ber des
Mondenen
Schritt,
To?
To?
Trakl - Dichtungen
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? SIEBENGESANG DES TODES
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? VERWANDLUNG DES BO? SEN
Herbst: schwarzes Schreiten am Waldsaum; Minute
stummer Zersto? rung; auf lauscht die Stirne des Aus-
sa? tzigen unter dem kahlen Baum. Langvergangener
Abend, der nun u? ber die Stufen von Moos sinkt; No-
vember. Eine Glocke la? utet und der Hirt fu? hrt eine
Herde von schwarzen und roten Pferden ins Dorf.
Unter dem Haselgebu? sch weidet der gru? ne Ja? ger ein
Wild aus. Seine Ha? nde rauchen von Blut und der
Schatten des Tiers seufzt im Laub u? ber den Augen
des Mannes, braun und schweigsam; der Wald. Kra? hen,
die sich zerstreuen; drei. Ihr Flug gleicht einer Sonate,
voll verblichener Akkorde und ma? nnlicher Schwermut;
leise lo? st sich eine goldene Wolke auf. Bei der Mu? hle
zu? nden Knaben ein Feuer an. Flamme ist des Bleichsten
Bruder und jener lacht vergraben in sein purpurnes Haar;
oder es ist ein Ort des Mordes, an dem ein steiniger Weg
vorbeifu? hrt. Die Berberitzen sind verschwunden, jahr-
lang tra? umt es in bleierner Luft unter den Fo? hren;
Angst, gru? nes Dunkel, das Gurgeln eines Ertrinkenden:
aus dem Sternenweiher zieht der Fischer einen grossen,
schwarzen Fisch, Antlitz voll Grausamkeit und Irrsinn.
Die Stimmen des Rohrs, hadernder Ma? nner im Ru? cken
schaukelt jener auf rotem Kahn u? ber frierende Herbst-
127
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? wasser, lebend in dunklen Sagen seines Geschlechts
und die Augen steinern u? ber Na? chte und jungfra? uliche
Schrecken aufgetan. Bo? se.
Was zwingt dich still zu stehen auf der verfallenen
Stiege, im Haus deiner Va? ter? Bleierne Schwa? rze. Was
hebst du mit silberner Hand an die Augen; und die
Lider sinken wie trunken von Mohn? Aber durch die
Mauer von Stein siehst du den Sternenhimmel, die
Milchstrasse, den Saturn; rot. Rasend an die Mauer
von Stein klopft der kahle Baum. Du auf verfallenen
Stufen: Baum, Stern, Stein! Du, ein blaues Tier,
das leise zittert; du, der bleiche Priester, der es hin-
schlachtet am schwarzen Altar. 0 dein La? cheln im
Dunkel, traurig und bo? se, dass ein Kind im Schlaf
erbleicht. Eine rote Flamme sprang aus deiner Hand
und ein Nachtfalter verbrannte daran. 0 die Flo? te des
Lichts; o die Flo? te des Tods. Was zwang dich still
zu stehen auf verfallener Stiege, im Haus deiner Va? ter?
Drunten ans Tor klopft ein Engel mit kristallnem
Finger.
0 die Ho? lle des Schlafs; dunkle Gasse, braunes
Ga? rtchen. Leise la? utet im blauen Abend der Toten
Gestalt. Gru? ne Blu? mchen umgaukeln sie und ihr Antlitz
hat sie verlassen. Oder es neigt sich verblichen u? ber die
kalte Stirne des Mo? rders im Dunkel des Hausflurs;
128
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? Anbetung, purpurne Flamme der Wollust; hinsterbend
stu? rzte u? ber schwarze Stufen der Schla? fer ins Dunkel.
Jemand verliess dich am Kreuzweg und du schaust
lange zuru? ck. Silberner Schritt im Schatten verkru? ppel-
ter Apfelba? umchen. Purpurn leuchtet die Frucht im
schwarzen Gea? st und im Gras ha? utet sich die Schlange.
O! das Dunkel; der Schweiss, der auf die eisige Stirne
tritt und die traurigen Tra? ume im Wein, in der Dorf-
schenke unter schwarzverrauchtem Geba? lk. Du, noch
Wildnis, die rosige Inseln zaubert aus dem braunen
Tabaksgewo? lk und aus dem Innern den wilden Schrei
eines Greifen holt, wenn er um schwarze Klippen jagt
in Meer, Sturm und Eis. Du, ein gru? nes Metall und
innen ein feuriges Gesicht, das hingehen will und singen
vom Beinerhu? gel finstere Zeiten und den flammenden
Sturz des Engels. 0! Verzweiflung, die mit stummem
Schrei ins Knie bricht.
Ein Toter besucht dich. Aus dem Herzen rinnt
das selbstvergossene Blut und in schwarzer Braue nistet
unsa? glicher Augenblick; dunkle Begegnung. Du -- ein
purpurner Mond, da jener im gru? nen Schatten des
o? lbaums erscheint. Dem folgt unverga? ngliche Nacht.
129
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? KARL KRAUS
Weisser Hohepriester der Wahrheit,
Kristallne Stimme, in der Gottes eisiger Odem wohnt,
Zu? rnender Magier,
Dem unter flammendem Mantel der blaue Panzer des
Kriegers klirrt.
130
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? AN DIE VERSTUMMTEN
0, der Wahnsinn der grossen Stadt, da am Abend
An schwarzer Mauer verkru? ppelte Ba? ume starren,
Aus silberner Maske der Geist des Bo? sen schaut:
\7
Licht mit magnetischer Geissel die steinerne Nacht ver-
dra? ngt.
0, das versunkene La? uten der Abendglocken.
Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein geba? rt.
Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen,
Purpurne Seuche, Hunger, der gru? ne Augen zerbricht.
0, das gra? ssliche Lachen des Golds.
Aber stille blutet in dunkler Ho? hle stummere Menschheit,
Fu? gt aus harten Metallen das erlo? sende Haupt.
131
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? ANIF
Erinnerung: Mo? ven, gleitend u? ber den dunklen Himmel
Ma? nnlicher Schwermut.
Stille wohnst du im Schatten der herbstlichen Esche,
Versunken in des Hu? gels gerechtes Mass;
Immer gehst du den gru? nen Fluss hinab,
Wenn es Abend geworden,
To? nende Liebe; friedlich begegnet das dunkle Wild,
Ein rosiger Mensch. Trunken von bla? ulicher Witterung
Ru? hrt die Stirne das sterbende Laub
Und denkt das ernste Antlitz der Mutter;
0, wie alles ins Dunkel hinsinkt;
Die gestrengen Zimmer und das alte Gera? t
Der Va? ter.
Dieses erschu? ttert die Brust des Fremdlings.
0, ihr Zeichen und Sterne.
Gross ist die Schuld des Geborenen. Weh, ihr goldenen
Des Todes, [Schauer
Da die Seele ku? hlere Blu? ten tra? umt.
Immer schreit im kahlen Gezweig der na? chtliche Vogel
U?
ber des Mondenen Schritt,
To? nt ein eisiger Wind an den Mauern des Dorfs.
132
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? AN EINEN FRUHVERSTORBENEN
0, der schwarze Engel, der leise aus dem Innern des
Baums trat,
Da wir sanfte Gespielen am Abend waren,
Am Rand des bla? ulichen Brunnens.
Ruhig war unser Schritt, die runden Augen in der
braunen Ku? hle des Herbstes,
0, die purpurne Su? sse der Sterne.
Jener aber ging die steinernen Stufen des Mo? nchsbergs
hinab,
Ein blaues La? cheln im Antlitz und seltsam verpuppt
In seine stillere Kindheit und starb;
Und im Garten blieb das silberne Antlitz des Freundes
Lauschend im Laub oder im alten Gestein. [zuru? ck,
Seele sang den Tod, die gru? ne Verwesung des Fleisches
Und es war das Rauschen des Walds,
Die inbru? nstige Klage des Wildes.
Immer klangen von da? mmernden Tu? rmen die blauen
Glocken des Abends.
Stunde kam, da jener die Schatten in purpurner Sonne
Die Schatten der Fa? ulnis in kahlem Gea? st; [sah,
133
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? Abend, da an da? mmernder Mauer die Amsel sang,
Der Geist des Fru? hverstorbenen stille im Zimmer
erschien.
0, das Blut, das aus der Kehle des To? nenden rinnt,
Blaue Blume; o die feurige Tra? ne
Geweint in die Nacht.
Goldene Wolke und Zeit. In einsamer Kammer
La? dst du o? fter den Toten zu Gast,
Wandelst in trautem Gespra? ch unter Ulmen den gru? nen
Fluss hinab.
134
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? GEISTLICHE DA? MMERUNG
Stille begegnet am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild;
Am Hu? gel endet leise der Abendwind,
Verstummt die Klage der Amsel,
Und die sanften Flo? ten des Herbstes
Schweigen im Rohr.
Auf schwarzer Wolke
Befa? hrst du trunken von Mohn
Den na? chtigen Weiher,
Den Sternenhimmel.
Immer to? nt der Schwester mondene Stimme
Durch die geistliche Nacht.
135
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? GEBURT
Gebirge: Schwa? rze, Schweigen und Schnee.
Rot vom Wald niedersteigt die Jagd;
0, die moosigen Blicke des Wilds.
Stille der Mutter; unter schwarzen Tannen
o? ffnen sich die schlafenden Ha? nde, .
Wenn verfallen der kalte Mond erscheint.
O, die Geburt des Menschen. Na? chtlich rauscht
Blaues Wasser im Felsengrund;
Seufzend erblickt sein Bild der gefallene Engel,
Erwacht ein Bleiches in dumpfer Stube.
Zwei Monde
Ergla? nzen die Augen der steinernen Greisin.
Weh, der Geba? renden Schrei. Mit schwarzem Flu? gel
Ru? hrt die Knabenschla? fe die Nacht,
Schnee, der leise aus purpurner Wolke sinkt.
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? ABENDLA? NDISCHES LIED
0 der Seele na? chtlicher Flu? gelschlag:
Hirten gingen wir einst an da? mmernden Wa? ldern hin
Und es folgte das rote Wild, die gru? ne Blume und der
lallende Quell
Demutsvoll. 0, der uralte Ton des Heimchens,
Blut blu? hend am Opferstein
Und der Schrei des einsamen Vogels u? ber der gru? nen
Stille des Teichs.
0, ihr Kreuzzu? ge und glu? henden Martern
Des Fleisches, Fallen purpurner Fru? chte
Im Abendgarten, wo vor Zeiten die frommen Ju? nger
gegangen,
Kriegsleute nun, erwachend aus Wunden und Sternen-
O, das sanfte Zyanenbu? ndel der Nacht. [tra? umen.
O, ihr Zeiten der Stille und goldener Herbste,
Da wir friedliche Mo? nche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
137
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? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
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? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla? fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
139
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? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
140
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? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
141
?
? SIEBENGESANG DES TODES
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? VERWANDLUNG DES BO? SEN
Herbst: schwarzes Schreiten am Waldsaum; Minute
stummer Zersto? rung; auf lauscht die Stirne des Aus-
sa? tzigen unter dem kahlen Baum. Langvergangener
Abend, der nun u? ber die Stufen von Moos sinkt; No-
vember. Eine Glocke la? utet und der Hirt fu? hrt eine
Herde von schwarzen und roten Pferden ins Dorf.
Unter dem Haselgebu? sch weidet der gru? ne Ja? ger ein
Wild aus. Seine Ha? nde rauchen von Blut und der
Schatten des Tiers seufzt im Laub u? ber den Augen
des Mannes, braun und schweigsam; der Wald. Kra? hen,
die sich zerstreuen; drei. Ihr Flug gleicht einer Sonate,
voll verblichener Akkorde und ma? nnlicher Schwermut;
leise lo? st sich eine goldene Wolke auf. Bei der Mu? hle
zu? nden Knaben ein Feuer an. Flamme ist des Bleichsten
Bruder und jener lacht vergraben in sein purpurnes Haar;
oder es ist ein Ort des Mordes, an dem ein steiniger Weg
vorbeifu? hrt. Die Berberitzen sind verschwunden, jahr-
lang tra? umt es in bleierner Luft unter den Fo? hren;
Angst, gru? nes Dunkel, das Gurgeln eines Ertrinkenden:
aus dem Sternenweiher zieht der Fischer einen grossen,
schwarzen Fisch, Antlitz voll Grausamkeit und Irrsinn.
Die Stimmen des Rohrs, hadernder Ma? nner im Ru? cken
schaukelt jener auf rotem Kahn u? ber frierende Herbst-
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? wasser, lebend in dunklen Sagen seines Geschlechts
und die Augen steinern u? ber Na? chte und jungfra? uliche
Schrecken aufgetan. Bo? se.
Was zwingt dich still zu stehen auf der verfallenen
Stiege, im Haus deiner Va? ter? Bleierne Schwa? rze. Was
hebst du mit silberner Hand an die Augen; und die
Lider sinken wie trunken von Mohn? Aber durch die
Mauer von Stein siehst du den Sternenhimmel, die
Milchstrasse, den Saturn; rot. Rasend an die Mauer
von Stein klopft der kahle Baum. Du auf verfallenen
Stufen: Baum, Stern, Stein! Du, ein blaues Tier,
das leise zittert; du, der bleiche Priester, der es hin-
schlachtet am schwarzen Altar. 0 dein La? cheln im
Dunkel, traurig und bo? se, dass ein Kind im Schlaf
erbleicht. Eine rote Flamme sprang aus deiner Hand
und ein Nachtfalter verbrannte daran. 0 die Flo? te des
Lichts; o die Flo? te des Tods. Was zwang dich still
zu stehen auf verfallener Stiege, im Haus deiner Va? ter?
Drunten ans Tor klopft ein Engel mit kristallnem
Finger.
0 die Ho? lle des Schlafs; dunkle Gasse, braunes
Ga? rtchen. Leise la? utet im blauen Abend der Toten
Gestalt. Gru? ne Blu? mchen umgaukeln sie und ihr Antlitz
hat sie verlassen. Oder es neigt sich verblichen u? ber die
kalte Stirne des Mo? rders im Dunkel des Hausflurs;
128
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Anbetung, purpurne Flamme der Wollust; hinsterbend
stu? rzte u? ber schwarze Stufen der Schla? fer ins Dunkel.
Jemand verliess dich am Kreuzweg und du schaust
lange zuru? ck. Silberner Schritt im Schatten verkru? ppel-
ter Apfelba? umchen. Purpurn leuchtet die Frucht im
schwarzen Gea? st und im Gras ha? utet sich die Schlange.
O! das Dunkel; der Schweiss, der auf die eisige Stirne
tritt und die traurigen Tra? ume im Wein, in der Dorf-
schenke unter schwarzverrauchtem Geba? lk. Du, noch
Wildnis, die rosige Inseln zaubert aus dem braunen
Tabaksgewo? lk und aus dem Innern den wilden Schrei
eines Greifen holt, wenn er um schwarze Klippen jagt
in Meer, Sturm und Eis. Du, ein gru? nes Metall und
innen ein feuriges Gesicht, das hingehen will und singen
vom Beinerhu? gel finstere Zeiten und den flammenden
Sturz des Engels. 0! Verzweiflung, die mit stummem
Schrei ins Knie bricht.
Ein Toter besucht dich. Aus dem Herzen rinnt
das selbstvergossene Blut und in schwarzer Braue nistet
unsa? glicher Augenblick; dunkle Begegnung. Du -- ein
purpurner Mond, da jener im gru? nen Schatten des
o? lbaums erscheint. Dem folgt unverga? ngliche Nacht.
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? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? KARL KRAUS
Weisser Hohepriester der Wahrheit,
Kristallne Stimme, in der Gottes eisiger Odem wohnt,
Zu? rnender Magier,
Dem unter flammendem Mantel der blaue Panzer des
Kriegers klirrt.
130
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? AN DIE VERSTUMMTEN
0, der Wahnsinn der grossen Stadt, da am Abend
An schwarzer Mauer verkru? ppelte Ba? ume starren,
Aus silberner Maske der Geist des Bo? sen schaut:
\7
Licht mit magnetischer Geissel die steinerne Nacht ver-
dra? ngt.
0, das versunkene La? uten der Abendglocken.
Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein geba? rt.
Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen,
Purpurne Seuche, Hunger, der gru? ne Augen zerbricht.
0, das gra? ssliche Lachen des Golds.
Aber stille blutet in dunkler Ho? hle stummere Menschheit,
Fu? gt aus harten Metallen das erlo? sende Haupt.
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? ANIF
Erinnerung: Mo? ven, gleitend u? ber den dunklen Himmel
Ma? nnlicher Schwermut.
Stille wohnst du im Schatten der herbstlichen Esche,
Versunken in des Hu? gels gerechtes Mass;
Immer gehst du den gru? nen Fluss hinab,
Wenn es Abend geworden,
To? nende Liebe; friedlich begegnet das dunkle Wild,
Ein rosiger Mensch. Trunken von bla? ulicher Witterung
Ru? hrt die Stirne das sterbende Laub
Und denkt das ernste Antlitz der Mutter;
0, wie alles ins Dunkel hinsinkt;
Die gestrengen Zimmer und das alte Gera? t
Der Va? ter.
Dieses erschu? ttert die Brust des Fremdlings.
0, ihr Zeichen und Sterne.
Gross ist die Schuld des Geborenen. Weh, ihr goldenen
Des Todes, [Schauer
Da die Seele ku? hlere Blu? ten tra? umt.
Immer schreit im kahlen Gezweig der na? chtliche Vogel
U?
ber des Mondenen Schritt,
To? nt ein eisiger Wind an den Mauern des Dorfs.
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? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? AN EINEN FRUHVERSTORBENEN
0, der schwarze Engel, der leise aus dem Innern des
Baums trat,
Da wir sanfte Gespielen am Abend waren,
Am Rand des bla? ulichen Brunnens.
Ruhig war unser Schritt, die runden Augen in der
braunen Ku? hle des Herbstes,
0, die purpurne Su? sse der Sterne.
Jener aber ging die steinernen Stufen des Mo? nchsbergs
hinab,
Ein blaues La? cheln im Antlitz und seltsam verpuppt
In seine stillere Kindheit und starb;
Und im Garten blieb das silberne Antlitz des Freundes
Lauschend im Laub oder im alten Gestein. [zuru? ck,
Seele sang den Tod, die gru? ne Verwesung des Fleisches
Und es war das Rauschen des Walds,
Die inbru? nstige Klage des Wildes.
Immer klangen von da? mmernden Tu? rmen die blauen
Glocken des Abends.
Stunde kam, da jener die Schatten in purpurner Sonne
Die Schatten der Fa? ulnis in kahlem Gea? st; [sah,
133
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Abend, da an da? mmernder Mauer die Amsel sang,
Der Geist des Fru? hverstorbenen stille im Zimmer
erschien.
0, das Blut, das aus der Kehle des To? nenden rinnt,
Blaue Blume; o die feurige Tra? ne
Geweint in die Nacht.
Goldene Wolke und Zeit. In einsamer Kammer
La? dst du o? fter den Toten zu Gast,
Wandelst in trautem Gespra? ch unter Ulmen den gru? nen
Fluss hinab.
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? GEISTLICHE DA? MMERUNG
Stille begegnet am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild;
Am Hu? gel endet leise der Abendwind,
Verstummt die Klage der Amsel,
Und die sanften Flo? ten des Herbstes
Schweigen im Rohr.
Auf schwarzer Wolke
Befa? hrst du trunken von Mohn
Den na? chtigen Weiher,
Den Sternenhimmel.
Immer to? nt der Schwester mondene Stimme
Durch die geistliche Nacht.
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? GEBURT
Gebirge: Schwa? rze, Schweigen und Schnee.
Rot vom Wald niedersteigt die Jagd;
0, die moosigen Blicke des Wilds.
Stille der Mutter; unter schwarzen Tannen
o? ffnen sich die schlafenden Ha? nde, .
Wenn verfallen der kalte Mond erscheint.
O, die Geburt des Menschen. Na? chtlich rauscht
Blaues Wasser im Felsengrund;
Seufzend erblickt sein Bild der gefallene Engel,
Erwacht ein Bleiches in dumpfer Stube.
Zwei Monde
Ergla? nzen die Augen der steinernen Greisin.
Weh, der Geba? renden Schrei. Mit schwarzem Flu? gel
Ru? hrt die Knabenschla? fe die Nacht,
Schnee, der leise aus purpurner Wolke sinkt.
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? ABENDLA? NDISCHES LIED
0 der Seele na? chtlicher Flu? gelschlag:
Hirten gingen wir einst an da? mmernden Wa? ldern hin
Und es folgte das rote Wild, die gru? ne Blume und der
lallende Quell
Demutsvoll. 0, der uralte Ton des Heimchens,
Blut blu? hend am Opferstein
Und der Schrei des einsamen Vogels u? ber der gru? nen
Stille des Teichs.
0, ihr Kreuzzu? ge und glu? henden Martern
Des Fleisches, Fallen purpurner Fru? chte
Im Abendgarten, wo vor Zeiten die frommen Ju? nger
gegangen,
Kriegsleute nun, erwachend aus Wunden und Sternen-
O, das sanfte Zyanenbu? ndel der Nacht. [tra? umen.
O, ihr Zeiten der Stille und goldener Herbste,
Da wir friedliche Mo? nche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
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? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
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? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla? fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
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? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
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? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
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