und sah
staunend
das goldene Zelt l der Sterne.
Trakl - Dichtungen
^
Es ist Schnee gefallen. Nach Mitternacht verla? sst
du betrunken von purpurnem Wein den dunklen Be-
zirk der Menschen, die rote Flamme ihres Herdes.
0 die Finsternis!
Schwarzer Frost. Die Erde ist hart, nach Bitterem
schmeckt die Luft. Deine Sterne schliessen sich zu
bo? sen Zeichen.
Mit versteinerten Schritten stampfst du am Bahn-
damm hin, mit runden Augen, wie ein Soldat, der eine
schwarze Schanze stu? rmt. Avanti!
Bitterer Schnee und Mond!
Ein roter Wolf, den ein Engel wu? rgt. Deine Beine
klirren schreitend wie blaues Eis und ein La? cheln voll
Trauer und Hochmut hat dein Antlitz versteinert und
die Stirne erbleicht vor der Wollust des Frostes;
oder sie neigt sich schweigend u? ber den Schlaf eines
Wa? chters, der in seiner ho? lzernen Hu? tte hinsank.
Frost und Rauch. Ein weisses Sternenhemd ver-
brennt die tragenden Schultern und Gottes Geier zer-
fleischen dein metallenes Herz.
0 der steinerne Hu? gel. Stille schmilzt und vergessen
der ku? hle Leib im silbernen Schnee hin.
150
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? Schwarz ist der Schlaf. Das Ohr folgt lange den
Pfaden der Sterne im Eis.
Beim Erwachen klangen die Glocken im Dorf. Aus
dem o? stlichen Tor trat silbern der rosige Tag.
151
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? DRITTER TEIL
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? TRAUM UND UMNACHTUNG
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? A na Abend ward zum Greis der Vater; in dunklen
Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und
auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Ge-
schlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit,
erfu? llt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, ver-
schwiegener Spiele im Sternengarten, oder dass er die
Ratten fu? tterte im da? mmernden Hof. Aus blauem
Spiegel trat die schmale Gestalt der Schwester und er
stu? rzte wie tot ins Dunkel. Nachts brach sein Mund
gleich einer roten Frucht auf und die Sterne ergla? nzten
u? ber seiner sprachlosen Trauer. Seine Tra? ume erfu? llten
das alte Haus der Va? ter. Am Abend ging er gerne u? ber
den verfallenen Friedhof, oder er besah in da? mmernder
Totenkammer die Leichen, die gru? nen Flecken der Ver-
wesung auf ihren scho? nen Ha? nden. An der Pforte des
Klosters bat er um ein Stu? ck Brot; der Schatten eines
Rappen sprang aus dem Dunkel und erschreckte ihn.
Wenn er in seinem ku? hlen Bette lag, u? berkamen ihn
unsa? gliche Tra? nen. Aber es war niemand, der die Hand
auf seine Stirne gelegt ha? tte. Wenn der Herbst kam,
ging er, ein Hellseher, in brauner Au. 0, die Stunden
wilder Verzu? ckung, die Abende am gru? nen Fluss, die
Jagden. 0, die Seele, die leise das Lied des vergilbten
Rohrs sang; feurige Fro? mmigkeit. Stille sah er und
lang in die Sternenaugen der Kro? te, befu? hlte mit er-
157
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? schauernden Ha? nden die Ku? hle des alten Steins und
besprach die ehrwu? rdige Sage des blauen Quells. O,
die silbernen Fische und die Fru? chte, die von ver-
kru? ppelten Ba? umen fielen. Die Akkorde seiner Schritte
erfu? llten ihn mit Stolz und Menschenverachtung. Am
Heimweg traf er ein unbewohntes Schloss. Verfallene
Go? tter standen im Garten, hintrauernd am Abend. Ihm
aber schien: hier lebte ich vergessene Jahre. Ein Orgel-
choral erfu? llte ihn mit Gottes Schauern. Aber in
dunkler Ho? hle verbrachte er seine Tage, log und stahl
und verbarg sich, ein flammender Wolf, vor dem weissen
Antlitz der Mutter. 0, die Stunde, da er mit steinernem
Munde im Sternengarten hinsank, der Schatten des
Mo? rders u? ber ihn kam. Mit purpurner Stirne ging er
ins Moor und Gottes Zorn zu? chtigte seine metallenen
Schultern; o, die Birken im Sturm, das dunkle Getier,
das seine umnachteten Pfade mied. Hass verbrannte
sein Herz, Wollust, da er im gru? nenden Sommergarten
dem schweigenden Kind Gewalt tat, in dem strahlenden
sein umnachtetes Antlitz erkannte. Weh, des Abends
am Fenster, da aus purpurnen Blumen, ein gra? ulich
Gerippe, der Tod trat. 0, ihr Tu? rme und Glocken;
und die Schatten der Nacht fielen steinern auf ihn.
158
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? Nemand liebte ihn. Sein Haupt verbrannte Lu? ge
und Unzucht in da? mmernden Zimmern. Das blaue
Rauschen eines Frauengewandes liess ihn zur Sa? ule er-
starren und in der Tu? r stand die na? chtige Gestalt seiner
Mutter. Zu seinen Ha? upten erhob sich der Schatten
des Bo? sen. 0, ihr Na? chte und Sterne. Am Abend ging
er mit dem Kru? ppel am Berge hin; auf eisigem Gipfel
lag der rosige Glanz der Abendro? te und sein Herz
la? utete leise in der Da? mmerung. Schwer sanken die
stu? rmischen Tannen u? ber sie und der rote Ja? ger trat
aus; dem Wald. Da es Nacht ward, zerbrach kristallen
sein Herz und die Finsternis schlug seine Stirne. Unter
kahlen Eichba? umen erwu? rgte er mit eisigen Ha? nden
eine wilde Katze. Klagend zur Rechten erschien die
weisse Gestalt eines Engels, und es wuchs im Dunkel
der Schatten des Kru? ppels. Er aber hob einen Stein
und warf ihn nach jenem, dass er heulend floh, und
seufzend verging im Schatten des Baums das sanfte
,Antlitz des Engels. Lange lag er auf steinigem Acker
?
und sah staunend das goldene Zelt l der Sterne. Von
Flederma? usen gejagt, stu? rzte er fort ins Dunkel. Atem-
los trat er ins verfallene Haus. Im Hof trank er, ein
wildes Tier, von den blauen Wassern des Brunnens, bis
ihn fror. Fiebernd sass er auf der eisigen Stiege, rasend
gen Gott, dass er stu? rbe. O, das graue Antlitz des
159
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? Schreckens, da er die runden Augen u? ber einer Taube
zerschnittener Kehle aufhob. Huschend u? ber fremde
Stiegen begegnete er einem Judenma? dchen und er griff
nach ihrem schwarzen Haar und er nahm ihren Mund.
Feindliches folgte ihm durch finstere Gassen und sein
Ohr zerriss ein eisernes Klirren. An herbstlichen Mauern
folgte er, ein Mesnerknabe, stille dem schweigenden
Priester; unter verdorrten Ba? umen atmete er trunken
den Scharlach jenes ehrwu? rdigen Gewands. O, die
verfallene Scheibe der Sonne. Su? sse Martern verzehrten
sein Fleisch. In einem vero? deten Durchhaus erschien
ihm starrend von Unrat seine blutende Gestalt. Tiefer
liebte er die erhabenen Werke des Steins; den Turm,
der mit ho? llischen Fratzen na? chtlich den blauen Sternen-
himmel stu? rmt; das ku? hle Grab, darin des Menschen
feuriges Herz bewahrt ist. Weh, der unsa? glichen Schuld,,
die jenes kundtut. Aber da er Glu? hendes sinnend den
herbstlichen Fluss hinabging unter kahlen Ba? umen hin,
erschien in ha? renem Mantel ihm, ein flammender Da? mon,
die Schwester. Beim Erwachen erloschen zu ihren.
Ha? uptern die Sterne.
160
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? O? des verfluchten Geschlechts. Wenn in befleckten
Zimmern jegliches Schicksal vollendet ist, tritt
mit modernden Schritten der Tod in das Haus. 0, dass
draussen Fru? hling wa? re und im blu? henden Baum ein
lieblicher Vogel sa? nge. Aber gra? ulich verdorrt das
spa? rliche Gru? n an den Fenstern der Na? chtlichen und
es sinnen die blutenden Herzen noch Bo? ses. 0, die
da? mmernden Fru? hlingswege des Sinnenden. Gerechter
erfreut ihn die blu? hende Hecke, die junge Saat des
Landmanns und der singende Vogel, Gottes sanftes
Gescho? pf; die Abendglocke und die scho? ne Gemeine
der Menschen. Dass er seines Schicksals verga? sse und
des dornigen Stachels. Frei ergru? nt der Bach, wo
silbern wandelt sein Fuss, und ein sagender Baum
rauscht u? ber dem umnachteten Haupt ihm. Also hebt
er mit schma? chtiger Hand die Schlange, und in feurigen
Tra? nen schmolz ihm das Herz hin. Erhaben ist das
Schweigen des Walds, ergru? ntes Dunkel und das moosige
Getier, aufflatternd, wenn es Nacht wird. 0 der Schauer,
da jegliches seine Schuld weiss, dornige Pfade geht.
Also fand er im Dornenbusch die weisse Gestalt des
Kindes, blutend nach dem Mantel seines Bra? utigams.
Er aber stand vergraben in sein sta? hlernes Haar stumm
und leidend vor ihr. 0 die strahlenden Engel, die der
purpurne Nachtwind zerstreute. Nachtlang wohnte er
n 161
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? in kristallener Ho? hle und der Aussatz wuchs silbern auf
seiner Stirne. Ein Schatten ging er den Saumpfad
hinab unter herbstlichen Sternen. Schnee fiel, und
blaue Finsternis erfu? llte das Haus. Eines Blinden
klang die harte Stimme des Vaters und beschwor das
Grauen. Weh der gebeugten Erscheinung der Frauen.
Unter erstarrten Ha? nden verfielen Frucht und Gera? t
dem entsetzten Geschlecht. Ein Wolf zerriss das Erst-
geborene und die Schwestern flohen in dunkle Ga? rten
zu kno? chernen Greisen. Ein umnachteter Seher sang
jener an verfallenen Mauern und seine Stimme ver-
schlang Gottes Wind. 0 die Wollust des Todes. 0 ihr
Kinder eines dunklen Geschlechts. Silbern schimmern
die bo? sen Blumen des Bluts an jenes Schla? fe, der kalte
Mond in seinen zerbrochenen Augen. 0, der Na? chtlichen;
o, der Verfluchten.
Tief ist der Schlummer in dunklen Giften, erfu? llt von
Sternen und dem weissen Antlitz der Mutter, dem
steinernen. Bitter ist der Tod, die Kost der Schuld-
beladenen; in dem braunen Gea? st des Stamms zerfielen
grinsend die irdenen Gesichter. Aber leise sang jener
im gru? nen Schatten des Holunders, da er aus bo? sen
Tra? umen erwachte; su? sser Gespiele nahte ihm ein
162
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? rpsiger Engel, 'dass er, ein sanftes Wild, zur Nacht hin-
schlummerte; und er sah das Sternenantlitz der Rein-
heit. Golden sanken die Sonnenblumen u? ber den Zaun
des Gartens, da es Sommer ward. 0, der Fleiss der
Bienen und das gru? ne Laub des Nussbaums; die vor-
u? berziehenden Gewitter. Silbern blu? hte der Mohn auch,
trug in gru? ner Kapsel unsere na? chtigen Sternentra? ume.
0, wie stille war das Haus, als der Vater ins Dunkel
hinging. Purpurn reifte die Frucht am Baum und der
Ga? rtner ru? hrte die harten Ha? nde; o die ha? renen Zeichen
in strahlender Sonne. Aber stille trat am Abend
der Schatten des Toten in den trauernden Kreis der
Seinen und es klang kristallen sein Schritt u? ber die
gru? nende Wiese vorm Wald. Schweigende versammelten
sich jene am Tisch; Sterbende brachen sie mit wa? ch-
sernen Ha? nden das Brot, das blutende. Weh der steiner-
nen Augen der Schwester, da beim Mahle ihr Wahnsinn
auf die na? chtige Stirne des Bruders trat, der Mutter
unter leidenden Ha? nden das Brot zu Stein ward. O der
Verwesten, da sie mit silbernen Zungen die Ho? lle
schwiegen. Also erloschen die Lampen im ku? hlen
Gemach und aus purpurnen Masken sahen schweigend
sich die leidenden Menschen an. Die Nacht lang rauschte
ein Regen und erquickte die Flur. In dorniger Wildnis
folgte der Dunkle den vergilbten Pfaden im Korn, dem
n* 163
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? Lied der Lerche und der sanften Stille des gru? nen
Gezweigs, dass er Frieden fa? nde. 0, ihr Do? rfer und
moosigen Stufen, glu? hender Anblick. Aber beinern
schwanken die Schritte u? ber schlafende Schlangen am
Waldsaum und das Ohr folgt immer dem rasenden
Schrei des Geiers. Steinige O? de fand er am Abend,
Geleite eines Toten in das dunkle Haus des Vaters.
Purpurne Wolke umwo? lkte sein Haupt, dass er schwei-
gend u? ber sein eigenes Blut und Bildnis herfiel, ein
mondenes Antlitz; steinern ins Leere hinsank, da in
zerbrochenem Spiegel, ein sterbender Ju? ngling, die
Schwester erschien; die Nacht das verfluchte Geschlecht
verschlang.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
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Es ist Schnee gefallen. Nach Mitternacht verla? sst
du betrunken von purpurnem Wein den dunklen Be-
zirk der Menschen, die rote Flamme ihres Herdes.
0 die Finsternis!
Schwarzer Frost. Die Erde ist hart, nach Bitterem
schmeckt die Luft. Deine Sterne schliessen sich zu
bo? sen Zeichen.
Mit versteinerten Schritten stampfst du am Bahn-
damm hin, mit runden Augen, wie ein Soldat, der eine
schwarze Schanze stu? rmt. Avanti!
Bitterer Schnee und Mond!
Ein roter Wolf, den ein Engel wu? rgt. Deine Beine
klirren schreitend wie blaues Eis und ein La? cheln voll
Trauer und Hochmut hat dein Antlitz versteinert und
die Stirne erbleicht vor der Wollust des Frostes;
oder sie neigt sich schweigend u? ber den Schlaf eines
Wa? chters, der in seiner ho? lzernen Hu? tte hinsank.
Frost und Rauch. Ein weisses Sternenhemd ver-
brennt die tragenden Schultern und Gottes Geier zer-
fleischen dein metallenes Herz.
0 der steinerne Hu? gel. Stille schmilzt und vergessen
der ku? hle Leib im silbernen Schnee hin.
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? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Schwarz ist der Schlaf. Das Ohr folgt lange den
Pfaden der Sterne im Eis.
Beim Erwachen klangen die Glocken im Dorf. Aus
dem o? stlichen Tor trat silbern der rosige Tag.
151
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DRITTER TEIL
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? TRAUM UND UMNACHTUNG
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? A na Abend ward zum Greis der Vater; in dunklen
Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und
auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Ge-
schlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit,
erfu? llt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, ver-
schwiegener Spiele im Sternengarten, oder dass er die
Ratten fu? tterte im da? mmernden Hof. Aus blauem
Spiegel trat die schmale Gestalt der Schwester und er
stu? rzte wie tot ins Dunkel. Nachts brach sein Mund
gleich einer roten Frucht auf und die Sterne ergla? nzten
u? ber seiner sprachlosen Trauer. Seine Tra? ume erfu? llten
das alte Haus der Va? ter. Am Abend ging er gerne u? ber
den verfallenen Friedhof, oder er besah in da? mmernder
Totenkammer die Leichen, die gru? nen Flecken der Ver-
wesung auf ihren scho? nen Ha? nden. An der Pforte des
Klosters bat er um ein Stu? ck Brot; der Schatten eines
Rappen sprang aus dem Dunkel und erschreckte ihn.
Wenn er in seinem ku? hlen Bette lag, u? berkamen ihn
unsa? gliche Tra? nen. Aber es war niemand, der die Hand
auf seine Stirne gelegt ha? tte. Wenn der Herbst kam,
ging er, ein Hellseher, in brauner Au. 0, die Stunden
wilder Verzu? ckung, die Abende am gru? nen Fluss, die
Jagden. 0, die Seele, die leise das Lied des vergilbten
Rohrs sang; feurige Fro? mmigkeit. Stille sah er und
lang in die Sternenaugen der Kro? te, befu? hlte mit er-
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? schauernden Ha? nden die Ku? hle des alten Steins und
besprach die ehrwu? rdige Sage des blauen Quells. O,
die silbernen Fische und die Fru? chte, die von ver-
kru? ppelten Ba? umen fielen. Die Akkorde seiner Schritte
erfu? llten ihn mit Stolz und Menschenverachtung. Am
Heimweg traf er ein unbewohntes Schloss. Verfallene
Go? tter standen im Garten, hintrauernd am Abend. Ihm
aber schien: hier lebte ich vergessene Jahre. Ein Orgel-
choral erfu? llte ihn mit Gottes Schauern. Aber in
dunkler Ho? hle verbrachte er seine Tage, log und stahl
und verbarg sich, ein flammender Wolf, vor dem weissen
Antlitz der Mutter. 0, die Stunde, da er mit steinernem
Munde im Sternengarten hinsank, der Schatten des
Mo? rders u? ber ihn kam. Mit purpurner Stirne ging er
ins Moor und Gottes Zorn zu? chtigte seine metallenen
Schultern; o, die Birken im Sturm, das dunkle Getier,
das seine umnachteten Pfade mied. Hass verbrannte
sein Herz, Wollust, da er im gru? nenden Sommergarten
dem schweigenden Kind Gewalt tat, in dem strahlenden
sein umnachtetes Antlitz erkannte. Weh, des Abends
am Fenster, da aus purpurnen Blumen, ein gra? ulich
Gerippe, der Tod trat. 0, ihr Tu? rme und Glocken;
und die Schatten der Nacht fielen steinern auf ihn.
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? Nemand liebte ihn. Sein Haupt verbrannte Lu? ge
und Unzucht in da? mmernden Zimmern. Das blaue
Rauschen eines Frauengewandes liess ihn zur Sa? ule er-
starren und in der Tu? r stand die na? chtige Gestalt seiner
Mutter. Zu seinen Ha? upten erhob sich der Schatten
des Bo? sen. 0, ihr Na? chte und Sterne. Am Abend ging
er mit dem Kru? ppel am Berge hin; auf eisigem Gipfel
lag der rosige Glanz der Abendro? te und sein Herz
la? utete leise in der Da? mmerung. Schwer sanken die
stu? rmischen Tannen u? ber sie und der rote Ja? ger trat
aus; dem Wald. Da es Nacht ward, zerbrach kristallen
sein Herz und die Finsternis schlug seine Stirne. Unter
kahlen Eichba? umen erwu? rgte er mit eisigen Ha? nden
eine wilde Katze. Klagend zur Rechten erschien die
weisse Gestalt eines Engels, und es wuchs im Dunkel
der Schatten des Kru? ppels. Er aber hob einen Stein
und warf ihn nach jenem, dass er heulend floh, und
seufzend verging im Schatten des Baums das sanfte
,Antlitz des Engels. Lange lag er auf steinigem Acker
?
und sah staunend das goldene Zelt l der Sterne. Von
Flederma? usen gejagt, stu? rzte er fort ins Dunkel. Atem-
los trat er ins verfallene Haus. Im Hof trank er, ein
wildes Tier, von den blauen Wassern des Brunnens, bis
ihn fror. Fiebernd sass er auf der eisigen Stiege, rasend
gen Gott, dass er stu? rbe. O, das graue Antlitz des
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? Schreckens, da er die runden Augen u? ber einer Taube
zerschnittener Kehle aufhob. Huschend u? ber fremde
Stiegen begegnete er einem Judenma? dchen und er griff
nach ihrem schwarzen Haar und er nahm ihren Mund.
Feindliches folgte ihm durch finstere Gassen und sein
Ohr zerriss ein eisernes Klirren. An herbstlichen Mauern
folgte er, ein Mesnerknabe, stille dem schweigenden
Priester; unter verdorrten Ba? umen atmete er trunken
den Scharlach jenes ehrwu? rdigen Gewands. O, die
verfallene Scheibe der Sonne. Su? sse Martern verzehrten
sein Fleisch. In einem vero? deten Durchhaus erschien
ihm starrend von Unrat seine blutende Gestalt. Tiefer
liebte er die erhabenen Werke des Steins; den Turm,
der mit ho? llischen Fratzen na? chtlich den blauen Sternen-
himmel stu? rmt; das ku? hle Grab, darin des Menschen
feuriges Herz bewahrt ist. Weh, der unsa? glichen Schuld,,
die jenes kundtut. Aber da er Glu? hendes sinnend den
herbstlichen Fluss hinabging unter kahlen Ba? umen hin,
erschien in ha? renem Mantel ihm, ein flammender Da? mon,
die Schwester. Beim Erwachen erloschen zu ihren.
Ha? uptern die Sterne.
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? O? des verfluchten Geschlechts. Wenn in befleckten
Zimmern jegliches Schicksal vollendet ist, tritt
mit modernden Schritten der Tod in das Haus. 0, dass
draussen Fru? hling wa? re und im blu? henden Baum ein
lieblicher Vogel sa? nge. Aber gra? ulich verdorrt das
spa? rliche Gru? n an den Fenstern der Na? chtlichen und
es sinnen die blutenden Herzen noch Bo? ses. 0, die
da? mmernden Fru? hlingswege des Sinnenden. Gerechter
erfreut ihn die blu? hende Hecke, die junge Saat des
Landmanns und der singende Vogel, Gottes sanftes
Gescho? pf; die Abendglocke und die scho? ne Gemeine
der Menschen. Dass er seines Schicksals verga? sse und
des dornigen Stachels. Frei ergru? nt der Bach, wo
silbern wandelt sein Fuss, und ein sagender Baum
rauscht u? ber dem umnachteten Haupt ihm. Also hebt
er mit schma? chtiger Hand die Schlange, und in feurigen
Tra? nen schmolz ihm das Herz hin. Erhaben ist das
Schweigen des Walds, ergru? ntes Dunkel und das moosige
Getier, aufflatternd, wenn es Nacht wird. 0 der Schauer,
da jegliches seine Schuld weiss, dornige Pfade geht.
Also fand er im Dornenbusch die weisse Gestalt des
Kindes, blutend nach dem Mantel seines Bra? utigams.
Er aber stand vergraben in sein sta? hlernes Haar stumm
und leidend vor ihr. 0 die strahlenden Engel, die der
purpurne Nachtwind zerstreute. Nachtlang wohnte er
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? in kristallener Ho? hle und der Aussatz wuchs silbern auf
seiner Stirne. Ein Schatten ging er den Saumpfad
hinab unter herbstlichen Sternen. Schnee fiel, und
blaue Finsternis erfu? llte das Haus. Eines Blinden
klang die harte Stimme des Vaters und beschwor das
Grauen. Weh der gebeugten Erscheinung der Frauen.
Unter erstarrten Ha? nden verfielen Frucht und Gera? t
dem entsetzten Geschlecht. Ein Wolf zerriss das Erst-
geborene und die Schwestern flohen in dunkle Ga? rten
zu kno? chernen Greisen. Ein umnachteter Seher sang
jener an verfallenen Mauern und seine Stimme ver-
schlang Gottes Wind. 0 die Wollust des Todes. 0 ihr
Kinder eines dunklen Geschlechts. Silbern schimmern
die bo? sen Blumen des Bluts an jenes Schla? fe, der kalte
Mond in seinen zerbrochenen Augen. 0, der Na? chtlichen;
o, der Verfluchten.
Tief ist der Schlummer in dunklen Giften, erfu? llt von
Sternen und dem weissen Antlitz der Mutter, dem
steinernen. Bitter ist der Tod, die Kost der Schuld-
beladenen; in dem braunen Gea? st des Stamms zerfielen
grinsend die irdenen Gesichter. Aber leise sang jener
im gru? nen Schatten des Holunders, da er aus bo? sen
Tra? umen erwachte; su? sser Gespiele nahte ihm ein
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? rpsiger Engel, 'dass er, ein sanftes Wild, zur Nacht hin-
schlummerte; und er sah das Sternenantlitz der Rein-
heit. Golden sanken die Sonnenblumen u? ber den Zaun
des Gartens, da es Sommer ward. 0, der Fleiss der
Bienen und das gru? ne Laub des Nussbaums; die vor-
u? berziehenden Gewitter. Silbern blu? hte der Mohn auch,
trug in gru? ner Kapsel unsere na? chtigen Sternentra? ume.
0, wie stille war das Haus, als der Vater ins Dunkel
hinging. Purpurn reifte die Frucht am Baum und der
Ga? rtner ru? hrte die harten Ha? nde; o die ha? renen Zeichen
in strahlender Sonne. Aber stille trat am Abend
der Schatten des Toten in den trauernden Kreis der
Seinen und es klang kristallen sein Schritt u? ber die
gru? nende Wiese vorm Wald. Schweigende versammelten
sich jene am Tisch; Sterbende brachen sie mit wa? ch-
sernen Ha? nden das Brot, das blutende. Weh der steiner-
nen Augen der Schwester, da beim Mahle ihr Wahnsinn
auf die na? chtige Stirne des Bruders trat, der Mutter
unter leidenden Ha? nden das Brot zu Stein ward. O der
Verwesten, da sie mit silbernen Zungen die Ho? lle
schwiegen. Also erloschen die Lampen im ku? hlen
Gemach und aus purpurnen Masken sahen schweigend
sich die leidenden Menschen an. Die Nacht lang rauschte
ein Regen und erquickte die Flur. In dorniger Wildnis
folgte der Dunkle den vergilbten Pfaden im Korn, dem
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? Lied der Lerche und der sanften Stille des gru? nen
Gezweigs, dass er Frieden fa? nde. 0, ihr Do? rfer und
moosigen Stufen, glu? hender Anblick. Aber beinern
schwanken die Schritte u? ber schlafende Schlangen am
Waldsaum und das Ohr folgt immer dem rasenden
Schrei des Geiers. Steinige O? de fand er am Abend,
Geleite eines Toten in das dunkle Haus des Vaters.
Purpurne Wolke umwo? lkte sein Haupt, dass er schwei-
gend u? ber sein eigenes Blut und Bildnis herfiel, ein
mondenes Antlitz; steinern ins Leere hinsank, da in
zerbrochenem Spiegel, ein sterbender Ju? ngling, die
Schwester erschien; die Nacht das verfluchte Geschlecht
verschlang.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
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