Durch
schwarzes
Gea?
Trakl - Dichtungen
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? TRU? BSINN
Weltunglu? ck geistert durch den Nachmittag.
Baracken fliehn durch Ga? rtchen braun und wu? st.
Lichtschnuppen gaukeln um verbrannten Mist,
Zwei Schla? fer schwanken heimwa? rts, grau und vag.
Auf der verdorrten Wiese la? uft ein Kind
Und spielt mit seinen Augen schwarz und glatt.
Das Gold tropft von den Bu? schen tru? b und matt.
Ein alter Mann dreht traurig sich im Wind.
Am Abend wieder u? ber meinem Haupt
Saturn lenkt stumm ein elendes Geschick.
Ein Baum, ein Hund tritt hinter sich zuru? ck
Und schwarz schwankt Gottes Himmel und entlaubt.
Ein Fischlein gleitet schnell hinab den Bach;
Und leise ru? hrt des toten Freundes Hand
Und gla? ttet liebend Stirne und Gewand.
Ein Licht ruft Schatten in den Zimmern wach.
66
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? DE PROFUNDIS
Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fa? llt.
Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
Es ist ein Zischelwind, der leere Hu? tten umkreist --
Wie traurig dieser Abend.
Am Weiler vorbei
Sammelt die sanfte Waise noch spa? rliche A? hren ein.
Ihre Augen weiden rund und goldig in der Da? mmerung
Und ihr Schoss harrt des himmlischen Bra? utigams.
Bei der Heimkehr
Fanden die Hirten den su? ssen Leib
Verwest im Dornenbusch.
Ein Schatten bin ich ferne finsteren Do? rfern.
Gottes Schweigen
Trank ich aus dem Brunnen des Hains.
Auf meine Stirne tritt kalte's Metall.
Spinnen suchen mein Herz.
Es ist ein Licht, das in meinem Mund erlo? scht.
Nachts fand ich mich auf einer Heide,
Starrend von Unrat und Staub der Sterne.
Im Haselgebu? sch
Klangen wieder kristallne Engel.
5* 67
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? TROMPETEN
Unter verschnittenen Weiden, wo braune Kinder spielen
Und Bla? tter treiben, to? nen Trompeten. Ein Kirchhofs-
schauer.
Fahnen von Scharlach stu? rzen durch des Ahorns Trauer,
Reiter entlang an Roggenfeldern, leeren Mu? hlen.
Oder Hirten singen nachts und Hirsche treten
In den Kreis ihrer Feuer, des Hains uralte Trauer,
Tanzende heben sich von einer schwarzen Mauer;
Fahnen von Scharlach, Lachen, Wahnsinn, Trompeten.
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? MENSCHHEIT
Menschheit vor Feuerschlu? nden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt;
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld.
Gewo? lk, das Licht durchbricht, das Abendmahl.
Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen.
Und jene sind versammelt zwo? lf an Zahl.
Nachts schrein im Schlaf sie unter o? lbaumzweigen;
Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
69
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? DREI BLICKE IN EINEN OPAL
An Erhard Buschbeck
1.
Blick in Opal: ein Dorf umkra? nzt von du? rrem Wein,
Der Stille grauer Wolken, gelber Felsenhu? gel
Und abendlicher Quellen Ku? hle: Zwillingsspiegel
Umrahmt von Schatten und von schleimigem Gestein.
Des Herbstes Weg und Kreuze gehn in Abend ein,
Singende Pilger und die blutbefleckten Linnen.
Des Einsamen Gestalt kehrt also sich nach innen
Und geht, ein bleicher Engel, durch den leeren Hain.
Aus Schwarzem bla? st der Fo? hn. Mit Satyrn im Verein
Sind schlanke Weiblein; Mo? nche der Wollust bleiche
Priester,
Ihr Wahnsinn schmu? ckt mit Lilien sich scho? n und du? ster
Und hebt die Ha? nde auf zu Gottes goldenem Schrein.
r
2.
Der ihn befeuchtet, rosig ha? ngt ein Tropfen Tau
Im Rosmarin: hinfliesst ein Hauch von Grabgeru? chen,
Spita? lern, wirr erfu? llt von Fieberschrein und Flu? chen.
Gebein steigt aus dem Erbbegra? bnis morsch und grau.
70
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? In blauem Schleim und Schleiern tanzt des Greisen Frau,
Das schmutzstarrende Haar erfu? llt von schwarzen Tra? nen,
Die Knaben tra? umen wirr in du? rren Weidenstra? hnen
Und ihre Stirnen sind von Aussatz kahl und rauh.
Durchs Bogenfenster sinkt ein Abend lind und lau.
Ein Heiliger tritt aus seinen schwarzen Wundenmalen.
Die Purpurschnecken kriechen aus zerbrochenen Schalen
Und speien Blut in Dorngewinde starr und grau.
3.
Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch.
Rotgoldene Gewa? nder; Fackeln; Psalmensingen;
Und Ma? dchen, die wie Gift den Leib des Herrn um-
schlingen.
Gestalten schreiten wa? chsernstarr durch Glut und Rauch.
Aussa? tziger mitterna? chtigen Tanz fu? hrt an ein Gauch
Du? rrkno? chern. Garten wunderlicher Abenteuer;
Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer
Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch.
O Armut, Bettelsuppe, Brot und su? sser Lauch;
Des Lebens Tra? umerei in Hu? tten vor den Wa? ldern.
Grau ha? rtet sich der Himmel u? ber gelben Feldern
Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch.
71
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? IM DORF
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? ZU ABEND MEIN HERZ
Am Abend ho? rt man den Schrei der Flederma? use,
Zwei Rappen springen auf der Wiese,
Der rote Ahorn rauscht.
Dem Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg.
Herrlich schmecken junger Wein und Nu? sse,
Herrlich: betrunken zu taumeln in da? mmernden Wald.
Durch schwarzes Gea? st to? nen schmerzliche Glocken,
Auf das Gesicht tropft Tau.
75
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? EIN HERBSTABEND
An Karl Rock
Das braune Dorf. Ein Dunkles zeigt im Schreiten
Sich oft an Mauern, die im Herbste stehn,
Gestalten: Mann wie Weib, Verstorbene gehn
In ku? hlen Stuben jener Bett bereiten.
Hier spielen Knaben. Schwere Schatten breiten
Sich u? ber braune Jauche. Ma? gde gehn
Durch feuchte Bla? ue und bisweilen sehn
Aus Augen sie, erfu? llt von Nachtgela? uten.
Fu? r Einsames ist eine Schenke da;
Das sa? umt geduldig unter dunklen Bogen,
Von goldenem Tabaksgewo? lk umzogen.
Doch immer ist das Eigne schwarz und nah.
Der Trunkne sinnt im Schatten alter Bogen
Den wilden Vo? geln nach, die ferngezogen.
76
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? ROSENKRANZLIEDER
An die Schwester
Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Ba? umen to? nt,
Einsamer Weiher am Abend.
Leise der Flug der Vo? gel to? nt,
Die Schwermut u? ber deinen Augenbogen.
Dein schmales La? cheln to? nt.
Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.
Na? he des Todes
O der Abend, der in die finsteren Do? rfer der Kindheit geht.
Der Weiher unter den Weiden
Fu? llt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.
O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,
Da aus des Einsamen kno? chernen Ha? nden
Der Purpur seiner verzu? ckten Tage hinsinkt.
O die Na? he des Todes. Lass uns beten.
In dieser Nacht lo? sen auf lauen Kissen
Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schma? chtige
Glieder.
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? Amen
Verwestes gleitend durch die morsche Stube;
Schatten an gelben Tapeten; in dunklen Spiegeln wo? lbt
Sich unserer Ha? nde elfenbeinerne Traurigkeit.
Braune Perlen rinnen durch die erstorbenen Finger.
In der Stille
Tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf.
Blau ist auch der Abend;
Die Stunde unseres Absterbens, Azraels Schatten,
Der ein braunes Ga? rtchen verdunkelt.
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? IM DORF
1.
Aus braunen Mauern tritt ein Dorf, ein Feld.
Ein Hirt verwest auf einem alten Stein.
Der Saum des Walds schliesst blaue Tiere ein,
Das sanfte Laub, das in die Stille fa? llt.
Der Bauern braune Stirnen. Lange to? nt
Die Abendglocke; scho? n ist frommer Brauch,
Des Heilands schwarzes Haupt im Dornenstrauch,
Die ku? hle Stube, die der Tod verso? hnt.
Wie bleich die Mu? tter sind. Die Bla? ue sinkt
Auf Glas und Truh, die stolz ihr Sinn bewahrt;
Auch neigt ein weisses Haupt sich hochbejahrt
Aufs Enkelkind, das Milch und Sterne trinkt.
2.
Der Arme, der im Geiste einsam starb,
Steigt wa? chsern u? ber einen alten Pfad.
Die Apfelba? ume sinken kahl und stad
Ins Farbige ihrer Frucht, die schwarz verdarb.
Noch immer wo? lbt das Dach aus du? rrem Stroh
Sich u? bern Schlaf der Ku? he. Die blinde Magd
79
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? Erscheint im Hof; ein blaues Wasser klagt;
Ein Pferdescha? del starrt vom morschen Tor.
Der Idiot spricht dunklen Sinns ein Wort
Der Liebe, das im schwarzen Busch verhallt,
Wo jene steht in schmaler Traumgestalt.
Der Abend to? nt in feuchter Bla? ue fort.
3.
Ans Fenster schlagen A? ste fo? hnentlaubt.
Im Schoss der Ba? urin wa? chst ein wildes Weh.
Durch ihre Arme rieselt schwarzer Schnee;
Golda? ugige Eulen flattern um ihr Haupt.
Die Mauern starren kahl und grauverdreckt
Ins ku? hle Dunkel. Im Fieberbette friert
Der schwangere Leib, den frech der Mond bestiert.
Vor ihrer Kammer ist ein Hund verreckt.
Drei Ma? nner treten finster durch das Tor
Mit Sensen, die im Feld zerbrochen sind.
Durchs Fenster klirrt der rote Abendwind;
Ein schwarzer Engel tritt daraus hervor.
80
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? ABENDLIED
Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn,
Erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.
Wenn uns du? rstet,
Trinken wir die weissen Wasser des Teichs,
Die Su? sse unserer traurigen Kindheit.
Erstorbene ruhen wir unterm Holundergebu? sch,
Schaun den grauen Mo? ven zu.
Fru? hlingsgewo? lke steigen u? ber die finstere Stadt,
Die der Mo? nche edlere Zeiten schweigt.
Da ich deine schmalen Ha? nde nahm
Schlugst du leise die runden Augen auf.
Dieses ist lange her.
Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
Erscheinst du Weisse in des Freundes herbstlicher
Landschaft.
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? IN DER HEIMAT
Resedenduft durchs kranke Fenster irrt;
Ein alter Platz, Kastanien schwarz und wu? st.
Das Dach durchbricht ein goldener Strahl und fliesst
Auf die Geschwister traumhaft und verwirrt.
/
Im Spu? licht treibt Verfallnes, leise girrt
Der Fo? hn im braunen Ga? rtchen; sehr still geniesst
Ihr Gold die Sonnenblume und zerfliesst.
Durch blaue Luft der Ruf der Wache klirrt.
Resedenduft. Die Mauern da? mmern kahl.
Der Schwester Schlaf ist schwer. Der Nachtwind wu? hlt
In ihrem Haar, das mondner Glanz umspu? lt.
Der Katze Schatten gleitet blau und schmal
Vom morschen Dach, das nahes Unheil sa? umt,
Die Kerzenflamme, die sich purpurn ba? umt.
82
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?
? TRU? BSINN
Weltunglu? ck geistert durch den Nachmittag.
Baracken fliehn durch Ga? rtchen braun und wu? st.
Lichtschnuppen gaukeln um verbrannten Mist,
Zwei Schla? fer schwanken heimwa? rts, grau und vag.
Auf der verdorrten Wiese la? uft ein Kind
Und spielt mit seinen Augen schwarz und glatt.
Das Gold tropft von den Bu? schen tru? b und matt.
Ein alter Mann dreht traurig sich im Wind.
Am Abend wieder u? ber meinem Haupt
Saturn lenkt stumm ein elendes Geschick.
Ein Baum, ein Hund tritt hinter sich zuru? ck
Und schwarz schwankt Gottes Himmel und entlaubt.
Ein Fischlein gleitet schnell hinab den Bach;
Und leise ru? hrt des toten Freundes Hand
Und gla? ttet liebend Stirne und Gewand.
Ein Licht ruft Schatten in den Zimmern wach.
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? DE PROFUNDIS
Es ist ein Stoppelfeld, in das ein schwarzer Regen fa? llt.
Es ist ein brauner Baum, der einsam dasteht.
Es ist ein Zischelwind, der leere Hu? tten umkreist --
Wie traurig dieser Abend.
Am Weiler vorbei
Sammelt die sanfte Waise noch spa? rliche A? hren ein.
Ihre Augen weiden rund und goldig in der Da? mmerung
Und ihr Schoss harrt des himmlischen Bra? utigams.
Bei der Heimkehr
Fanden die Hirten den su? ssen Leib
Verwest im Dornenbusch.
Ein Schatten bin ich ferne finsteren Do? rfern.
Gottes Schweigen
Trank ich aus dem Brunnen des Hains.
Auf meine Stirne tritt kalte's Metall.
Spinnen suchen mein Herz.
Es ist ein Licht, das in meinem Mund erlo? scht.
Nachts fand ich mich auf einer Heide,
Starrend von Unrat und Staub der Sterne.
Im Haselgebu? sch
Klangen wieder kristallne Engel.
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? TROMPETEN
Unter verschnittenen Weiden, wo braune Kinder spielen
Und Bla? tter treiben, to? nen Trompeten. Ein Kirchhofs-
schauer.
Fahnen von Scharlach stu? rzen durch des Ahorns Trauer,
Reiter entlang an Roggenfeldern, leeren Mu? hlen.
Oder Hirten singen nachts und Hirsche treten
In den Kreis ihrer Feuer, des Hains uralte Trauer,
Tanzende heben sich von einer schwarzen Mauer;
Fahnen von Scharlach, Lachen, Wahnsinn, Trompeten.
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? MENSCHHEIT
Menschheit vor Feuerschlu? nden aufgestellt,
Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen,
Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt;
Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen:
Hier Evas Schatten, Jagd und rotes Geld.
Gewo? lk, das Licht durchbricht, das Abendmahl.
Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen.
Und jene sind versammelt zwo? lf an Zahl.
Nachts schrein im Schlaf sie unter o? lbaumzweigen;
Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
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? DREI BLICKE IN EINEN OPAL
An Erhard Buschbeck
1.
Blick in Opal: ein Dorf umkra? nzt von du? rrem Wein,
Der Stille grauer Wolken, gelber Felsenhu? gel
Und abendlicher Quellen Ku? hle: Zwillingsspiegel
Umrahmt von Schatten und von schleimigem Gestein.
Des Herbstes Weg und Kreuze gehn in Abend ein,
Singende Pilger und die blutbefleckten Linnen.
Des Einsamen Gestalt kehrt also sich nach innen
Und geht, ein bleicher Engel, durch den leeren Hain.
Aus Schwarzem bla? st der Fo? hn. Mit Satyrn im Verein
Sind schlanke Weiblein; Mo? nche der Wollust bleiche
Priester,
Ihr Wahnsinn schmu? ckt mit Lilien sich scho? n und du? ster
Und hebt die Ha? nde auf zu Gottes goldenem Schrein.
r
2.
Der ihn befeuchtet, rosig ha? ngt ein Tropfen Tau
Im Rosmarin: hinfliesst ein Hauch von Grabgeru? chen,
Spita? lern, wirr erfu? llt von Fieberschrein und Flu? chen.
Gebein steigt aus dem Erbbegra? bnis morsch und grau.
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? In blauem Schleim und Schleiern tanzt des Greisen Frau,
Das schmutzstarrende Haar erfu? llt von schwarzen Tra? nen,
Die Knaben tra? umen wirr in du? rren Weidenstra? hnen
Und ihre Stirnen sind von Aussatz kahl und rauh.
Durchs Bogenfenster sinkt ein Abend lind und lau.
Ein Heiliger tritt aus seinen schwarzen Wundenmalen.
Die Purpurschnecken kriechen aus zerbrochenen Schalen
Und speien Blut in Dorngewinde starr und grau.
3.
Die Blinden streuen in eiternde Wunden Weiherauch.
Rotgoldene Gewa? nder; Fackeln; Psalmensingen;
Und Ma? dchen, die wie Gift den Leib des Herrn um-
schlingen.
Gestalten schreiten wa? chsernstarr durch Glut und Rauch.
Aussa? tziger mitterna? chtigen Tanz fu? hrt an ein Gauch
Du? rrkno? chern. Garten wunderlicher Abenteuer;
Verzerrtes; Blumenfratzen, Lachen; Ungeheuer
Und rollendes Gestirn im schwarzen Dornenstrauch.
O Armut, Bettelsuppe, Brot und su? sser Lauch;
Des Lebens Tra? umerei in Hu? tten vor den Wa? ldern.
Grau ha? rtet sich der Himmel u? ber gelben Feldern
Und eine Abendglocke singt nach altem Brauch.
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? IM DORF
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ZU ABEND MEIN HERZ
Am Abend ho? rt man den Schrei der Flederma? use,
Zwei Rappen springen auf der Wiese,
Der rote Ahorn rauscht.
Dem Wanderer erscheint die kleine Schenke am Weg.
Herrlich schmecken junger Wein und Nu? sse,
Herrlich: betrunken zu taumeln in da? mmernden Wald.
Durch schwarzes Gea? st to? nen schmerzliche Glocken,
Auf das Gesicht tropft Tau.
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? EIN HERBSTABEND
An Karl Rock
Das braune Dorf. Ein Dunkles zeigt im Schreiten
Sich oft an Mauern, die im Herbste stehn,
Gestalten: Mann wie Weib, Verstorbene gehn
In ku? hlen Stuben jener Bett bereiten.
Hier spielen Knaben. Schwere Schatten breiten
Sich u? ber braune Jauche. Ma? gde gehn
Durch feuchte Bla? ue und bisweilen sehn
Aus Augen sie, erfu? llt von Nachtgela? uten.
Fu? r Einsames ist eine Schenke da;
Das sa? umt geduldig unter dunklen Bogen,
Von goldenem Tabaksgewo? lk umzogen.
Doch immer ist das Eigne schwarz und nah.
Der Trunkne sinnt im Schatten alter Bogen
Den wilden Vo? geln nach, die ferngezogen.
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? ROSENKRANZLIEDER
An die Schwester
Wo du gehst wird Herbst und Abend,
Blaues Wild, das unter Ba? umen to? nt,
Einsamer Weiher am Abend.
Leise der Flug der Vo? gel to? nt,
Die Schwermut u? ber deinen Augenbogen.
Dein schmales La? cheln to? nt.
Gott hat deine Lider verbogen.
Sterne suchen nachts, Karfreitagskind,
Deinen Stirnenbogen.
Na? he des Todes
O der Abend, der in die finsteren Do? rfer der Kindheit geht.
Der Weiher unter den Weiden
Fu? llt sich mit den verpesteten Seufzern der Schwermut.
O der Wald, der leise die braunen Augen senkt,
Da aus des Einsamen kno? chernen Ha? nden
Der Purpur seiner verzu? ckten Tage hinsinkt.
O die Na? he des Todes. Lass uns beten.
In dieser Nacht lo? sen auf lauen Kissen
Vergilbt von Weihrauch sich der Liebenden schma? chtige
Glieder.
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? Amen
Verwestes gleitend durch die morsche Stube;
Schatten an gelben Tapeten; in dunklen Spiegeln wo? lbt
Sich unserer Ha? nde elfenbeinerne Traurigkeit.
Braune Perlen rinnen durch die erstorbenen Finger.
In der Stille
Tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf.
Blau ist auch der Abend;
Die Stunde unseres Absterbens, Azraels Schatten,
Der ein braunes Ga? rtchen verdunkelt.
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? IM DORF
1.
Aus braunen Mauern tritt ein Dorf, ein Feld.
Ein Hirt verwest auf einem alten Stein.
Der Saum des Walds schliesst blaue Tiere ein,
Das sanfte Laub, das in die Stille fa? llt.
Der Bauern braune Stirnen. Lange to? nt
Die Abendglocke; scho? n ist frommer Brauch,
Des Heilands schwarzes Haupt im Dornenstrauch,
Die ku? hle Stube, die der Tod verso? hnt.
Wie bleich die Mu? tter sind. Die Bla? ue sinkt
Auf Glas und Truh, die stolz ihr Sinn bewahrt;
Auch neigt ein weisses Haupt sich hochbejahrt
Aufs Enkelkind, das Milch und Sterne trinkt.
2.
Der Arme, der im Geiste einsam starb,
Steigt wa? chsern u? ber einen alten Pfad.
Die Apfelba? ume sinken kahl und stad
Ins Farbige ihrer Frucht, die schwarz verdarb.
Noch immer wo? lbt das Dach aus du? rrem Stroh
Sich u? bern Schlaf der Ku? he. Die blinde Magd
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? Erscheint im Hof; ein blaues Wasser klagt;
Ein Pferdescha? del starrt vom morschen Tor.
Der Idiot spricht dunklen Sinns ein Wort
Der Liebe, das im schwarzen Busch verhallt,
Wo jene steht in schmaler Traumgestalt.
Der Abend to? nt in feuchter Bla? ue fort.
3.
Ans Fenster schlagen A? ste fo? hnentlaubt.
Im Schoss der Ba? urin wa? chst ein wildes Weh.
Durch ihre Arme rieselt schwarzer Schnee;
Golda? ugige Eulen flattern um ihr Haupt.
Die Mauern starren kahl und grauverdreckt
Ins ku? hle Dunkel. Im Fieberbette friert
Der schwangere Leib, den frech der Mond bestiert.
Vor ihrer Kammer ist ein Hund verreckt.
Drei Ma? nner treten finster durch das Tor
Mit Sensen, die im Feld zerbrochen sind.
Durchs Fenster klirrt der rote Abendwind;
Ein schwarzer Engel tritt daraus hervor.
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? ABENDLIED
Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn,
Erscheinen unsere bleichen Gestalten vor uns.
Wenn uns du? rstet,
Trinken wir die weissen Wasser des Teichs,
Die Su? sse unserer traurigen Kindheit.
Erstorbene ruhen wir unterm Holundergebu? sch,
Schaun den grauen Mo? ven zu.
Fru? hlingsgewo? lke steigen u? ber die finstere Stadt,
Die der Mo? nche edlere Zeiten schweigt.
Da ich deine schmalen Ha? nde nahm
Schlugst du leise die runden Augen auf.
Dieses ist lange her.
Doch wenn dunkler Wohllaut die Seele heimsucht,
Erscheinst du Weisse in des Freundes herbstlicher
Landschaft.
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? IN DER HEIMAT
Resedenduft durchs kranke Fenster irrt;
Ein alter Platz, Kastanien schwarz und wu? st.
Das Dach durchbricht ein goldener Strahl und fliesst
Auf die Geschwister traumhaft und verwirrt.
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Im Spu? licht treibt Verfallnes, leise girrt
Der Fo? hn im braunen Ga? rtchen; sehr still geniesst
Ihr Gold die Sonnenblume und zerfliesst.
Durch blaue Luft der Ruf der Wache klirrt.
Resedenduft. Die Mauern da? mmern kahl.
Der Schwester Schlaf ist schwer. Der Nachtwind wu? hlt
In ihrem Haar, das mondner Glanz umspu? lt.
Der Katze Schatten gleitet blau und schmal
Vom morschen Dach, das nahes Unheil sa? umt,
Die Kerzenflamme, die sich purpurn ba? umt.
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