine Lieb-
losigkeit gegen Sachen, u? ber deren wahren Charakter
man alsbald unterrichtet ist, wenn man den Lebens-
schicksalen der Menschen nachforscht. Lieblosigkeit
ist immer ein Zeichen gesto? rten Liebeslebens; sie
ist nur beim echten Verbrecher eine Charakter-
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eigenschaft, sonst eine Folge unfreiwilliger Ent-
behrung.
Die Grausamkeit ist ungemein vielgestaltig. Ihre
Mittel ko? nnen physischer und psychischer Natur sein.
Stechen und Sticheln ist im Grunde ein und dasselbe.
Es gibt ganz unauffa? llige Formen der Qua? lerei, dazu
geho? ren die Vorwu? rfe und Selbstvorwu? rfe. Auch
wenn Gru? nde fu? r sie vorhanden sind, so sind diese
Gru? nde ha? ufig doch nur ein willkommener Vorwand
fu? r denjenigen, welcher infolge einer Triebsto? rung
andere oder sich selber qua? len will. Eine harmlose,
unschuldige Form der Grausamkeit ist die Neckerei.
Das Sprichwort sagt: Was sich liebt, das neckt sich.
Eigentlich sollte es aber heissen: Was sich nicht
genug lieben kann, das neckt sich. Satte Liebe ver-
langt nicht nach Neckereien. Auch diese wohlgefa? llige
A? usserung der Grausamkeit ist schon eine Folge der
Triebverkehrung.
Es wu? rde zu weit fu?
hren, wollte ich hier alle
die Charaktereigenschaften auffu? hren, welche auf die
angegebene Art entstehen. Nur die Bissigkeit sei
noch erwa? hnt. Bissige Menschen fu? hren immer ein
ungeordnetes Triebleben. Ein bissiger Kritiker ist
ein unglu? cklicher Mensch; unglu? cklich heisst aber
immer nur: in der Liebe unglu? cklich.
Ich habe diese Betrachtungen u? ber das Wesen
der Grausamkeit deshalb eingefu? gt, weil Weininger
in seiner letzten Lebenszeit der Selbstqua? lerei sehr
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ergeben war. Es fehlte eben keine einzige von den
Folgen geknechteter Leidenschaft. Nicht der winzigste
Schaden in der menschlichen Natur blieb ihm ver-
borgen; aber es war ihm an der blossen Erkenntnis
nicht genug, er nutzte sie mit grimmigem Selbsthass
aus, um sich das Leben zu verleiden. Auch dass er
sich das martervolle Los einer Entsagung, die er
nicht vertrug, mit so brutaler Strenge auferlegte,
kam nicht von seiner Auffassung der ? bo? sen" Sinn-
lichkeit, sondern von der Vergewaltigung der Sinn-
lichkeit.
Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang der
Askese zu gedenken; doch will ich diese ehrwu? rdige
Erscheinung an anderer Stelle einer Betrachtung
unterziehen. Zweifellos ist der Asket ein Selbst-
qua? ler; das Wichtigste an ihm ist aber nicht dies,
sondern die vo? llig freiwillige und vo? llig bewusste
Unterdru? ckung des Geschlechtstriebes. --
Es ist eine der ersten Aufgaben der Wissen-
schaft, dasjenige zusammenzufassen, was dem Wesen
nach zusammengeho? rt, wenn es auch der Erscheinung
nach verschieden ist. Unter den Begriff des Ver-
brechens, wie er vorhin entwickelt wurde, fallen
auch die folgenden durchaus nicht harmlosen Be-
ta? tigungen: Das Verneinen, das Kritisieren, das
No? rgeln, das Absprechen, das Schimpfen, das ? Um-
werten* und anderes. All das kommt von angeborener
oder erworbener Geha? ssigkeit, Lieblosigkeit. So
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mancher, der im o? ffentlichen Leben den strengen
Richter spielt, ist nur ein unglu? cklicher Privatmann.
Es gibt eine Menge Arten, negative Ta? tigkeit ge-
schickt zu drapieren, so dass sie wohl gar als er-
spriesslich und hoch achtbar erscheint. Einwandfrei
sind nur jene Zersto? rer, die auch aufbauen ko? nnen.
So mancher Stu? rmer verra? t seine Art erst dadurch,
dass er sich zum Aufbauen ungewillt und unfa? hig
erweist.
Auch vom Verneiner hatte Weininger in der
letzten Zeit, im Gegensatz zu fru? her, sehr viel.
Nichts fand mehr Anerkennung, als was ihn in seinem
U? bel besta? rkte. Er war sich dieser neuen Eigenschaft
wohl bewusst und widmete ihr manche launige Be-
merkung. Einmal a? usserte er auch den scherzhaften
Plan, ein ? Juxopus" zu schreiben u? ber die Ent-
stehung der Sprache aus dem Schimpfen. --
Ich habe im Vorhergehenden dargelegt, wie
Weininger in den Zustand des Hasses hinein geriet.
Damit wa? re sein Los noch nicht entschieden gewesen;
leider gab es auch Gru? nde, derentwegen er aus dem
verha? ngnisvollen Zustand nicht mehr herauskam
und einer davon sei gleich im Anschluss an die
Betrachtungen u? ber das Wesen des Verbrechens
mitgeteilt; man kann ihn bezeichnen als das Ver-
gnu? gen am Diabolischen. Das Diabolische ist das
Verbrecherische im weitesten Sinn: alles negative
Tun. Es ist nun merkwu? rdig, was fu? r einen grossen
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Reiz das Diabolische in ju? ngeren Jahren ausu? bt.
Der Jugend imponieren die grossen Zersto? rer mehr
als die grossen Erbauer; ein Napoleon mehr als ein
Bismarck. Als Ursache ko? nnte man annehmen, dass
die Jugend zu positiver Ta? tigkeit selbst noch nicht
reif ist und infolgedessen kein Versta? ndnis dafu? r
hat. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass die Vor-
liebe fu? rs Diabolische denselben Grund hat wie die
verbrecherische Beta? tigung selbst: das ungeordnete
Triebleben, welches die Jugend notgedrungen fu? hrt.
So manches Jugendwerk gibt Zeugnis von dieser
Vorliebe; man denke nur an Schillers Ra? uber, an
Wagners Jugenddrama mit den ungeza? hlten Toten.
Die Sto? rung des Trieblebens zeigt sich zumindest
in dem Zauber, den das Bo? se auf jemand ausu? bt.
U? ber viele Erscheinungen der Literatur la? sst sich
von hier aus eine ganz neue Einsicht gewinnen.
Mit der Vorliebe fu? rs Diabolische ha? ngt auch
eine besondere Art des Unsterblichkeitsbedu? rfnisses
zusammen. Die Guten und die Bo? sen haben eine
verschiedene Art der Fortdauer. Vom guten Menschen
bleibt das Gute u? brig und durch dieses Gute lebt
er weiter; vom bo? sen Menschen hingegen bleibt
nichts u? brig -- er strebt ja das Nichts an --, er
lebt nur durch seinen Namen weiter.
Die Jugend hat wenig Sinn fu? r die namenlose
Unsterblichkeit des Guten, sehr viel fu? r die hero-
stratische Unsterblichkeit. Brennender Ehrgeiz, wie
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er u? brigens nur mit negativen Gelu? sten verbunden
ist, wird besser durch eine Untat als durch eine
Guttat befriedigt. Dem Ehrgeizigen ist es immer
nur um die Unsterblichkeit des Namens zu tun;
nicht um tiefe, sondern um oberfla? chliche Wirkung,
nicht um Auferbauung sondern um Aufreizung. Der
Ehrgeizige geht nicht darauf aus, das Innere der
Menschen zu gewinnen, sondern ihr A? usseres, die
Sinne, zu bescha? ftigen, zu beunruhigen. Der Ehr-
geizige will mit einem Wort Sensation erregen und
dazu eignet sich am besten alles Negative. Das
Negative ist ja fu? r die Sinne bestimmt, in denen es
erstirbt. Die a? rgsten Gra? uel der ^Zersto? rung ver-
schwinden erstaunlich schnell aus dem Geda? chtnisse
der Zeitgenossen. Das sinnliche Geda? chtnis ist kurz;
und das geistige Geda? chtnis ha? lt nur Gutes, Ganzes
fest. --
Was nun Weininger anlangt, ist kein Zweifel,
dass er sich in der Pose des Hassers, des Vera? chters
gefiel. Es bereitete ihm Wonne, sich den Aufruhr
auszumalen, den sein Werk hervorrufen wu? rde. An
der guten Wirkung des Guten war ihm weniger
gelegen als an der schlimmen Wirkung des Schlimmen.
Er wollte keine freundliche Sonne, sondern greller
Feuerschein sein. Er wollte nicht, wie's dem positiv
Schaffenden geziemt, ein frommer Eindringling in
die Seelen anderer sein, sondern ein Aufru? hrer. Er
wollte nicht beru? hmt, sondern beru? chtigt werden;
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und dies ist ihm auch ziemlich gelungen. Ein Has-
sender kann nur beru? chtigt werden.
Noch liesse sich, um Weiningers Verliebtheit
in seinen Hass zu erkla? ren, anfu? hren, dass alles
Diabolische etwas eigentu? mlich Geheimnisvolles hat.
Durch Hass wird man interessanter als durch Liebe.
Man beobachtet bei jungen Leuten ha? ufig, dass sie
sich schlecht machen oder trotzig, gewaltta? tig, lieblos
geberden, um interessanter zu erscheinen. Weininger
wollte sich durch seinen Hass denen bemerkbar
machen, die ihn nicht bemerkten. Er konnte sie
nicht entbehren, die er so bitter schma? hte; er musste
sich irgend eine Geltung bei ihnen erzwingen, darum
spielte er den Vera? chter.
Ich sage, er spielte ihn. Die sogenannten inter-
essanten Menschen spielen alle; sie sind nie ganz
ernst zu nehmen. Auch Weininger spielte den Ver-
a? chter, insofern er seine Abneigung gegen das
weibliche Geschlecht masslos u? bertrieb. Fu? r den
Zweck des Spielens genu? gt es vollsta? ndig, bloss zu
spielen. Allein -- und das ist das Unselige in
Weiningers Geschick -- er war eines Tages mora-
lisch gezwungen, das zu sein, was er eigentlich nur
gespielt hatte. Er war gar nicht der grimmige Hasser,
fu? r den er sich ausgab. Andere nehmen die bleiche,
du?
die Unfa? higkeit zu echter Liebe in sich schliesst.
Die Kinder der Lust sind von allem Anfang dem
Untergang geweiht; die Richtung ihres gesamten
Tuns ist die gleiche wie die ihres Lebens: zuru? ck
zur toten Materie.
Diese letzte Bemerkung entha? lt den eigentlichen
Grund der Zusammengeho? rigkeit von Hass und Ver-
brechen. Was geschieht denn, genauer genommen,
mit jemand, der in der Liebe unglu? cklich ist? Er
wird vernichtet. Im Verha? ltnis zur Ewigkeit kommt
es auf die paar Jahre, die er noch allein zu leben
hat, nicht an; und eine Verla? ngerung des Lebens
u? ber den Tod hinaus ist ohne Liebe unmo? glich.
Wer keine Liebe findet, von dem bleibt nichts u? brig.
Wenn jemand infolge unglu? cklicher Liebe in Ver-
zweiflung gera? t und sich das Leben nimmt, so
kommt in dieser Handlung nur die Tatsache zum
Ausdruck, dass er das Leben, fu? r eine ho? here Be-
trachtung, schon nicht mehr hat. Die verbrecherischen
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Neigungen eines derart Entwerteten haben darin
ihren Grund, dass er sein Handeln mit seinem Schick-
sal in Einklang zu bringen bestrebt ist. Der Ver-
nichtete stellt die Harmonie zwischen sich und der
Welt dadurch her, dass er zum Vernichter wird; der
Entwertete entwertet. Die Harmonie scheint das ein-
zige allgemeine Prinzip des menschlichen Handelns
zu sein.
Menschen, denen arges Liebesleid widerfahren ist,
ho? rt man Reden fu? hren wie die folgenden: Nun solle
alles ein Ende haben, es mu? sse ein grosses Unglu? ck
geschehen und dergleichen. Wie bedeutsam sind
solche Reden! Dem Stu? rzenden bereitet es Genug-
tuung, etwas mit sich zu reissen. Der Versinkende
mo? chte am liebsten die ganze Welt mit sich ver-
sinken sehen. Wer in der Liebe unglu? cklich ist,
hat Interesse fu? r alles, was mit Zersto? rung zu-
sammenha? ngt. Besonders bemerkenswert ist, wie bei
den unglu? cklich Verliebten auf einmal die Zuneigung
zu den verheerenden Elementen, zum Feuer, zum
Wasser, zum Sturm erwacht.
Beim geborenen Verbrecher sind die inneren
Verha? ltnisse von Anbeginn so, wie sie bei anderen
erst durch ein widriges Geschick werden. Der ge-
borene Verbrecher ist von Anbeginn verdammt, zum
Staub zuru? ckzukehren ohne fortzudauern; sein Be-
streben ist darauf gerichtet, im Falle mo? glichst viel
mitzureissen. Der Tod eines guten Menschen ist eine
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Auflo? sung der leiblichen Form, welche aber durch
mannigfache Erhaltung in anderer Form ausgeglichen
wird. Der Tod des Verbrechers ist eine vollsta? ndige
und endgu? ltige Auflo? sung; was dem Verbrecher
durch den Tod widerfa? hrt, das will er anderen Ge-
bilden antun. --
Ich habe meine Gedanken u? ber den Zusammen-
hang von Liebe und Verbrechen mit Absicht in
dieser, dem Andenken Weiningers gewidmeten Schrift,
entwickelt. Es ist bekannt, wie viel Weininger in
der letzten Zeit seines Lebens u? ber das Bo? se und
den Verbrecher spekulierte. Er hielt sich selbst fu? r
eine Verbrechernatur; als Grund seines Selbstmordes
gab er an, er to? te sich, um nicht einen andern
to? ten zu mu? ssen. Eine Verbrechernatur war nun
Weininger natu? rlich nicht; aber verbrecherische
Neigungen wird er, dies folgt schon aus der Art
seiner Seelensto? rung, wohl verspu? rt haben. Wenn
Weininger von Verbrecher redet, so meint er natu? r-
lich nicht einen Menschen, der das Strafgesetz
durch Handlungen u? bertritt, sondern einen, dessen
Willensrichtung dem Bo? sen zugewendet ist. In diesem
Sinne hatte Weininger mit seiner Selbstbeurteilung
und -Verurteilung zweifellos vollkommen recht. Dass
er sich ganz richtig unter einen Begriff subsumierte,
dessen Anwendung auf einen Menschen von tadel-
loser Lebensfu? hrung den meisten als ein Zeichen
von Verru? cktheit erscheinen mag, zeugt von seiner
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-08-19 08:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/njp. 32101068184017 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
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ausserordentlichen begrifflichen Begabung. Auch damit
hatte Weininger Recht, wenn er sich zum Schlu? sse
seines Lebens als endgu? ltig bo? se bezeichnete: in
dem Augenblick, da es fu? r ihn keine Mo? glichkeit
mehr gab zu lieben, gab es auch keine Mo? glich-
keit mehr, gut zu werden. Es ist erstaunlich -- ich
werde noch ein Beispiel anfu? hren --, mit welcher Klar-
heit Weininger seine Lage beschrieb; dagegen
vermochte er sie nicht richtig zu beurteilen. Der
ursa? chliche Zusammenhang der Erscheinungen, die
er in sich wahrnahm, blieb ihm verborgen. Die
fu? hrenden Ma? chte flohen seinen Scharfblick. Er meinte
sein Innenleben mit seinen Gedanken zu beherrschen,
inzwischen waren diese Gedanken ga? nzlich von der
allma? chtigen Nebenregierung des verdra? ngten Triebes
beherrscht. Seine Gedanken umspielten die Ge-
schehnisse nur wie pra? chtige Begleitfiguren ein
Thema. Er fu? hlte sich als Verbrecher -- und sofort
fiel ihm eine Menge u? ber den Verbrecher ein, nur
nichts, was ihn u? ber die Herkunft seines vera? nderten
Wesens aufgekla? rt und eine Wiederherstellung er-
mo? glicht ha? tte. Seine Gedanken befestigten ihn nur
in seinen Zusta? nden; und gerade an den Gedanken,
die ihm diesen schlechten Dienst erwiesen, hatte
er ein so unseliges Wohlgefallen. --
Verbrecherische Neigungen sind nicht die ein-
zige Folge unterdru? ckter Liebesleidenschaft. Auch
die Grausamkeit in allen Spielarten und Graden hat
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den gleichen Ursprung. Die Grausamkeit ist dem
Verbrechen nah verwandt; ihre Lebensfeindlichkeit
erhellt auf den ersten Blick. Manchmal erscheint
die Grausamkeit u? berhaupt nur als Vorspiel zum
Verbrechen; manchmal aber auch als ein feiner Er-
satz dafu? r. Der Grausame zersto? rt dann nicht, er
droht nur mit der Zersto? rung, er qua? lt; er tut gerade
so wenig, um kein Verbrecher zu sein und gerade
so viel, um das Gefu? hl des Verbrechens zu ge-
niessen. Der Grausame, das ist der idealistische Ver-
brecher; er geho? rt zu jenem Menschentypus, der
alles erst mittelbar, durch die Phantasie, erlebt.
Die Grausamkeit ist wie das Verbrechen eine
allgemeine Willensrichtung. Qua? lerei und Selbst-
qua? lerei findet man daher immer beisammen; es ist
schwer zu entscheiden, worum es dem Grausamen
eigentlich zu tun ist: um die Qual des anderen oder
um die eigene Qual beim Anblick der Qual des
anderen.
Die Grausamkeit kann, wie das Verbrechen, alles
Geformte, Organisches und Anorganisches, zum
Gegenstande haben. Die Tierqua? lerei bedarf kaum
einer Erwa? hnung. Es gibt aber auch eine Lieb-
losigkeit gegen Sachen, u? ber deren wahren Charakter
man alsbald unterrichtet ist, wenn man den Lebens-
schicksalen der Menschen nachforscht. Lieblosigkeit
ist immer ein Zeichen gesto? rten Liebeslebens; sie
ist nur beim echten Verbrecher eine Charakter-
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eigenschaft, sonst eine Folge unfreiwilliger Ent-
behrung.
Die Grausamkeit ist ungemein vielgestaltig. Ihre
Mittel ko? nnen physischer und psychischer Natur sein.
Stechen und Sticheln ist im Grunde ein und dasselbe.
Es gibt ganz unauffa? llige Formen der Qua? lerei, dazu
geho? ren die Vorwu? rfe und Selbstvorwu? rfe. Auch
wenn Gru? nde fu? r sie vorhanden sind, so sind diese
Gru? nde ha? ufig doch nur ein willkommener Vorwand
fu? r denjenigen, welcher infolge einer Triebsto? rung
andere oder sich selber qua? len will. Eine harmlose,
unschuldige Form der Grausamkeit ist die Neckerei.
Das Sprichwort sagt: Was sich liebt, das neckt sich.
Eigentlich sollte es aber heissen: Was sich nicht
genug lieben kann, das neckt sich. Satte Liebe ver-
langt nicht nach Neckereien. Auch diese wohlgefa? llige
A? usserung der Grausamkeit ist schon eine Folge der
Triebverkehrung.
Es wu? rde zu weit fu?
hren, wollte ich hier alle
die Charaktereigenschaften auffu? hren, welche auf die
angegebene Art entstehen. Nur die Bissigkeit sei
noch erwa? hnt. Bissige Menschen fu? hren immer ein
ungeordnetes Triebleben. Ein bissiger Kritiker ist
ein unglu? cklicher Mensch; unglu? cklich heisst aber
immer nur: in der Liebe unglu? cklich.
Ich habe diese Betrachtungen u? ber das Wesen
der Grausamkeit deshalb eingefu? gt, weil Weininger
in seiner letzten Lebenszeit der Selbstqua? lerei sehr
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ergeben war. Es fehlte eben keine einzige von den
Folgen geknechteter Leidenschaft. Nicht der winzigste
Schaden in der menschlichen Natur blieb ihm ver-
borgen; aber es war ihm an der blossen Erkenntnis
nicht genug, er nutzte sie mit grimmigem Selbsthass
aus, um sich das Leben zu verleiden. Auch dass er
sich das martervolle Los einer Entsagung, die er
nicht vertrug, mit so brutaler Strenge auferlegte,
kam nicht von seiner Auffassung der ? bo? sen" Sinn-
lichkeit, sondern von der Vergewaltigung der Sinn-
lichkeit.
Es liegt nahe, in diesem Zusammenhang der
Askese zu gedenken; doch will ich diese ehrwu? rdige
Erscheinung an anderer Stelle einer Betrachtung
unterziehen. Zweifellos ist der Asket ein Selbst-
qua? ler; das Wichtigste an ihm ist aber nicht dies,
sondern die vo? llig freiwillige und vo? llig bewusste
Unterdru? ckung des Geschlechtstriebes. --
Es ist eine der ersten Aufgaben der Wissen-
schaft, dasjenige zusammenzufassen, was dem Wesen
nach zusammengeho? rt, wenn es auch der Erscheinung
nach verschieden ist. Unter den Begriff des Ver-
brechens, wie er vorhin entwickelt wurde, fallen
auch die folgenden durchaus nicht harmlosen Be-
ta? tigungen: Das Verneinen, das Kritisieren, das
No? rgeln, das Absprechen, das Schimpfen, das ? Um-
werten* und anderes. All das kommt von angeborener
oder erworbener Geha? ssigkeit, Lieblosigkeit. So
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mancher, der im o? ffentlichen Leben den strengen
Richter spielt, ist nur ein unglu? cklicher Privatmann.
Es gibt eine Menge Arten, negative Ta? tigkeit ge-
schickt zu drapieren, so dass sie wohl gar als er-
spriesslich und hoch achtbar erscheint. Einwandfrei
sind nur jene Zersto? rer, die auch aufbauen ko? nnen.
So mancher Stu? rmer verra? t seine Art erst dadurch,
dass er sich zum Aufbauen ungewillt und unfa? hig
erweist.
Auch vom Verneiner hatte Weininger in der
letzten Zeit, im Gegensatz zu fru? her, sehr viel.
Nichts fand mehr Anerkennung, als was ihn in seinem
U? bel besta? rkte. Er war sich dieser neuen Eigenschaft
wohl bewusst und widmete ihr manche launige Be-
merkung. Einmal a? usserte er auch den scherzhaften
Plan, ein ? Juxopus" zu schreiben u? ber die Ent-
stehung der Sprache aus dem Schimpfen. --
Ich habe im Vorhergehenden dargelegt, wie
Weininger in den Zustand des Hasses hinein geriet.
Damit wa? re sein Los noch nicht entschieden gewesen;
leider gab es auch Gru? nde, derentwegen er aus dem
verha? ngnisvollen Zustand nicht mehr herauskam
und einer davon sei gleich im Anschluss an die
Betrachtungen u? ber das Wesen des Verbrechens
mitgeteilt; man kann ihn bezeichnen als das Ver-
gnu? gen am Diabolischen. Das Diabolische ist das
Verbrecherische im weitesten Sinn: alles negative
Tun. Es ist nun merkwu? rdig, was fu? r einen grossen
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Reiz das Diabolische in ju? ngeren Jahren ausu? bt.
Der Jugend imponieren die grossen Zersto? rer mehr
als die grossen Erbauer; ein Napoleon mehr als ein
Bismarck. Als Ursache ko? nnte man annehmen, dass
die Jugend zu positiver Ta? tigkeit selbst noch nicht
reif ist und infolgedessen kein Versta? ndnis dafu? r
hat. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass die Vor-
liebe fu? rs Diabolische denselben Grund hat wie die
verbrecherische Beta? tigung selbst: das ungeordnete
Triebleben, welches die Jugend notgedrungen fu? hrt.
So manches Jugendwerk gibt Zeugnis von dieser
Vorliebe; man denke nur an Schillers Ra? uber, an
Wagners Jugenddrama mit den ungeza? hlten Toten.
Die Sto? rung des Trieblebens zeigt sich zumindest
in dem Zauber, den das Bo? se auf jemand ausu? bt.
U? ber viele Erscheinungen der Literatur la? sst sich
von hier aus eine ganz neue Einsicht gewinnen.
Mit der Vorliebe fu? rs Diabolische ha? ngt auch
eine besondere Art des Unsterblichkeitsbedu? rfnisses
zusammen. Die Guten und die Bo? sen haben eine
verschiedene Art der Fortdauer. Vom guten Menschen
bleibt das Gute u? brig und durch dieses Gute lebt
er weiter; vom bo? sen Menschen hingegen bleibt
nichts u? brig -- er strebt ja das Nichts an --, er
lebt nur durch seinen Namen weiter.
Die Jugend hat wenig Sinn fu? r die namenlose
Unsterblichkeit des Guten, sehr viel fu? r die hero-
stratische Unsterblichkeit. Brennender Ehrgeiz, wie
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er u? brigens nur mit negativen Gelu? sten verbunden
ist, wird besser durch eine Untat als durch eine
Guttat befriedigt. Dem Ehrgeizigen ist es immer
nur um die Unsterblichkeit des Namens zu tun;
nicht um tiefe, sondern um oberfla? chliche Wirkung,
nicht um Auferbauung sondern um Aufreizung. Der
Ehrgeizige geht nicht darauf aus, das Innere der
Menschen zu gewinnen, sondern ihr A? usseres, die
Sinne, zu bescha? ftigen, zu beunruhigen. Der Ehr-
geizige will mit einem Wort Sensation erregen und
dazu eignet sich am besten alles Negative. Das
Negative ist ja fu? r die Sinne bestimmt, in denen es
erstirbt. Die a? rgsten Gra? uel der ^Zersto? rung ver-
schwinden erstaunlich schnell aus dem Geda? chtnisse
der Zeitgenossen. Das sinnliche Geda? chtnis ist kurz;
und das geistige Geda? chtnis ha? lt nur Gutes, Ganzes
fest. --
Was nun Weininger anlangt, ist kein Zweifel,
dass er sich in der Pose des Hassers, des Vera? chters
gefiel. Es bereitete ihm Wonne, sich den Aufruhr
auszumalen, den sein Werk hervorrufen wu? rde. An
der guten Wirkung des Guten war ihm weniger
gelegen als an der schlimmen Wirkung des Schlimmen.
Er wollte keine freundliche Sonne, sondern greller
Feuerschein sein. Er wollte nicht, wie's dem positiv
Schaffenden geziemt, ein frommer Eindringling in
die Seelen anderer sein, sondern ein Aufru? hrer. Er
wollte nicht beru? hmt, sondern beru? chtigt werden;
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und dies ist ihm auch ziemlich gelungen. Ein Has-
sender kann nur beru? chtigt werden.
Noch liesse sich, um Weiningers Verliebtheit
in seinen Hass zu erkla? ren, anfu? hren, dass alles
Diabolische etwas eigentu? mlich Geheimnisvolles hat.
Durch Hass wird man interessanter als durch Liebe.
Man beobachtet bei jungen Leuten ha? ufig, dass sie
sich schlecht machen oder trotzig, gewaltta? tig, lieblos
geberden, um interessanter zu erscheinen. Weininger
wollte sich durch seinen Hass denen bemerkbar
machen, die ihn nicht bemerkten. Er konnte sie
nicht entbehren, die er so bitter schma? hte; er musste
sich irgend eine Geltung bei ihnen erzwingen, darum
spielte er den Vera? chter.
Ich sage, er spielte ihn. Die sogenannten inter-
essanten Menschen spielen alle; sie sind nie ganz
ernst zu nehmen. Auch Weininger spielte den Ver-
a? chter, insofern er seine Abneigung gegen das
weibliche Geschlecht masslos u? bertrieb. Fu? r den
Zweck des Spielens genu? gt es vollsta? ndig, bloss zu
spielen. Allein -- und das ist das Unselige in
Weiningers Geschick -- er war eines Tages mora-
lisch gezwungen, das zu sein, was er eigentlich nur
gespielt hatte. Er war gar nicht der grimmige Hasser,
fu? r den er sich ausgab. Andere nehmen die bleiche,
du?