fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U?
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U?
Trakl - Dichtungen
ngt.
0, das versunkene La? uten der Abendglocken.
Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein geba? rt.
Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen,
Purpurne Seuche, Hunger, der gru? ne Augen zerbricht.
0, das gra? ssliche Lachen des Golds.
Aber stille blutet in dunkler Ho? hle stummere Menschheit,
Fu? gt aus harten Metallen das erlo? sende Haupt.
131
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? ANIF
Erinnerung: Mo? ven, gleitend u? ber den dunklen Himmel
Ma? nnlicher Schwermut.
Stille wohnst du im Schatten der herbstlichen Esche,
Versunken in des Hu? gels gerechtes Mass;
Immer gehst du den gru? nen Fluss hinab,
Wenn es Abend geworden,
To? nende Liebe; friedlich begegnet das dunkle Wild,
Ein rosiger Mensch. Trunken von bla? ulicher Witterung
Ru? hrt die Stirne das sterbende Laub
Und denkt das ernste Antlitz der Mutter;
0, wie alles ins Dunkel hinsinkt;
Die gestrengen Zimmer und das alte Gera? t
Der Va? ter.
Dieses erschu? ttert die Brust des Fremdlings.
0, ihr Zeichen und Sterne.
Gross ist die Schuld des Geborenen. Weh, ihr goldenen
Des Todes, [Schauer
Da die Seele ku? hlere Blu? ten tra? umt.
Immer schreit im kahlen Gezweig der na? chtliche Vogel
U? ber des Mondenen Schritt,
To? nt ein eisiger Wind an den Mauern des Dorfs.
132
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? AN EINEN FRUHVERSTORBENEN
0, der schwarze Engel, der leise aus dem Innern des
Baums trat,
Da wir sanfte Gespielen am Abend waren,
Am Rand des bla? ulichen Brunnens.
Ruhig war unser Schritt, die runden Augen in der
braunen Ku? hle des Herbstes,
0, die purpurne Su? sse der Sterne.
Jener aber ging die steinernen Stufen des Mo? nchsbergs
hinab,
Ein blaues La? cheln im Antlitz und seltsam verpuppt
In seine stillere Kindheit und starb;
Und im Garten blieb das silberne Antlitz des Freundes
Lauschend im Laub oder im alten Gestein. [zuru? ck,
Seele sang den Tod, die gru? ne Verwesung des Fleisches
Und es war das Rauschen des Walds,
Die inbru? nstige Klage des Wildes.
Immer klangen von da? mmernden Tu? rmen die blauen
Glocken des Abends.
Stunde kam, da jener die Schatten in purpurner Sonne
Die Schatten der Fa? ulnis in kahlem Gea? st; [sah,
133
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Abend, da an da? mmernder Mauer die Amsel sang,
Der Geist des Fru? hverstorbenen stille im Zimmer
erschien.
0, das Blut, das aus der Kehle des To? nenden rinnt,
Blaue Blume; o die feurige Tra? ne
Geweint in die Nacht.
Goldene Wolke und Zeit. In einsamer Kammer
La? dst du o? fter den Toten zu Gast,
Wandelst in trautem Gespra? ch unter Ulmen den gru? nen
Fluss hinab.
134
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? GEISTLICHE DA? MMERUNG
Stille begegnet am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild;
Am Hu? gel endet leise der Abendwind,
Verstummt die Klage der Amsel,
Und die sanften Flo? ten des Herbstes
Schweigen im Rohr.
Auf schwarzer Wolke
Befa? hrst du trunken von Mohn
Den na? chtigen Weiher,
Den Sternenhimmel.
Immer to? nt der Schwester mondene Stimme
Durch die geistliche Nacht.
135
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? GEBURT
Gebirge: Schwa? rze, Schweigen und Schnee.
Rot vom Wald niedersteigt die Jagd;
0, die moosigen Blicke des Wilds.
Stille der Mutter; unter schwarzen Tannen
o? ffnen sich die schlafenden Ha? nde, .
Wenn verfallen der kalte Mond erscheint.
O, die Geburt des Menschen. Na? chtlich rauscht
Blaues Wasser im Felsengrund;
Seufzend erblickt sein Bild der gefallene Engel,
Erwacht ein Bleiches in dumpfer Stube.
Zwei Monde
Ergla? nzen die Augen der steinernen Greisin.
Weh, der Geba? renden Schrei. Mit schwarzem Flu? gel
Ru? hrt die Knabenschla? fe die Nacht,
Schnee, der leise aus purpurner Wolke sinkt.
136
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? ABENDLA? NDISCHES LIED
0 der Seele na? chtlicher Flu? gelschlag:
Hirten gingen wir einst an da? mmernden Wa? ldern hin
Und es folgte das rote Wild, die gru? ne Blume und der
lallende Quell
Demutsvoll. 0, der uralte Ton des Heimchens,
Blut blu? hend am Opferstein
Und der Schrei des einsamen Vogels u? ber der gru? nen
Stille des Teichs.
0, ihr Kreuzzu? ge und glu? henden Martern
Des Fleisches, Fallen purpurner Fru? chte
Im Abendgarten, wo vor Zeiten die frommen Ju? nger
gegangen,
Kriegsleute nun, erwachend aus Wunden und Sternen-
O, das sanfte Zyanenbu? ndel der Nacht. [tra? umen.
O, ihr Zeiten der Stille und goldener Herbste,
Da wir friedliche Mo? nche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
137
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? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
138
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? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla?
fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
139
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? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
140
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? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
141
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? VERKLA? RUNG
Wenn es Abend wird,
Verla? sst dich leise ein blaues Antlitz.
Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.
Ein sanfter Mo? nch
Faltet die erstorbenen Ha? nde.
Ein weisser Engel sucht Marien heim.
Ein na? chtiger Kranz
Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben
Ist das Jahr des Schauenden.
Zu deinen Fu? ssen
o? ffnen sich die Gra? ber der Toten,
Wenn du die Stirne in die silbernen Ha? nde legst.
Stille wohnt
An deinem Mund der herbstliche Mond,
Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;
Blaue Blume,
Die leise to? nt in vergilbtem Gestein.
142
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? DIE SONNE
Ta? glich kommt die gelbe Sonne u? ber den Hu? gel.
Scho? n ist der Wald, das dunkle Tier,
Der Mensch; Ja? ger oder Hirt.
Ro? tlich steigt im gru? nen Weiher der Fisch.
Unter dem runden Himmel
Fa? hrt der Fischer leise im blauen Kahn.
Langsam reift die Traube, das Korn.
Wenn sich stille der Tag neigt,
Ist ein Gutes und Bo? ses bereitet.
Wenn es Nacht wird,
Hebt der Wanderer leise die schweren Lider;
Sonne aus finsterer Schlucht bricht.
143
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? PASSION
Wenn Orpheus silbern die Laute ru? hrt,
Beklagend ein Totes im Abendgarten,
Wer bist du Ruhendes unter hohen Ba? umen?
Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,
Der blaue Teich,
Hinsterbend unter gru? nenden Ba? umen
Und folgend dem Schatten der Schwester;
Dunkle Liebe
Eines wilden Geschlechts,
Dem auf goldenen Ra? dern der Tag davonrauscht.
Stille Nacht.
Unter finsteren Tannen
Mischten zwei Wo? lfe ihr Blut
In steinerner Umarmung; ein Goldnes
Verlor sich die Wolke u? ber dem Steg,
Geduld und Schweigen der Kindheit.
Wieder begegnet der zarte Leichnam
Am Tritonsteich
Schlummernd in seinem hyazinthenen Haar.
Dass endlich zerbra? che das ku? hle Haupt!
144
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? Denn immer folgt, ein blaues Wild,
Ein A? ugendes unter da? mmernden Ba? umen,
Dieser dunkleren Pfaden
Wachend und bewegt von na? chtigem Wohllaut,
Sanftem Wahnsinn;
Oder es to? nte dunkler Verzu? ckung
Voll das Saitenspiel
Zu den ku? hlen Fu? ssen der Bu? sserin
In der steinernen Stadt.
10 145
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? FO? HN
Blinde Klage im Wind, mondene Wintertage,
Kindheit, leise verhallen die Schritte an schwarzer Hecke,
Langes Abendgela? ut.
Leise kommt die weisse Nacht gezogen,
Verwandelt in purpurne Tra? ume Schmerz und Plage
Des steinigen Lebens,
Dass nimmer der dornige Stachel ablasse vom ver-
wesenden Leib.
Tief im Schlummer aufseufzt die bange Seele,
Tief der Wind in zerbrochenen Ba? umen,
Und es schwankt die Klagegestalt
Der Mutter durch den einsamen Wald
Dieser schweigenden Trauer; Na? chte,
Erfu? llt von Tra? nen, feurigen Engeln.
Silbern zerschellt an kahler Mauer ein kindlich Gerippe.
<146
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? FRU? HLING DER SEELE
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu? rzt der
Wind, :! ? :. ? : , j, . . . :,,. -; ,,M . ? . ?
Das Blau des Fru? hlings winkt . durch brechendes Gea? st,
Purpurner Nachttau und es erlo? schen rings die Sterne.
Gru? nlich da? mmert der Fluss, silbern die alten Alleen
Und die Tu? rme der Stadt. 0 sanfte Trunkenheit
Im gleitenden Kahn und die dunklen Rufe der Amsel
In kindlichen Ga? rten. Schon lichtet sich der rosige Flor.
Feierlich rauschen die Wasser. , 0 die feuchten Schatten
der Au, ';;. ? . . i
Das schreitende Tier; Gru? nendes, Blu? tengezweig
Ru? hrt die kristallene Stirne; schimmernder Schaukel-
kahn. ; . . ? ;. '
Leise to?
0, das versunkene La? uten der Abendglocken.
Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein geba? rt.
Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne des Besessenen,
Purpurne Seuche, Hunger, der gru? ne Augen zerbricht.
0, das gra? ssliche Lachen des Golds.
Aber stille blutet in dunkler Ho? hle stummere Menschheit,
Fu? gt aus harten Metallen das erlo? sende Haupt.
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? ANIF
Erinnerung: Mo? ven, gleitend u? ber den dunklen Himmel
Ma? nnlicher Schwermut.
Stille wohnst du im Schatten der herbstlichen Esche,
Versunken in des Hu? gels gerechtes Mass;
Immer gehst du den gru? nen Fluss hinab,
Wenn es Abend geworden,
To? nende Liebe; friedlich begegnet das dunkle Wild,
Ein rosiger Mensch. Trunken von bla? ulicher Witterung
Ru? hrt die Stirne das sterbende Laub
Und denkt das ernste Antlitz der Mutter;
0, wie alles ins Dunkel hinsinkt;
Die gestrengen Zimmer und das alte Gera? t
Der Va? ter.
Dieses erschu? ttert die Brust des Fremdlings.
0, ihr Zeichen und Sterne.
Gross ist die Schuld des Geborenen. Weh, ihr goldenen
Des Todes, [Schauer
Da die Seele ku? hlere Blu? ten tra? umt.
Immer schreit im kahlen Gezweig der na? chtliche Vogel
U? ber des Mondenen Schritt,
To? nt ein eisiger Wind an den Mauern des Dorfs.
132
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? AN EINEN FRUHVERSTORBENEN
0, der schwarze Engel, der leise aus dem Innern des
Baums trat,
Da wir sanfte Gespielen am Abend waren,
Am Rand des bla? ulichen Brunnens.
Ruhig war unser Schritt, die runden Augen in der
braunen Ku? hle des Herbstes,
0, die purpurne Su? sse der Sterne.
Jener aber ging die steinernen Stufen des Mo? nchsbergs
hinab,
Ein blaues La? cheln im Antlitz und seltsam verpuppt
In seine stillere Kindheit und starb;
Und im Garten blieb das silberne Antlitz des Freundes
Lauschend im Laub oder im alten Gestein. [zuru? ck,
Seele sang den Tod, die gru? ne Verwesung des Fleisches
Und es war das Rauschen des Walds,
Die inbru? nstige Klage des Wildes.
Immer klangen von da? mmernden Tu? rmen die blauen
Glocken des Abends.
Stunde kam, da jener die Schatten in purpurner Sonne
Die Schatten der Fa? ulnis in kahlem Gea? st; [sah,
133
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? Abend, da an da? mmernder Mauer die Amsel sang,
Der Geist des Fru? hverstorbenen stille im Zimmer
erschien.
0, das Blut, das aus der Kehle des To? nenden rinnt,
Blaue Blume; o die feurige Tra? ne
Geweint in die Nacht.
Goldene Wolke und Zeit. In einsamer Kammer
La? dst du o? fter den Toten zu Gast,
Wandelst in trautem Gespra? ch unter Ulmen den gru? nen
Fluss hinab.
134
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? GEISTLICHE DA? MMERUNG
Stille begegnet am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild;
Am Hu? gel endet leise der Abendwind,
Verstummt die Klage der Amsel,
Und die sanften Flo? ten des Herbstes
Schweigen im Rohr.
Auf schwarzer Wolke
Befa? hrst du trunken von Mohn
Den na? chtigen Weiher,
Den Sternenhimmel.
Immer to? nt der Schwester mondene Stimme
Durch die geistliche Nacht.
135
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? GEBURT
Gebirge: Schwa? rze, Schweigen und Schnee.
Rot vom Wald niedersteigt die Jagd;
0, die moosigen Blicke des Wilds.
Stille der Mutter; unter schwarzen Tannen
o? ffnen sich die schlafenden Ha? nde, .
Wenn verfallen der kalte Mond erscheint.
O, die Geburt des Menschen. Na? chtlich rauscht
Blaues Wasser im Felsengrund;
Seufzend erblickt sein Bild der gefallene Engel,
Erwacht ein Bleiches in dumpfer Stube.
Zwei Monde
Ergla? nzen die Augen der steinernen Greisin.
Weh, der Geba? renden Schrei. Mit schwarzem Flu? gel
Ru? hrt die Knabenschla? fe die Nacht,
Schnee, der leise aus purpurner Wolke sinkt.
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? ABENDLA? NDISCHES LIED
0 der Seele na? chtlicher Flu? gelschlag:
Hirten gingen wir einst an da? mmernden Wa? ldern hin
Und es folgte das rote Wild, die gru? ne Blume und der
lallende Quell
Demutsvoll. 0, der uralte Ton des Heimchens,
Blut blu? hend am Opferstein
Und der Schrei des einsamen Vogels u? ber der gru? nen
Stille des Teichs.
0, ihr Kreuzzu? ge und glu? henden Martern
Des Fleisches, Fallen purpurner Fru? chte
Im Abendgarten, wo vor Zeiten die frommen Ju? nger
gegangen,
Kriegsleute nun, erwachend aus Wunden und Sternen-
O, das sanfte Zyanenbu? ndel der Nacht. [tra? umen.
O, ihr Zeiten der Stille und goldener Herbste,
Da wir friedliche Mo? nche die purpurne Traube gekeltert;
Und rings ergla? nzten Hu? gel und Wald.
0, ihr Jagden und Schlo? sser; Ruh des Abends,
Da in seiner Kammer der Mensch Gerechtes sann,
In stummem Gebet um Gottes lebendiges Haupt rang.
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? O, die bittere Stunde des Untergangs,
Da wir ein steinernes Antlitz in schwarzen Wassern
beschaun.
Aber strahlend heben die silbernen Lider die Liebenden:
Ein Geschlecht. Weihrauch stro? mt von rosigen Kissen
Und der su? sse Gesang der Auferstandenen.
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? SIEBENGESANG DES TODES
Bla? ulich da? mmert der Fru? hling; unter saugenden Ba? umen
Wandert ein Dunkles in Abend und Untergang,
Lauschend der sanften Klage der Amsel.
Schweigend erscheint die Nacht, ein blutendes Wild,
Das langsam hinsinkt am Hu? gel.
In feuchter Luft schwankt blu? hendes Apfelgezweig,
Lo? st silbern sich Verschlungenes,
Hinsterbend aus na? chtigen Augen; fallende Sterne;
Sanfter Gesang der Kindheit.
Erscheinender stieg der Schla?
fer den schwarzen Wald
Und es rauschte ein blauer Quell im Grund, [hinab,
Dass jener leise die bleichen Lider aufhob
U? ber sein schneeiges Antlitz;
Und es jagte der Mond ein rotes Tier
Aus seiner Ho? hle;
Und es starb in Seufzern die dunkle Klage der Frauen.
Strahlender hob die Ha? nde zu seinem Stern
Der weisse Fremdling;
Schweigend verla? sst ein Totes das verfallene Haus.
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? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? 0 des Menschen verweste Gestalt: gefu? gt aus kalten
Metallen,
Nacht und Schrecken versunkener Wa? lder
Und der sengenden Wildnis des Tiers;
Windesstille der Seele.
Auf schwa? rzlichem Kahn fuhr jener schimmernde
Stro? me hinab,
Purpurner Sterne voll, und es sank
Friedlich das ergru? nte Gezweig auf ihn,
Mohn aus silberner Wolke.
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? DER WANDERER
Immer lehnt am Hu? gel die weisse Nacht,
Wo in Silberto? nen die Pappel ragt,
Stern' und Steine sind.
Schlafend wo? lbt sich u? ber den Giessbach der Steg,
Folgt dem Knaben ein erstorbenes Antlitz,
Sichelmond in rosiger Schlucht
Ferne preisenden Hirten. In altem Gestein
Schaut aus kristallenen Augen die Kro? te,
Erwacht der blu? hende Wind, die Vogelstimme des
Totengleichen
Und die Schritte ergru? nen leise im Wald.
Dieses erinnert an Baum und Tier. Langsame Stufen
Und der Mond, [von Moos;
Der gla? nzend in traurigen Wassern versinkt.
Jener kehrt wieder und wandelt an gru? nem Gestade,
Schaukelt auf schwarzem Gondelschiffchen durch die
verfallene Stadt.
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? VERKLA? RUNG
Wenn es Abend wird,
Verla? sst dich leise ein blaues Antlitz.
Ein kleiner Vogel singt im Tamarindenbaum.
Ein sanfter Mo? nch
Faltet die erstorbenen Ha? nde.
Ein weisser Engel sucht Marien heim.
Ein na? chtiger Kranz
Von Veilchen, Korn und purpurnen Trauben
Ist das Jahr des Schauenden.
Zu deinen Fu? ssen
o? ffnen sich die Gra? ber der Toten,
Wenn du die Stirne in die silbernen Ha? nde legst.
Stille wohnt
An deinem Mund der herbstliche Mond,
Trunken von Mohnsaft dunkler Gesang;
Blaue Blume,
Die leise to? nt in vergilbtem Gestein.
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? DIE SONNE
Ta? glich kommt die gelbe Sonne u? ber den Hu? gel.
Scho? n ist der Wald, das dunkle Tier,
Der Mensch; Ja? ger oder Hirt.
Ro? tlich steigt im gru? nen Weiher der Fisch.
Unter dem runden Himmel
Fa? hrt der Fischer leise im blauen Kahn.
Langsam reift die Traube, das Korn.
Wenn sich stille der Tag neigt,
Ist ein Gutes und Bo? ses bereitet.
Wenn es Nacht wird,
Hebt der Wanderer leise die schweren Lider;
Sonne aus finsterer Schlucht bricht.
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? PASSION
Wenn Orpheus silbern die Laute ru? hrt,
Beklagend ein Totes im Abendgarten,
Wer bist du Ruhendes unter hohen Ba? umen?
Es rauscht die Klage das herbstliche Rohr,
Der blaue Teich,
Hinsterbend unter gru? nenden Ba? umen
Und folgend dem Schatten der Schwester;
Dunkle Liebe
Eines wilden Geschlechts,
Dem auf goldenen Ra? dern der Tag davonrauscht.
Stille Nacht.
Unter finsteren Tannen
Mischten zwei Wo? lfe ihr Blut
In steinerner Umarmung; ein Goldnes
Verlor sich die Wolke u? ber dem Steg,
Geduld und Schweigen der Kindheit.
Wieder begegnet der zarte Leichnam
Am Tritonsteich
Schlummernd in seinem hyazinthenen Haar.
Dass endlich zerbra? che das ku? hle Haupt!
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? Denn immer folgt, ein blaues Wild,
Ein A? ugendes unter da? mmernden Ba? umen,
Dieser dunkleren Pfaden
Wachend und bewegt von na? chtigem Wohllaut,
Sanftem Wahnsinn;
Oder es to? nte dunkler Verzu? ckung
Voll das Saitenspiel
Zu den ku? hlen Fu? ssen der Bu? sserin
In der steinernen Stadt.
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? FO? HN
Blinde Klage im Wind, mondene Wintertage,
Kindheit, leise verhallen die Schritte an schwarzer Hecke,
Langes Abendgela? ut.
Leise kommt die weisse Nacht gezogen,
Verwandelt in purpurne Tra? ume Schmerz und Plage
Des steinigen Lebens,
Dass nimmer der dornige Stachel ablasse vom ver-
wesenden Leib.
Tief im Schlummer aufseufzt die bange Seele,
Tief der Wind in zerbrochenen Ba? umen,
Und es schwankt die Klagegestalt
Der Mutter durch den einsamen Wald
Dieser schweigenden Trauer; Na? chte,
Erfu? llt von Tra? nen, feurigen Engeln.
Silbern zerschellt an kahler Mauer ein kindlich Gerippe.
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? FRU? HLING DER SEELE
Aufschrei im Schlaf; durch schwarze Gassen stu? rzt der
Wind, :! ? :. ? : , j, . . . :,,. -; ,,M . ? . ?
Das Blau des Fru? hlings winkt . durch brechendes Gea? st,
Purpurner Nachttau und es erlo? schen rings die Sterne.
Gru? nlich da? mmert der Fluss, silbern die alten Alleen
Und die Tu? rme der Stadt. 0 sanfte Trunkenheit
Im gleitenden Kahn und die dunklen Rufe der Amsel
In kindlichen Ga? rten. Schon lichtet sich der rosige Flor.
Feierlich rauschen die Wasser. , 0 die feuchten Schatten
der Au, ';;. ? . . i
Das schreitende Tier; Gru? nendes, Blu? tengezweig
Ru? hrt die kristallene Stirne; schimmernder Schaukel-
kahn. ; . . ? ;. '
Leise to?
