gel
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru?
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru?
Trakl - Dichtungen
Abends u?
ber Sankt Peters herbstlichen Friedhof ging,
Ein zarter Leichnam stille im Dunkel der Kammer lag
Und jener die kalten Lider u? ber ihn aufhob.
Er aber war ein kleiner Vogel im kahlen Gea? st,
Die Glocke lang im Abendnovember,
Des Vaters Stille, da er im Schlaf die da? mmernde Wendel-
treppe hinabstieg.
103
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? Frieden der Seele. Einsamer Winterabend,
Die dunklen Gestalten der Hirten am alten Weiher;
Kindlein in der Hu? tte von Stroh; o wie leise
Sank in schwarzem Fieber das Antlitz hin.
Heilige Nacht.
Oder wenn er an der harten Hand des Vaters
Stille den finstern Kalvarienberg hinanstieg
Und in da? mmernden Felsennischen
Die blaue Gestalt des Menschen durch seine Legende ging,
Aus der Wunde unter dem Herzen purpurn das Blut rann.
0 wie leise stand in dunkler Seele das Kreuz auf.
Liebe; da in schwarzen Winkeln der Schnee schmolz,
Ein blaues Lu? ftchen sich heiter im alten Holunder fing,
In dem Schattengewo? lbe des Nussbaums;
Und dem Knaben leise sein rosiger Engel erschien.
?
Freude; da in ku? hlen Zimmern eine Abendsonate erklang,
Im braunen Holzgeba? lk
Ein blauer Falter aus der silbernen Puppe kroch.
0 die Na? he des Todes. In steinerner Mauer
Neigte sich ein gelbes Haupt, schweigend das Kind,
Da in jenem Ma? rz der Mond verfiel.
104
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? K)sige Osterglocke im Grabgewo? lbe der Nacht
Und die Silberstimmen der Sterne,
Dass in Schauern ein dunkler Wahnsinn von der Stirne
des Schla? fers sank.
O wie stille ein Gang den blauen Fluss hinab
Vergessenes sinnend, da im gru? nen Gea? st
Die Drossel ein Fremdes in den Untergang rief.
Oder wenn er an der kno? chernen Hand des Greisen
Abends vor die verfallene Mauer der Stadt ging
Und jener in schwarzem Mantel ein rosiges Kindlein trug,
Im Schatten des Nussbaums der Geist des Bo? sen erschien.
Tasten u? ber die gru? nen Stufen des Sommers. 0 wie leise
Verfiel der Garten in der braunen Stille des Herbstes,
Duft und Schwermut des alten Holunders,
Da in Sebastians Schatten die Silberstimme des Engels
erstarb.
105
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? LANDSCHAFT
Septemberabend; traurig to? nen die dunklen Rufe der
Hirten
Durch das da? mmernde Dorf: Feuer spru? ht in der
Schmiede. ? i
Gewaltig ba? umt sich ein schwarzes Pferd; die hya-
zinthenen Locken der Magd
Haschen nach der Inbrunst seiner purpurnen Nu? stern.
Leise erstarrt am Saum des Waldes der Schrei der
Hirschkuh
Und die gelben Blumen des Herbstes
Neigen sich sprachlos u? ber das blaue Antlitz des Teichs.
In roter Flamme verbrannte ein Baum; aufflattern
mit dunklen Gesichtern die Flederma? use.
106
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? AM MOOR
Wanderer im schwarzen Wind; leise flu? stert das du? rre
Rohr
In der Stille des Moors. Am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vo? geln folgt;
Quere u? ber finsteren Wassern.
Aufruhr. In verfallener Hu? tte
Aufflattert mit schwarzen Flu? geln die Fa? ulnis;
Verkru? ppelte Birken seufzen im Wind.
Abend in verlassener Schenke. Den Heimweg umwittert
Die sanfte Schwermut grasender Herden,
Erscheinung der Nacht: Kro? ten tauchen aus silbernen
Wassern.
107
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? RUH UND SCHWEIGEN
Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald.
Ein Fischer zog
In ha? renem Netz den Mond aus frierendem'Weiher.
In blauem Kristall
Wohnt der bleiche Mensch, die Wang' an seine Sterne
gelehnt;
Oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.
Doch immer ru? hrt der schwarze Flug der Vo? gel
Den Schauenden, das Heilige blauer Blumen,
Denkt die nahe Stille Vergessenes, erloschene Engel.
Wieder nachtet die Stirne in mondenem Gestein;
Ein strahlender Ju? ngling
Erscheint die Schwester in Herbst und schwarzer Ver-
wesung.
108
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? IM FRU? HLING
Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blu? hen
Die Veilchen,
Ergru? nt so stille die Schla? fe des Einsamen.
109
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? ABEND IN LANS
Wanderschaft durch da? mmernden Sommer
An Bu? ndeln vergilbten Korns vorbei. Unter getu? nchten
Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen
Wein.
Scho? n: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Du? fte des Gru? ns
Ku? hlen mit Schauern die glu? hende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen u? ber die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
110
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? AM MO? NCHSBERG
Wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene
Pfad hinabsinkt,
Ferne den Hu? tten von Laub, schlafenden Hirten,
Immer folgt dem Wandrer die dunkle Gestalt der Ku? hle
U? ber kno? chernen Steg, die hyazinthene Stimme des
,: Knaben,
Leise sagend die vergessene Legende des Walds,
Sanfter ein Krankes nun die wilde Klage des Bruders.
>' -'' <
Also ru? hrt ein spa? rliches Gru? n das Knie des Fremdlings,
Das versteinerte Haupt;
Na? her rauscht der blaue Quell die Klage der Frauen.
111
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? HOHENBURG
Es ist niemand im Haus. Herbst in Zimmern;
Mondeshelle Sonate
Und das Erwachen am Saum des da? mmernden Walds.
Immer denkst du das weisse Antlitz des Menschen
Ferne dem Getu? mmel der Zeit;
U? ber ein Tra? umendes neigt sich gerne gru? nes Gezweig,
Kreuz und Abend;
Umfa? ngt den To? nenden mit purpurnen Armen sein Stern,
Der zu unbewohnten Fenstern hinaufsteigt.
i
Also zittert im Dunkel der Fremdling,
Da er leise die Lider u? ber ein Menschliches aufhebt,
Das ferne ist; die Silberstimme des Windes im Hausflur.
112
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? KASPAR HAUSER LIED
Fu? r Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hu?
gel
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru? ns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
0 Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,
Haus und Da? mmergarten weisser Menschen
Und sein Mo? rder suchte nach ihm.
Fru? hling und Sommer und scho? n der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Tra? umender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, dass Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im da? mmernden Hausflur den Schatten des Mo? rders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
s 113
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? DER HERBST DES EINSAMEN
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? DIE VERFLUCHTEN
1.
Es da? mmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun.
Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot.
Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot
Und Sonnenblumen sinken u? bern Zaun.
Am Fluss die Schenke to? nt noch lau und leis.
Gitarre summt; ein Klimperklang von Geld.
Ein Heiligenschein auf jene Kleine fa? llt,
Die vor der Glastu? r wartet sanft und weiss.
0! blauer Glanz, den sie in Scheiben weckt,
Umrahmt von Dornen, schwarz und starrverzu? ckt.
Ein krummer Schreiber la? chelt wie verru? ckt
Ins Wasser, das ein wilder Aufruhr schreckt.
2.
Am Abend sa? umt die Pest ihr blau Gewand
Und leise schliesst die Tu? r ein finstrer Gast.
Durchs Fenster sinkt des Ahorns schwarze Last;
Ein Knabe legt die Stirn in ihre Hand.
117
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? Oft sinken ihre Lider bo? s und schwer.
Des Kindes Ha? nde rinnen durch ihr Haar
Und seine Tra? nen stu? rzen heiss und klar
In ihre Augenho? hlen schwarz und leer.
Ein Nest von scharlachfarbnen Schlangen ba? umt
Sich trag in ihrem aufgewu? hlten Schoss.
Die Arme lassen ein Erstorbenes los,
Das eines Teppichs Traurigkeit umsa? umt.
3.
Ins braune Ga? rtchen to? nt ein Glockenspiel.
Im Dunkel der Kastanien schwebt ein Blau,
Der su? sse Mantel einer fremden Frau.
Resedenduft; und glu? hendes Gefu? hl
Des Bo? sen. Die feuchte Stirn beugt kalt und bleich
Sich u? ber Unrat, drin die Ratte wu? hlt,
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu? lt;
Im Garten fallen A? pfel dumpf und weich.
Die Nacht ist schwarz. Gespenstisch bla? ht der Fo? hn
Des wandelnden Knaben weisses Schlafgewand
Und leise greift in seinen Mund die Hand
Der Toten. Sonja la? chelt sanft und scho? n.
118
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? SONJA
Abend kehrt in alten Garten;
Sonjas Leben, blaue Stille.
Wilder Vo? gel Wanderfahrten;
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonnenblume, sanftgeneigte
U? ber Sonjas weisses Leben.
Wunde, rote, niegezeigte
La? sst in dunklen Zimmern leben,
Wo die blauen Glocken la? uten;
Sonjas Schritt und sanfte Stille.
Sterbend Tier gru? sst im Entgleiten,
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonne alter Tage leuchtet
U? ber Sonjas weisse Brauen,
Schnee, der ihre Wangen feuchtet,
Und die Wildnis ihrer Brauen.
119
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? ENTLANG
Geschnitten sind Korn und Traube,
Der Weiler in Herbst und Ruh.
Hammer und Amboss klingt immerzu,
Lachen in purpurner Laube.
Astern von dunklen Za? unen
Bring dem weissen Kind.
Sag wie lang wir gestorben sind;
Sonne will schwarz erscheinen.
'
Rotes Fischlein im Weiher;
Stirn, die sich fu? rchtig belauscht;
Abendwind leise ans Fenster rauscht,
Blaues Orgelgeleier.
Stern und heimlich Gefunkel
La? sst noch einmal aufschaun.
Erscheinung der Mutter in Schmerz und Graun;
Schwarze Reseden im Dunkel.
120
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? DER HERBST DES EINSAMEN
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fu? lle,
Vergilbter Glanz von scho? nen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hu? lle;
Der Flug der Vo? gel to? nt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfu? llt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf o? dem Hu? gel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert u? bern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise ru? hrt des Abends blauer Flu? gel
Ein Dach von du? rrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Mu? den Brauen;
In ku? hle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfa? llt ein kno? chern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
121
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? HERBSTSEELE
Ja? gerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hu? gel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.
U? ber Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.
Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele, dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, A? ndern.
Abend wechselt Sinn und Bild.
Ein zarter Leichnam stille im Dunkel der Kammer lag
Und jener die kalten Lider u? ber ihn aufhob.
Er aber war ein kleiner Vogel im kahlen Gea? st,
Die Glocke lang im Abendnovember,
Des Vaters Stille, da er im Schlaf die da? mmernde Wendel-
treppe hinabstieg.
103
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? Frieden der Seele. Einsamer Winterabend,
Die dunklen Gestalten der Hirten am alten Weiher;
Kindlein in der Hu? tte von Stroh; o wie leise
Sank in schwarzem Fieber das Antlitz hin.
Heilige Nacht.
Oder wenn er an der harten Hand des Vaters
Stille den finstern Kalvarienberg hinanstieg
Und in da? mmernden Felsennischen
Die blaue Gestalt des Menschen durch seine Legende ging,
Aus der Wunde unter dem Herzen purpurn das Blut rann.
0 wie leise stand in dunkler Seele das Kreuz auf.
Liebe; da in schwarzen Winkeln der Schnee schmolz,
Ein blaues Lu? ftchen sich heiter im alten Holunder fing,
In dem Schattengewo? lbe des Nussbaums;
Und dem Knaben leise sein rosiger Engel erschien.
?
Freude; da in ku? hlen Zimmern eine Abendsonate erklang,
Im braunen Holzgeba? lk
Ein blauer Falter aus der silbernen Puppe kroch.
0 die Na? he des Todes. In steinerner Mauer
Neigte sich ein gelbes Haupt, schweigend das Kind,
Da in jenem Ma? rz der Mond verfiel.
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? K)sige Osterglocke im Grabgewo? lbe der Nacht
Und die Silberstimmen der Sterne,
Dass in Schauern ein dunkler Wahnsinn von der Stirne
des Schla? fers sank.
O wie stille ein Gang den blauen Fluss hinab
Vergessenes sinnend, da im gru? nen Gea? st
Die Drossel ein Fremdes in den Untergang rief.
Oder wenn er an der kno? chernen Hand des Greisen
Abends vor die verfallene Mauer der Stadt ging
Und jener in schwarzem Mantel ein rosiges Kindlein trug,
Im Schatten des Nussbaums der Geist des Bo? sen erschien.
Tasten u? ber die gru? nen Stufen des Sommers. 0 wie leise
Verfiel der Garten in der braunen Stille des Herbstes,
Duft und Schwermut des alten Holunders,
Da in Sebastians Schatten die Silberstimme des Engels
erstarb.
105
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? LANDSCHAFT
Septemberabend; traurig to? nen die dunklen Rufe der
Hirten
Durch das da? mmernde Dorf: Feuer spru? ht in der
Schmiede. ? i
Gewaltig ba? umt sich ein schwarzes Pferd; die hya-
zinthenen Locken der Magd
Haschen nach der Inbrunst seiner purpurnen Nu? stern.
Leise erstarrt am Saum des Waldes der Schrei der
Hirschkuh
Und die gelben Blumen des Herbstes
Neigen sich sprachlos u? ber das blaue Antlitz des Teichs.
In roter Flamme verbrannte ein Baum; aufflattern
mit dunklen Gesichtern die Flederma? use.
106
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? AM MOOR
Wanderer im schwarzen Wind; leise flu? stert das du? rre
Rohr
In der Stille des Moors. Am grauen Himmel
Ein Zug von wilden Vo? geln folgt;
Quere u? ber finsteren Wassern.
Aufruhr. In verfallener Hu? tte
Aufflattert mit schwarzen Flu? geln die Fa? ulnis;
Verkru? ppelte Birken seufzen im Wind.
Abend in verlassener Schenke. Den Heimweg umwittert
Die sanfte Schwermut grasender Herden,
Erscheinung der Nacht: Kro? ten tauchen aus silbernen
Wassern.
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? RUH UND SCHWEIGEN
Hirten begruben die Sonne im kahlen Wald.
Ein Fischer zog
In ha? renem Netz den Mond aus frierendem'Weiher.
In blauem Kristall
Wohnt der bleiche Mensch, die Wang' an seine Sterne
gelehnt;
Oder er neigt das Haupt in purpurnem Schlaf.
Doch immer ru? hrt der schwarze Flug der Vo? gel
Den Schauenden, das Heilige blauer Blumen,
Denkt die nahe Stille Vergessenes, erloschene Engel.
Wieder nachtet die Stirne in mondenem Gestein;
Ein strahlender Ju? ngling
Erscheint die Schwester in Herbst und schwarzer Ver-
wesung.
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? IM FRU? HLING
Leise sank von dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immer folgt den dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener Mauer blu? hen
Die Veilchen,
Ergru? nt so stille die Schla? fe des Einsamen.
109
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? ABEND IN LANS
Wanderschaft durch da? mmernden Sommer
An Bu? ndeln vergilbten Korns vorbei. Unter getu? nchten
Bogen,
Wo die Schwalbe aus und ein flog, tranken wir feurigen
Wein.
Scho? n: o Schwermut und purpurnes Lachen.
Abend und die dunklen Du? fte des Gru? ns
Ku? hlen mit Schauern die glu? hende Stirne uns.
Silberne Wasser rinnen u? ber die Stufen des Walds,
Die Nacht und sprachlos ein vergessenes Leben.
Freund; die belaubten Stege ins Dorf.
110
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? AM MO? NCHSBERG
Wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene
Pfad hinabsinkt,
Ferne den Hu? tten von Laub, schlafenden Hirten,
Immer folgt dem Wandrer die dunkle Gestalt der Ku? hle
U? ber kno? chernen Steg, die hyazinthene Stimme des
,: Knaben,
Leise sagend die vergessene Legende des Walds,
Sanfter ein Krankes nun die wilde Klage des Bruders.
>' -'' <
Also ru? hrt ein spa? rliches Gru? n das Knie des Fremdlings,
Das versteinerte Haupt;
Na? her rauscht der blaue Quell die Klage der Frauen.
111
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? HOHENBURG
Es ist niemand im Haus. Herbst in Zimmern;
Mondeshelle Sonate
Und das Erwachen am Saum des da? mmernden Walds.
Immer denkst du das weisse Antlitz des Menschen
Ferne dem Getu? mmel der Zeit;
U? ber ein Tra? umendes neigt sich gerne gru? nes Gezweig,
Kreuz und Abend;
Umfa? ngt den To? nenden mit purpurnen Armen sein Stern,
Der zu unbewohnten Fenstern hinaufsteigt.
i
Also zittert im Dunkel der Fremdling,
Da er leise die Lider u? ber ein Menschliches aufhebt,
Das ferne ist; die Silberstimme des Windes im Hausflur.
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? KASPAR HAUSER LIED
Fu? r Bessie Loos
Er wahrlich liebte die Sonne, die purpurn den Hu?
gel
hinabstieg,
Die Wege des Walds, den singenden Schwarzvogel
Und die Freude des Gru? ns.
Ernsthaft war sein Wohnen im Schatten des Baums
Und rein sein Antlitz.
Gott sprach eine sanfte Flamme zu seinem Herzen:
0 Mensch!
Stille fand sein Schritt die Stadt am Abend;
Die dunkle Klage seines Munds:
Ich will ein Reiter werden.
Ihm aber folgte Busch und Tier,
Haus und Da? mmergarten weisser Menschen
Und sein Mo? rder suchte nach ihm.
Fru? hling und Sommer und scho? n der Herbst
Des Gerechten, sein leiser Schritt
An den dunklen Zimmern Tra? umender hin.
Nachts blieb er mit seinem Stern allein;
Sah, dass Schnee fiel in kahles Gezweig
Und im da? mmernden Hausflur den Schatten des Mo? rders.
Silbern sank des Ungebornen Haupt hin.
s 113
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? DER HERBST DES EINSAMEN
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? DIE VERFLUCHTEN
1.
Es da? mmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun.
Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot.
Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot
Und Sonnenblumen sinken u? bern Zaun.
Am Fluss die Schenke to? nt noch lau und leis.
Gitarre summt; ein Klimperklang von Geld.
Ein Heiligenschein auf jene Kleine fa? llt,
Die vor der Glastu? r wartet sanft und weiss.
0! blauer Glanz, den sie in Scheiben weckt,
Umrahmt von Dornen, schwarz und starrverzu? ckt.
Ein krummer Schreiber la? chelt wie verru? ckt
Ins Wasser, das ein wilder Aufruhr schreckt.
2.
Am Abend sa? umt die Pest ihr blau Gewand
Und leise schliesst die Tu? r ein finstrer Gast.
Durchs Fenster sinkt des Ahorns schwarze Last;
Ein Knabe legt die Stirn in ihre Hand.
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? Oft sinken ihre Lider bo? s und schwer.
Des Kindes Ha? nde rinnen durch ihr Haar
Und seine Tra? nen stu? rzen heiss und klar
In ihre Augenho? hlen schwarz und leer.
Ein Nest von scharlachfarbnen Schlangen ba? umt
Sich trag in ihrem aufgewu? hlten Schoss.
Die Arme lassen ein Erstorbenes los,
Das eines Teppichs Traurigkeit umsa? umt.
3.
Ins braune Ga? rtchen to? nt ein Glockenspiel.
Im Dunkel der Kastanien schwebt ein Blau,
Der su? sse Mantel einer fremden Frau.
Resedenduft; und glu? hendes Gefu? hl
Des Bo? sen. Die feuchte Stirn beugt kalt und bleich
Sich u? ber Unrat, drin die Ratte wu? hlt,
Vom Scharlachglanz der Sterne lau umspu? lt;
Im Garten fallen A? pfel dumpf und weich.
Die Nacht ist schwarz. Gespenstisch bla? ht der Fo? hn
Des wandelnden Knaben weisses Schlafgewand
Und leise greift in seinen Mund die Hand
Der Toten. Sonja la? chelt sanft und scho? n.
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? SONJA
Abend kehrt in alten Garten;
Sonjas Leben, blaue Stille.
Wilder Vo? gel Wanderfahrten;
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonnenblume, sanftgeneigte
U? ber Sonjas weisses Leben.
Wunde, rote, niegezeigte
La? sst in dunklen Zimmern leben,
Wo die blauen Glocken la? uten;
Sonjas Schritt und sanfte Stille.
Sterbend Tier gru? sst im Entgleiten,
Kahler Baum in Herbst und Stille.
Sonne alter Tage leuchtet
U? ber Sonjas weisse Brauen,
Schnee, der ihre Wangen feuchtet,
Und die Wildnis ihrer Brauen.
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? ENTLANG
Geschnitten sind Korn und Traube,
Der Weiler in Herbst und Ruh.
Hammer und Amboss klingt immerzu,
Lachen in purpurner Laube.
Astern von dunklen Za? unen
Bring dem weissen Kind.
Sag wie lang wir gestorben sind;
Sonne will schwarz erscheinen.
'
Rotes Fischlein im Weiher;
Stirn, die sich fu? rchtig belauscht;
Abendwind leise ans Fenster rauscht,
Blaues Orgelgeleier.
Stern und heimlich Gefunkel
La? sst noch einmal aufschaun.
Erscheinung der Mutter in Schmerz und Graun;
Schwarze Reseden im Dunkel.
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? DER HERBST DES EINSAMEN
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fu? lle,
Vergilbter Glanz von scho? nen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hu? lle;
Der Flug der Vo? gel to? nt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfu? llt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf o? dem Hu? gel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert u? bern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Geberde.
Sehr leise ru? hrt des Abends blauer Flu? gel
Ein Dach von du? rrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Mu? den Brauen;
In ku? hle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfa? llt ein kno? chern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
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? HERBSTSEELE
Ja? gerruf und Blutgebell;
Hinter Kreuz und braunem Hu? gel
Blindet sacht der Weiherspiegel,
Schreit der Habicht hart und hell.
U? ber Stoppelfeld und Pfad
Banget schon ein schwarzes Schweigen;
Reiner Himmel in den Zweigen;
Nur der Bach rinnt still und stad.
Bald entgleitet Fisch und Wild.
Blaue Seele, dunkles Wandern
Schied uns bald von Lieben, A? ndern.
Abend wechselt Sinn und Bild.