hlt,
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu?
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu?
Trakl - Dichtungen
RUH UND SCHWEIGEN
Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald.
Ein Fischer zog
In ha? renem Netz den Mond aus frierendem'Weiher.
In blauem Kristall
Wohnt der bleiche Mensch, die Wang' an seine Sterne
gelehnt;
Oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.
Doch immer ru? hrt der schwarze Flug der Vo? gel
Den Schauenden, das Heilige blauer Blumen,
Denkt die nahe Stille Vergessenes, erloschene Engel.
Wieder nachtet die Stirne in mondenem Gestein;
Ein strahlender Ju? ngling
Erscheint die Schwester in Herbst und schwarzer Ver-
wesung.
108
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? IM FRU? HLING
Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blu? hen
Die Veilchen,
Ergru? nt so stille die Schla? fe des Einsamen.
109
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? ABEND IN LANS
Wanderschaft durch da? mmernden Sommer
An Bu? ndeln vergilbten Korns vorbei. Unter getu? nchten
Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen
Wein.
Scho? n: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Du? fte des Gru? ns
Ku? hlen mit Schauern die glu? hende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen u? ber die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
110
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? AM MO? NCHSBERG
Wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene
Pfad hinabsinkt,
Ferne den Hu? tten von Laub, schlafenden Hirten,
Immer folgt dem Wandrer die dunkle Gestalt der Ku? hle
U? ber kno? chernen Steg, die hyazinthene Stimme des
,: Knaben,
Leise sagend die vergessene Legende des Walds,
Sanfter ein Krankes nun die wilde Klage des Bruders.
>' -'' <
Also ru? hrt ein spa? rliches Gru? n das Knie des Fremdlings,
Das versteinerte Haupt;
Na? her rauscht der blaue Quell die Klage der Frauen.
111
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? HOHENBURG
Es ist niemand im Haus. Herbst in Zimmern;
Mondeshelle Sonate
Und das Erwachen am Saum des da? mmernden Walds.
Immer denkst du das weisse Antlitz des Menschen
Ferne dem Getu? mmel der Zeit;
U? ber ein Tra? umendes neigt sich gerne gru? nes Gezweig,
Kreuz und Abend;
Umfa? ngt den To? nenden mit purpurnen Armen sein Stern,
Der zu unbewohnten Fenstern hinaufsteigt.
i
Also zittert im Dunkel der Fremdling,
Da er leise die Lider u? ber ein Menschliches aufhebt,
Das ferne ist; die Silberstimme des Windes im Hausflur.
112
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? KASPAR HAUSER LIED
Fu? r Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hu? gel
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru? ns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
0 Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,
Haus und Da? mmergarten weisser Menschen
Und sein Mo? rder suchte nach ihm.
Fru? hling und Sommer und scho? n der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Tra? umender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, dass Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im da? mmernden Hausflur den Schatten des Mo? rders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
s 113
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DER HERBST DES EINSAMEN
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DIE VERFLUCHTEN
1.
Es da? mmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun.
Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot.
Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot
Und Sonnenblumen sinken u? bern Zaun.
Am Fluss die Schenke to? nt noch lau und leis.
Gitarre summt; ein Klimperklang von Geld.
Ein Heiligenschein auf jene Kleine fa? llt,
Die vor der Glastu? r wartet sanft und weiss.
0! blauer Glanz, den sie in Scheiben weckt,
Umrahmt von Dornen, schwarz und starrverzu? ckt.
Ein krummer Schreiber la? chelt wie verru? ckt
Ins Wasser, das ein wilder Aufruhr schreckt.
2.
Am Abend sa? umt die Pest ihr blau Gewand
Und leise schliesst die Tu? r ein finstrer Gast.
Durchs Fenster sinkt des Ahorns schwarze Last;
Ein Knabe legt die Stirn in ihre Hand.
117
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? Oft sinken ihre Lider bo? s und schwer.
Des Kindes Ha? nde rinnen durch ihr Haar
Und seine Tra? nen stu? rzen heiss und klar
In ihre Augenho? hlen schwarz und leer.
Ein Nest von scharlachfarbnen Schlangen ba? umt
Sich trag in ihrem aufgewu? hlten Schoss.
Die Arme lassen ein Erstorbenes los,
Das eines Teppichs Traurigkeit umsa? umt.
3.
Ins braune Ga? rtchen to? nt ein Glockenspiel.
Im Dunkel der Kastanien schwebt ein Blau,
Der su? sse Mantel einer fremden Frau.
Resedenduft; und glu? hendes Gefu? hl
Des Bo? sen. Die feuchte Stirn beugt kalt und bleich
Sich u? ber Unrat, drin die Ratte wu?
hlt,
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu? lt;
Im Garten fallen A? pfel dumpf und weich.
Die Nacht ist schwarz. Gespenstisch bla? ht der Fo? hn
Des wandelnden Knaben weisses Schlafgewand
Und leise greift in seinen Mund die Hand
Der Toten. Sonja la? chelt sanft und scho? n.
118
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? SONJA
Abend kehrt in alten Garten;
Sonjas Leben, blaue Stille.
Wilder Vo? gel Wanderfahrten;
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonnenblume, sanftgeneigte
U? ber Sonjas weisses Leben.
Wunde, rote, niegezeigte
La? sst in dunklen Zimmern leben,
Wo die blauen Glocken la? uten;
Sonjas Schritt und sanfte Stille.
Sterbend Tier gru? sst im Entgleiten,
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonne alter Tage leuchtet
U? ber Sonjas weisse Brauen,
Schnee, der ihre Wangen feuchtet,
Und die Wildnis ihrer Brauen.
119
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? ENTLANG
Geschnitten sind Korn und Traube,
Der Weiler in Herbst und Ruh.
Hammer und Amboss klingt immerzu,
Lachen in purpurner Laube.
Astern von dunklen Za? unen
Bring dem weissen Kind.
Sag wie lang wir gestorben sind;
Sonne will schwarz erscheinen.
'
Rotes Fischlein im Weiher;
Stirn, die sich fu? rchtig belauscht;
Abendwind leise ans Fenster rauscht,
Blaues Orgelgeleier.
Stern und heimlich Gefunkel
La? sst noch einmal aufschaun.
Erscheinung der Mutter in Schmerz und Graun;
Schwarze Reseden im Dunkel.
120
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? DER HERBST DES EINSAMEN
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fu? lle,
Vergilbter Glanz von scho? nen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hu? lle;
Der Flug der Vo? gel to? nt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfu? llt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf o? dem Hu? gel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert u? bern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise ru? hrt des Abends blauer Flu? gel
Ein Dach von du? rrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Mu? den Brauen;
In ku? hle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfa? llt ein kno? chern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
121
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? HERBSTSEELE
Ja? gerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hu? gel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.
U? ber Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.
Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele, dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, A? ndern.
Abend wechselt Sinn und Bild.
Rechten Lebens Brot und Wein,
Gott in deine milden Ha? nde
Legt der Mensch das dunkle Ende,
Alle Schuld und rote Pein.
122
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? AFRA
Ein Kind mit braunem Haar. Gebet und Amen
Verdunkeln still die abendliche Ku? hle
Und Afras La? cheln rot in gelbem Rahmen
Von Sonnenblumen, Angst und grauer Schwu? le.
Gehu? llt in blauen Mantel sah vor Zeiten
Der Mo? nch sie fromm gemalt an Kirchenfenstern;
Das will in Schmerzen freundlich noch geleiten,
Wenn ihre Sterne durch sein Blut gespenstern.
Herbstuntergang; und des Holunders Schweigen.
Die Stirne ru? hrt des Wassers blaue Regung,
Ein ha? rnes Tuch gelegt auf eine Bahre.
Verfaulte Fru? chte fallen von den Zweigen;
Unsa? glich ist der Vo? gel Flug, Begegnung
Mit Sterbenden; dem folgen durtkle Jahre.
123
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? EIN WINTERABEND
Wenn der Schnee ans Fenster fa? llt,
Lang die Abendglocke la? utet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blu? ht der Baum der Gnaden
Aus der Erde ku? hlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da ergla? nzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
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? SIEBENGESANG DES TODES
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? VERWANDLUNG DES BO? SEN
Herbst: schwarzes Schreiten am Waldsaum; Minute
stummer Zersto? rung; auf lauscht die Stirne des Aus-
sa? tzigen unter dem kahlen Baum. Langvergangener
Abend, der nun u? ber die Stufen von Moos sinkt; No-
vember. Eine Glocke la? utet und der Hirt fu? hrt eine
Herde von schwarzen und roten Pferden ins Dorf.
Unter dem Haselgebu? sch weidet der gru? ne Ja? ger ein
Wild aus. Seine Ha? nde rauchen von Blut und der
Schatten des Tiers seufzt im Laub u? ber den Augen
des Mannes, braun und schweigsam; der Wald. Kra? hen,
die sich zerstreuen; drei. Ihr Flug gleicht einer Sonate,
voll verblichener Akkorde und ma? nnlicher Schwermut;
leise lo? st sich eine goldene Wolke auf. Bei der Mu? hle
zu? nden Knaben ein Feuer an. Flamme ist des Bleichsten
Bruder und jener lacht vergraben in sein purpurnes Haar;
oder es ist ein Ort des Mordes, an dem ein steiniger Weg
vorbeifu? hrt. Die Berberitzen sind verschwunden, jahr-
lang tra? umt es in bleierner Luft unter den Fo? hren;
Angst, gru? nes Dunkel, das Gurgeln eines Ertrinkenden:
aus dem Sternenweiher zieht der Fischer einen grossen,
schwarzen Fisch, Antlitz voll Grausamkeit und Irrsinn.
Die Stimmen des Rohrs, hadernder Ma? nner im Ru? cken
schaukelt jener auf rotem Kahn u? ber frierende Herbst-
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Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald.
Ein Fischer zog
In ha? renem Netz den Mond aus frierendem'Weiher.
In blauem Kristall
Wohnt der bleiche Mensch, die Wang' an seine Sterne
gelehnt;
Oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.
Doch immer ru? hrt der schwarze Flug der Vo? gel
Den Schauenden, das Heilige blauer Blumen,
Denkt die nahe Stille Vergessenes, erloschene Engel.
Wieder nachtet die Stirne in mondenem Gestein;
Ein strahlender Ju? ngling
Erscheint die Schwester in Herbst und schwarzer Ver-
wesung.
108
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? IM FRU? HLING
Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blu? hen
Die Veilchen,
Ergru? nt so stille die Schla? fe des Einsamen.
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? ABEND IN LANS
Wanderschaft durch da? mmernden Sommer
An Bu? ndeln vergilbten Korns vorbei. Unter getu? nchten
Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen
Wein.
Scho? n: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Du? fte des Gru? ns
Ku? hlen mit Schauern die glu? hende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen u? ber die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
110
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? AM MO? NCHSBERG
Wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene
Pfad hinabsinkt,
Ferne den Hu? tten von Laub, schlafenden Hirten,
Immer folgt dem Wandrer die dunkle Gestalt der Ku? hle
U? ber kno? chernen Steg, die hyazinthene Stimme des
,: Knaben,
Leise sagend die vergessene Legende des Walds,
Sanfter ein Krankes nun die wilde Klage des Bruders.
>' -'' <
Also ru? hrt ein spa? rliches Gru? n das Knie des Fremdlings,
Das versteinerte Haupt;
Na? her rauscht der blaue Quell die Klage der Frauen.
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? HOHENBURG
Es ist niemand im Haus. Herbst in Zimmern;
Mondeshelle Sonate
Und das Erwachen am Saum des da? mmernden Walds.
Immer denkst du das weisse Antlitz des Menschen
Ferne dem Getu? mmel der Zeit;
U? ber ein Tra? umendes neigt sich gerne gru? nes Gezweig,
Kreuz und Abend;
Umfa? ngt den To? nenden mit purpurnen Armen sein Stern,
Der zu unbewohnten Fenstern hinaufsteigt.
i
Also zittert im Dunkel der Fremdling,
Da er leise die Lider u? ber ein Menschliches aufhebt,
Das ferne ist; die Silberstimme des Windes im Hausflur.
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? KASPAR HAUSER LIED
Fu? r Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hu? gel
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru? ns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
0 Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,
Haus und Da? mmergarten weisser Menschen
Und sein Mo? rder suchte nach ihm.
Fru? hling und Sommer und scho? n der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Tra? umender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, dass Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im da? mmernden Hausflur den Schatten des Mo? rders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
s 113
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? DER HERBST DES EINSAMEN
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
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? DIE VERFLUCHTEN
1.
Es da? mmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun.
Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot.
Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot
Und Sonnenblumen sinken u? bern Zaun.
Am Fluss die Schenke to? nt noch lau und leis.
Gitarre summt; ein Klimperklang von Geld.
Ein Heiligenschein auf jene Kleine fa? llt,
Die vor der Glastu? r wartet sanft und weiss.
0! blauer Glanz, den sie in Scheiben weckt,
Umrahmt von Dornen, schwarz und starrverzu? ckt.
Ein krummer Schreiber la? chelt wie verru? ckt
Ins Wasser, das ein wilder Aufruhr schreckt.
2.
Am Abend sa? umt die Pest ihr blau Gewand
Und leise schliesst die Tu? r ein finstrer Gast.
Durchs Fenster sinkt des Ahorns schwarze Last;
Ein Knabe legt die Stirn in ihre Hand.
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? Oft sinken ihre Lider bo? s und schwer.
Des Kindes Ha? nde rinnen durch ihr Haar
Und seine Tra? nen stu? rzen heiss und klar
In ihre Augenho? hlen schwarz und leer.
Ein Nest von scharlachfarbnen Schlangen ba? umt
Sich trag in ihrem aufgewu? hlten Schoss.
Die Arme lassen ein Erstorbenes los,
Das eines Teppichs Traurigkeit umsa? umt.
3.
Ins braune Ga? rtchen to? nt ein Glockenspiel.
Im Dunkel der Kastanien schwebt ein Blau,
Der su? sse Mantel einer fremden Frau.
Resedenduft; und glu? hendes Gefu? hl
Des Bo? sen. Die feuchte Stirn beugt kalt und bleich
Sich u? ber Unrat, drin die Ratte wu?
hlt,
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu? lt;
Im Garten fallen A? pfel dumpf und weich.
Die Nacht ist schwarz. Gespenstisch bla? ht der Fo? hn
Des wandelnden Knaben weisses Schlafgewand
Und leise greift in seinen Mund die Hand
Der Toten. Sonja la? chelt sanft und scho? n.
118
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? SONJA
Abend kehrt in alten Garten;
Sonjas Leben, blaue Stille.
Wilder Vo? gel Wanderfahrten;
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonnenblume, sanftgeneigte
U? ber Sonjas weisses Leben.
Wunde, rote, niegezeigte
La? sst in dunklen Zimmern leben,
Wo die blauen Glocken la? uten;
Sonjas Schritt und sanfte Stille.
Sterbend Tier gru? sst im Entgleiten,
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonne alter Tage leuchtet
U? ber Sonjas weisse Brauen,
Schnee, der ihre Wangen feuchtet,
Und die Wildnis ihrer Brauen.
119
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? ENTLANG
Geschnitten sind Korn und Traube,
Der Weiler in Herbst und Ruh.
Hammer und Amboss klingt immerzu,
Lachen in purpurner Laube.
Astern von dunklen Za? unen
Bring dem weissen Kind.
Sag wie lang wir gestorben sind;
Sonne will schwarz erscheinen.
'
Rotes Fischlein im Weiher;
Stirn, die sich fu? rchtig belauscht;
Abendwind leise ans Fenster rauscht,
Blaues Orgelgeleier.
Stern und heimlich Gefunkel
La? sst noch einmal aufschaun.
Erscheinung der Mutter in Schmerz und Graun;
Schwarze Reseden im Dunkel.
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? DER HERBST DES EINSAMEN
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fu? lle,
Vergilbter Glanz von scho? nen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hu? lle;
Der Flug der Vo? gel to? nt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfu? llt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf o? dem Hu? gel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert u? bern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise ru? hrt des Abends blauer Flu? gel
Ein Dach von du? rrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Mu? den Brauen;
In ku? hle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfa? llt ein kno? chern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
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? HERBSTSEELE
Ja? gerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hu? gel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.
U? ber Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.
Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele, dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, A? ndern.
Abend wechselt Sinn und Bild.
Rechten Lebens Brot und Wein,
Gott in deine milden Ha? nde
Legt der Mensch das dunkle Ende,
Alle Schuld und rote Pein.
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? AFRA
Ein Kind mit braunem Haar. Gebet und Amen
Verdunkeln still die abendliche Ku? hle
Und Afras La? cheln rot in gelbem Rahmen
Von Sonnenblumen, Angst und grauer Schwu? le.
Gehu? llt in blauen Mantel sah vor Zeiten
Der Mo? nch sie fromm gemalt an Kirchenfenstern;
Das will in Schmerzen freundlich noch geleiten,
Wenn ihre Sterne durch sein Blut gespenstern.
Herbstuntergang; und des Holunders Schweigen.
Die Stirne ru? hrt des Wassers blaue Regung,
Ein ha? rnes Tuch gelegt auf eine Bahre.
Verfaulte Fru? chte fallen von den Zweigen;
Unsa? glich ist der Vo? gel Flug, Begegnung
Mit Sterbenden; dem folgen durtkle Jahre.
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? EIN WINTERABEND
Wenn der Schnee ans Fenster fa? llt,
Lang die Abendglocke la? utet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blu? ht der Baum der Gnaden
Aus der Erde ku? hlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da ergla? nzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
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? SIEBENGESANG DES TODES
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? VERWANDLUNG DES BO? SEN
Herbst: schwarzes Schreiten am Waldsaum; Minute
stummer Zersto? rung; auf lauscht die Stirne des Aus-
sa? tzigen unter dem kahlen Baum. Langvergangener
Abend, der nun u? ber die Stufen von Moos sinkt; No-
vember. Eine Glocke la? utet und der Hirt fu? hrt eine
Herde von schwarzen und roten Pferden ins Dorf.
Unter dem Haselgebu? sch weidet der gru? ne Ja? ger ein
Wild aus. Seine Ha? nde rauchen von Blut und der
Schatten des Tiers seufzt im Laub u? ber den Augen
des Mannes, braun und schweigsam; der Wald. Kra? hen,
die sich zerstreuen; drei. Ihr Flug gleicht einer Sonate,
voll verblichener Akkorde und ma? nnlicher Schwermut;
leise lo? st sich eine goldene Wolke auf. Bei der Mu? hle
zu? nden Knaben ein Feuer an. Flamme ist des Bleichsten
Bruder und jener lacht vergraben in sein purpurnes Haar;
oder es ist ein Ort des Mordes, an dem ein steiniger Weg
vorbeifu? hrt. Die Berberitzen sind verschwunden, jahr-
lang tra? umt es in bleierner Luft unter den Fo? hren;
Angst, gru? nes Dunkel, das Gurgeln eines Ertrinkenden:
aus dem Sternenweiher zieht der Fischer einen grossen,
schwarzen Fisch, Antlitz voll Grausamkeit und Irrsinn.
Die Stimmen des Rohrs, hadernder Ma? nner im Ru? cken
schaukelt jener auf rotem Kahn u? ber frierende Herbst-
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