HLING DER SEELE
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu?
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu?
Trakl - Dichtungen
nche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
137
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
138
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla? fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
139
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
140
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
141
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? VERKLA? RUNG
Wenn es Abend wird,
Verla? sst dich leise ein blaues Antlitz.
Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.
Ein sanfter Mo? nch
Faltet die erstorbenen Ha? nde.
Ein weisser Engel sucht Marien heim.
Ein na? chtiger Kranz
Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben
Ist das Jahr des Schauenden.
Zu deinen Fu? ssen
o? ffnen sich die Gra? ber der Toten,
Wenn du die Stirne in die silbernen Ha? nde legst.
Stille wohnt
An deinem Mund der herbstliche Mond,
Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;
Blaue Blume,
Die leise to? nt in vergilbtem Gestein.
142
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DIE SONNE
Ta? glich kommt die gelbe Sonne u? ber den Hu? gel.
Scho? n ist der Wald, das dunkle Tier,
Der Mensch; Ja? ger oder Hirt.
Ro? tlich steigt im gru? nen Weiher der Fisch.
Unter dem runden Himmel
Fa? hrt der Fischer leise im blauen Kahn.
Langsam reift die Traube, das Korn.
Wenn sich stille der Tag neigt,
Ist ein Gutes und Bo? ses bereitet.
Wenn es Nacht wird,
Hebt der Wanderer leise die schweren Lider;
Sonne aus finsterer Schlucht bricht.
143
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? PASSION
Wenn Orpheus silbern die Laute ru? hrt,
Beklagend ein Totes im Abendgarten,
Wer bist du Ruhendes unter hohen Ba? umen?
Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,
Der blaue Teich,
Hinsterbend unter gru? nenden Ba? umen
Und folgend dem Schatten der Schwester;
Dunkle Liebe
Eines wilden Geschlechts,
Dem auf goldenen Ra? dern der Tag davonrauscht.
Stille Nacht.
Unter finsteren Tannen
Mischten zwei Wo? lfe ihr Blut
In steinerner Umarmung; ein Goldnes
Verlor sich die Wolke u? ber dem Steg,
Geduld und Schweigen der Kindheit.
Wieder begegnet der zarte Leichnam
Am Tritonsteich
Schlummernd in seinem hyazinthenen Haar.
Dass endlich zerbra? che das ku? hle Haupt!
144
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Denn immer folgt, ein blaues Wild,
Ein A? ugendes unter da? mmernden Ba? umen,
Dieser dunkleren Pfaden
Wachend und bewegt von na? chtigem Wohllaut,
Sanftem Wahnsinn;
Oder es to? nte dunkler Verzu? ckung
Voll das Saitenspiel
Zu den ku? hlen Fu? ssen der Bu? sserin
In der steinernen Stadt.
10 145
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? FO? HN
Blinde Klage im Wind, mondene Wintertage,
Kindheit, leise verhallen die Schritte an schwarzer Hecke,
Langes Abendgela? ut.
Leise kommt die weisse Nacht gezogen,
Verwandelt in purpurne Tra? ume Schmerz und Plage
Des steinigen Lebens,
Dass nimmer der dornige Stachel ablasse vom ver-
wesenden Leib.
Tief im Schlummer aufseufzt die bange Seele,
Tief der Wind in zerbrochenen Ba? umen,
Und es schwankt die Klagegestalt
Der Mutter durch den einsamen Wald
Dieser schweigenden Trauer; Na? chte,
Erfu? llt von Tra? nen, feurigen Engeln.
Silbern zerschellt an kahler Mauer ein kindlich Gerippe.
<146
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? FRU?
HLING DER SEELE
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu? rzt der
Wind, :! ? :. ? : , j, . . . :,,. -; ,,M . ? . ?
Das Blau des Fru? hlings winkt . durch brechendes Gea? st,
Purpurner Nachttau und es erlo? schen rings die Sterne.
Gru? nlich da? mmert der Fluss, silbern die alten Alleen
Und die Tu? rme der Stadt. 0 sanfte Trunkenheit
Im gleitenden Kahn und die dunklen Rufe der Amsel
In kindlichen Ga? rten. Schon lichtet sich der rosige Flor.
Feierlich rauschen die Wasser. , 0 die feuchten Schatten
der Au, ';;. ? . . i
Das schreitende Tier; Gru? nendes, Blu? tengezweig
Ru? hrt die kristallene Stirne; schimmernder Schaukel-
kahn. ; . . ? ;. '
Leise to? nt die Sonne im Rosengewo? lk am Hu? gel.
Gross ist die Stille des Tannenwalds, die ernsten Schatten
am Fluss, , i i ,! ,'? ? . n
Reinheit! Reinheit! Wo sind die furchtbaren Pfade
des Todes,
Des grauen steinernen Schweigens, die Felsen der Nacht
Und die friedlosen Schatten? Strahlender Sonnen-
abgrund.
10* 147
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Schwester, da ich dich fand an einsanier Lichtung
Des Waldes und Mittag war und gross das Schweigen
des Tiers;
Weisse unter wilder Eiche, und es blu? hte silbern der Dorn.
Gewaltiges Sterben und die singende Flamme im Herzen.
?
Dunkler umfliessen die Wasser die scho? nen Spiele der
Fische.
Stunde der Trauer, schweigender Anblick der Sonne;
Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden. Geistlich
da? mmert
Bla? ue u? ber dem verhauenen Wald und es la? utet
Lange eine dunkle Glocke im Dorf; friedlich Geleit.
Stille blu? ht die Myrthe u? ber den weissen Lidern des Toten.
Leise to? nen die Wasser im sinkenden Nachmittag
Und es gru? net dunkler die Wildnis am Ufer, Freude im
rosigen Wind;
Der sanfte Gesang des Bruders am Abendhu? gel.
148
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? IM DUNKEL
Es schweigt die Seele den blauen Fru? hling.
Unter feuchtem Abendgezweig
Sank in Schauern die Stirhe den Liebenden.
0 das gru? nende Kreuz. In dunklem Gespra? ch
Erkannten sich Mann und Weib.
An kahler Mauer
Wandelt mit seinen Gestirnen der Einsame.
U? ber die mondbegla? nzten Wege des Walds
Sank die Wildnis
Vergessener Jagden; Blick der Bla? ue
Aus verfallenen Felsen bricht.
149
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? WINTERNACHT
. ^
Es ist Schnee gefallen. Nach Mitternacht verla? sst
du betrunken von purpurnem Wein den dunklen Be-
zirk der Menschen, die rote Flamme ihres Herdes.
0 die Finsternis!
Schwarzer Frost. Die Erde ist hart, nach Bitterem
schmeckt die Luft. Deine Sterne schliessen sich zu
bo? sen Zeichen.
Mit versteinerten Schritten stampfst du am Bahn-
damm hin, mit runden Augen, wie ein Soldat, der eine
schwarze Schanze stu? rmt. Avanti!
Bitterer Schnee und Mond!
Ein roter Wolf, den ein Engel wu? rgt. Deine Beine
klirren schreitend wie blaues Eis und ein La? cheln voll
Trauer und Hochmut hat dein Antlitz versteinert und
die Stirne erbleicht vor der Wollust des Frostes;
oder sie neigt sich schweigend u? ber den Schlaf eines
Wa? chters, der in seiner ho? lzernen Hu? tte hinsank.
Frost und Rauch. Ein weisses Sternenhemd ver-
brennt die tragenden Schultern und Gottes Geier zer-
fleischen dein metallenes Herz.
0 der steinerne Hu? gel. Stille schmilzt und vergessen
der ku? hle Leib im silbernen Schnee hin.
150
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Schwarz ist der Schlaf. Das Ohr folgt lange den
Pfaden der Sterne im Eis.
Beim Erwachen klangen die Glocken im Dorf. Aus
dem o? stlichen Tor trat silbern der rosige Tag.
151
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DRITTER TEIL
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? TRAUM UND UMNACHTUNG
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? A na Abend ward zum Greis der Vater; in dunklen
Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und
auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Ge-
schlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit,
erfu? llt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, ver-
schwiegener Spiele im Sternengarten, oder dass er die
Ratten fu? tterte im da? mmernden Hof. Aus blauem
Spiegel trat die schmale Gestalt der Schwester und er
stu? rzte wie tot ins Dunkel. Nachts brach sein Mund
gleich einer roten Frucht auf und die Sterne ergla?
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
137
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
138
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla? fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
139
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
140
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
141
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? VERKLA? RUNG
Wenn es Abend wird,
Verla? sst dich leise ein blaues Antlitz.
Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.
Ein sanfter Mo? nch
Faltet die erstorbenen Ha? nde.
Ein weisser Engel sucht Marien heim.
Ein na? chtiger Kranz
Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben
Ist das Jahr des Schauenden.
Zu deinen Fu? ssen
o? ffnen sich die Gra? ber der Toten,
Wenn du die Stirne in die silbernen Ha? nde legst.
Stille wohnt
An deinem Mund der herbstliche Mond,
Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;
Blaue Blume,
Die leise to? nt in vergilbtem Gestein.
142
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DIE SONNE
Ta? glich kommt die gelbe Sonne u? ber den Hu? gel.
Scho? n ist der Wald, das dunkle Tier,
Der Mensch; Ja? ger oder Hirt.
Ro? tlich steigt im gru? nen Weiher der Fisch.
Unter dem runden Himmel
Fa? hrt der Fischer leise im blauen Kahn.
Langsam reift die Traube, das Korn.
Wenn sich stille der Tag neigt,
Ist ein Gutes und Bo? ses bereitet.
Wenn es Nacht wird,
Hebt der Wanderer leise die schweren Lider;
Sonne aus finsterer Schlucht bricht.
143
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? PASSION
Wenn Orpheus silbern die Laute ru? hrt,
Beklagend ein Totes im Abendgarten,
Wer bist du Ruhendes unter hohen Ba? umen?
Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,
Der blaue Teich,
Hinsterbend unter gru? nenden Ba? umen
Und folgend dem Schatten der Schwester;
Dunkle Liebe
Eines wilden Geschlechts,
Dem auf goldenen Ra? dern der Tag davonrauscht.
Stille Nacht.
Unter finsteren Tannen
Mischten zwei Wo? lfe ihr Blut
In steinerner Umarmung; ein Goldnes
Verlor sich die Wolke u? ber dem Steg,
Geduld und Schweigen der Kindheit.
Wieder begegnet der zarte Leichnam
Am Tritonsteich
Schlummernd in seinem hyazinthenen Haar.
Dass endlich zerbra? che das ku? hle Haupt!
144
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Denn immer folgt, ein blaues Wild,
Ein A? ugendes unter da? mmernden Ba? umen,
Dieser dunkleren Pfaden
Wachend und bewegt von na? chtigem Wohllaut,
Sanftem Wahnsinn;
Oder es to? nte dunkler Verzu? ckung
Voll das Saitenspiel
Zu den ku? hlen Fu? ssen der Bu? sserin
In der steinernen Stadt.
10 145
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? FO? HN
Blinde Klage im Wind, mondene Wintertage,
Kindheit, leise verhallen die Schritte an schwarzer Hecke,
Langes Abendgela? ut.
Leise kommt die weisse Nacht gezogen,
Verwandelt in purpurne Tra? ume Schmerz und Plage
Des steinigen Lebens,
Dass nimmer der dornige Stachel ablasse vom ver-
wesenden Leib.
Tief im Schlummer aufseufzt die bange Seele,
Tief der Wind in zerbrochenen Ba? umen,
Und es schwankt die Klagegestalt
Der Mutter durch den einsamen Wald
Dieser schweigenden Trauer; Na? chte,
Erfu? llt von Tra? nen, feurigen Engeln.
Silbern zerschellt an kahler Mauer ein kindlich Gerippe.
<146
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? FRU?
HLING DER SEELE
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu? rzt der
Wind, :! ? :. ? : , j, . . . :,,. -; ,,M . ? . ?
Das Blau des Fru? hlings winkt . durch brechendes Gea? st,
Purpurner Nachttau und es erlo? schen rings die Sterne.
Gru? nlich da? mmert der Fluss, silbern die alten Alleen
Und die Tu? rme der Stadt. 0 sanfte Trunkenheit
Im gleitenden Kahn und die dunklen Rufe der Amsel
In kindlichen Ga? rten. Schon lichtet sich der rosige Flor.
Feierlich rauschen die Wasser. , 0 die feuchten Schatten
der Au, ';;. ? . . i
Das schreitende Tier; Gru? nendes, Blu? tengezweig
Ru? hrt die kristallene Stirne; schimmernder Schaukel-
kahn. ; . . ? ;. '
Leise to? nt die Sonne im Rosengewo? lk am Hu? gel.
Gross ist die Stille des Tannenwalds, die ernsten Schatten
am Fluss, , i i ,! ,'? ? . n
Reinheit! Reinheit! Wo sind die furchtbaren Pfade
des Todes,
Des grauen steinernen Schweigens, die Felsen der Nacht
Und die friedlosen Schatten? Strahlender Sonnen-
abgrund.
10* 147
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Schwester, da ich dich fand an einsanier Lichtung
Des Waldes und Mittag war und gross das Schweigen
des Tiers;
Weisse unter wilder Eiche, und es blu? hte silbern der Dorn.
Gewaltiges Sterben und die singende Flamme im Herzen.
?
Dunkler umfliessen die Wasser die scho? nen Spiele der
Fische.
Stunde der Trauer, schweigender Anblick der Sonne;
Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden. Geistlich
da? mmert
Bla? ue u? ber dem verhauenen Wald und es la? utet
Lange eine dunkle Glocke im Dorf; friedlich Geleit.
Stille blu? ht die Myrthe u? ber den weissen Lidern des Toten.
Leise to? nen die Wasser im sinkenden Nachmittag
Und es gru? net dunkler die Wildnis am Ufer, Freude im
rosigen Wind;
Der sanfte Gesang des Bruders am Abendhu? gel.
148
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? IM DUNKEL
Es schweigt die Seele den blauen Fru? hling.
Unter feuchtem Abendgezweig
Sank in Schauern die Stirhe den Liebenden.
0 das gru? nende Kreuz. In dunklem Gespra? ch
Erkannten sich Mann und Weib.
An kahler Mauer
Wandelt mit seinen Gestirnen der Einsame.
U? ber die mondbegla? nzten Wege des Walds
Sank die Wildnis
Vergessener Jagden; Blick der Bla? ue
Aus verfallenen Felsen bricht.
149
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? WINTERNACHT
. ^
Es ist Schnee gefallen. Nach Mitternacht verla? sst
du betrunken von purpurnem Wein den dunklen Be-
zirk der Menschen, die rote Flamme ihres Herdes.
0 die Finsternis!
Schwarzer Frost. Die Erde ist hart, nach Bitterem
schmeckt die Luft. Deine Sterne schliessen sich zu
bo? sen Zeichen.
Mit versteinerten Schritten stampfst du am Bahn-
damm hin, mit runden Augen, wie ein Soldat, der eine
schwarze Schanze stu? rmt. Avanti!
Bitterer Schnee und Mond!
Ein roter Wolf, den ein Engel wu? rgt. Deine Beine
klirren schreitend wie blaues Eis und ein La? cheln voll
Trauer und Hochmut hat dein Antlitz versteinert und
die Stirne erbleicht vor der Wollust des Frostes;
oder sie neigt sich schweigend u? ber den Schlaf eines
Wa? chters, der in seiner ho? lzernen Hu? tte hinsank.
Frost und Rauch. Ein weisses Sternenhemd ver-
brennt die tragenden Schultern und Gottes Geier zer-
fleischen dein metallenes Herz.
0 der steinerne Hu? gel. Stille schmilzt und vergessen
der ku? hle Leib im silbernen Schnee hin.
150
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Schwarz ist der Schlaf. Das Ohr folgt lange den
Pfaden der Sterne im Eis.
Beim Erwachen klangen die Glocken im Dorf. Aus
dem o? stlichen Tor trat silbern der rosige Tag.
151
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DRITTER TEIL
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? TRAUM UND UMNACHTUNG
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? A na Abend ward zum Greis der Vater; in dunklen
Zimmern versteinerte das Antlitz der Mutter und
auf dem Knaben lastete der Fluch des entarteten Ge-
schlechts. Manchmal erinnerte er sich seiner Kindheit,
erfu? llt von Krankheit, Schrecken und Finsternis, ver-
schwiegener Spiele im Sternengarten, oder dass er die
Ratten fu? tterte im da? mmernden Hof. Aus blauem
Spiegel trat die schmale Gestalt der Schwester und er
stu? rzte wie tot ins Dunkel. Nachts brach sein Mund
gleich einer roten Frucht auf und die Sterne ergla?
