hle,
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Trakl - Dichtungen
handle.
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? IN VENEDIG
Stille in na? chtigem Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singenden Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewo? lk.
Schwa? rzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwa? rzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kra? nkliches La? cheln
Folgte mir leise im Schlaf.
167
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? SOMMER
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
U? ber dem Hu? gel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Lo? schte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
168
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? SOMMERSNEIGE
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon ru? stet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hu? gel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Do? rfer; es to? nen rings
Die verlassenen Wa? lder. Herz,
Neige dich nun liebender
U? ber die ruhige Schla? ferin.
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden und es la? utet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht.
Geda? chte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
169
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? JAHR
Dunkle Stille der Kindheit. Unter gru? nenden Eschen
Weidet die Sanftmut bla? ulichen Blickes; goldene Ruh.
Ein Dunkles entzu? ckt der Duft der Veilchen; schwan-
kende A? hren
Im Abend, Samen und die goldenen Schatten der
Schwermut.
Balken behaut der Zimmermann; im da? mmernden Grund
Mahlt die Mu? hle; im Hasellaub wo? lbt sich ein purpurner
Mund,
Ma? nnliches rot u? ber schweigende Wasser geneigt.
Leise ist der Herbst, der Geist des Waldes; goldene Wolke
Folgt dem Einsamen, der schwarze Schatten des Enkels.
Neige in steinernem Zimmer; unter alten Zypressen
Sind der Tra? nen na? chtige Bilder zum Quell versammelt;
Goldenes Auge des Anbeginns, dunkle Geduld des Endes.
170
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? ABENDLAND
-
Eise Lasker-Schu? ler in Verehrung
1.
Mond, als tra? te ein Totes
Aus blauer Ho? hle,
Und es fallen der Blu? ten
Viele u? ber den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinu? berstarben Liebende.
Oder es la? uten die Schritte
Elis' durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
0 des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tra? nen,
Na? chtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schla? fe
Die immerku? hle,
Wenn am gru? nenden Hu? gel
Fru? hlingsgewitter erto? nt.
171
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? 2.
So leise sind die gru? nen Wa? lder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zo? gernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im ku? hlen Schoss
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schliesst ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.
3.
Ihr grossen Sta? dte
steinern aufgebaut
in der Ebene!
So sprachlos folgt
der Heimatlose
mit dunkler Stirne dem Wind,
kahlen Ba? umen am Hu? gel.
172
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? Ihr weithin da? mmernden Stro? me!
Gewaltig a? ngstet
schaurige Abendro? te
im Sturmgewo? lk.
Ihr sterbenden Vo? lker!
Bleiche Woge
zerschellend am Strande der Nacht,
fallende Sterne.
173
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? GESANG EINER GEFANGENEN AMSEL
Fu? r Ludwig von Ficker
Dunkler Odem im gru? nen Gezweig.
Blaue Blu? mchen umschweben das Antlitz
Des Einsamen, den goldnen Schritt
Ersterbend unter dem o? lbaum.
Aufflattert mit trunknem Flu? gel die Nacht.
So leise blutet Demut,
Tau, der langsam tropft vom blu? henden Dorn.
Strahlender Arme Erbarmen
Umfa? ngt ein brechendes Herz.
174
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? VORHO? LLE
An herbstlichen Mauern, es suchen Schatten dort
Am Hu? gel das to? nende Gold
Weidende Abendwolken
In der Ruh verdorrter Platanen.
Dunklere Tra? nen odmet diese Zeit,
Verdammnis, da des Tra? umers Herz
U? berfliesst von purpurner Abendro? te,
Der Schwermut der rauchenden Stadt;
Dem Schreitenden nachweht goldene Ku?
hle,
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Leise la? utet der steinerne Bau;
Der Garten der Waisen, das dunkle Spital,
Ein rotes Schiff am Kanal.
Tra? umend steigen und sinken im Dunkel
Verwesende Menschen
Und aus schwa? rzlichen Toren
Treten Engel mit kalten Stirnen hervor;
Bla? ue, die Todesklagen der Mu? tter.
Es rollt durch ihr langes Haar,
Ein feuriges Rad, der runde Tag
Der Erde Qual ohne Ende.
175
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? In ku? hlen Zimmern ohne Sinn
l
Modert Gera? t, mit kno? chernen Ha? nden
Tastet im Blau nach Ma? rchen
Unheilige Kindheit,
Benagt die fette Ratte Tu? r und Truh,
Ein Herz
Erstarrt in schneeiger Stille.
Nachhallen die purpurnen Flu? che
Des Hungers in faulendem Dunkel,
Die schwarzen Schwerter der Lu? ge,
Als schlu? ge zusammen ein ehernes Tor.
176
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
'
An Karl Borroma? us Heinrich
Voll Harmonien ist der Flug der Vo? gel. Es haben die
gru? nen Wa? lder
Am Abend sich zu stilleren Hu? tten versammelt;
Die kristallenen Weiden des Rehs.
Dunkles besa? nftigt das Pla? tschern des Bachs, die
feuchten Schatten
Und die Blumen des Sommers, die scho? n im Winde
la? uten.
Schon da? mmert die Stirne dem sinnenden Menschen.
. Und es leuchtet ein La? mpchen, das Gute, in seinem
Herzen
Und der Frieden des Mahls; denn geheiligt ist Brot
und Wein
Von Gottes Ha? nden, und es schaut aus na? chtigen Augen
Stille dich der Bruder an, dass er ruhe von dorniger
Wanderschaft.
O das Wohnen in der beseelten Bla? ue der Nacht.
12 177
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? Liebend auch umfa? ngt das Schweigen im Zimmer die
Schatten der Alten,
Die purpurnen Martern, Klage eines grossen Geschlechts,
Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel.
Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten
des Wahnsinns
Der Duldende an versteinerter Schwelle
Und es umfa? ngt ihn gewaltig die ku? hle Bla? ue und die
leuchtende Neige des Herbstes,
Das stille Haus und die Sagen des Waldes,
Mass und Gesetz und die mondenen Pfade der Ab-
geschiedenen.
178
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? DAS HERZ
Das wilde Herz ward weiss am Wald;
0 dunkle Angst
Des Todes, so das Gold
In grauer Wolke starb.
Novemberabend.
Am kahlen Tor am Schlachthaus stand
Der armen Frauen Schar;
In jeden Korb
Fiel faules Fleisch und Eingeweid;
Verfluchte Kost!
-
Des Abends blaue Taube
Brachte nicht Verso? hnung.
Dunkler Trompetenruf
Durchfuhr der Ulmen
Nasses Goldlaub,
Eine zerfetzte Fahne
Vom Blute rauchend,
Dass in wilder Schwermut
Hinlauscht ein Mann.
0! ihr ehernen Zeiten
Begraben dort im Abendrot.
12* 179
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? Aus dunklem Hausflur trat
Die goldne Gestalt
Der Ju? nglingin
Umgeben von bleichen Monden,
Herbstlicher Hofstaat,
Zerknickten schwarze Tannen
Im Nachtsturm,
Die steile Festung.
0 Herz
Hinu? berschimmernd in schneeige Ku? hle.
180
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? DER SCHLAF
Verflucht ihr dunklen Gifte,
Weisser Schlaf!
Dieser ho? chst seltsame Garten
Da? mmernder Ba? ume
Erfu? llt von Schlangen, Nachtfaltern,
Spinnen, Flederma? usen.
Fremdling! Dein verlorner Schatten
Im Abendrot,
Ein finsterer Korsar
Im salzigen Meer der Tru? bsal.
Aufflattern weisse Vo? gel am Nachtsaum
U? ber stu? rzenden Sta? dten
Von Stahl.
181
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? DAS GEWITTER
Ihr wilden Gebirge, der Adler
Erhabene Trauer.
Goldnes Gewo? lk
Raucht u? ber steinerner O? de.
Geduldige Stille odmen die Fo? hren,
Die schwarzen La? mmer am Abgrund,
Wo plo? tzlich die Rla? ue
Seltsam verstummt,
Das sanfte Summen der Hummeln.
0 gru? ne Blume --
0 Schweigen.
Traumhaft erschu? ttern des Wildbachs
Dunkle Geister das Herz,
Finsternis,
Die u? ber die Schluchten hereinbricht!
Weisse Stimmen
Irrend durch schaurige Vorho? fe,
Zerrissne Terrassen,
Der Va? ter gewaltiger Groll, die Klage
Der Mu? tter,
Des Knaben goldener Kriegsschrei
Und Ungebornes
Seufzend aus blinden Augen.
182
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? 0 Schmerz, du flammendes Anschaun
Der grossen Seele!
Schon zuckt im schwarzen Gewu? hl
Der Rosse und Wagen
Ein rosenschauriger Blitz
In die to? nende Fichte.
Magnetische Ku? hle
Umschwebt dies stolze Haupt,
Glu? hende Schwermut
Eines zu? rnenden Gottes.
Angst, du giftige Schlange,
Schwarze, stirb im Gestein!
Da stu? rzen der Tra? nen
Wilde Stro? me herab,
Sturm-Erbarmen,
Hallen in drohenden Donnern
Die schneeigen Gipfel rings.
Feuer
La? utert zerrissene Nacht.
183
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? DIE SCHWERMUT
Gewaltig bist du dunkler Mund
Im Innern, aus Herbstgewo? lk
Geformte Gestalt,
Goldner Abendstille;
Ein gru? nlich da? mmernder Bergstrom
In zerbrochner Fo? hren
Schattenbezirk;
Ein Dorf,
Das fromm in braunen Bildern abstirbt.
Da springen die schwarzen Pferde
Auf nebliger Weide.
Ihr Soldaten!
Vom Hu? gel, wo sterbend die Sonne rollt,
Stu? rzt das lachende Blut --
Unter Eichen
Sprachlos! 0 grollende Schwermut
Des Heers; ein strahlender Helm
Sank klirrend von purpurner Stirne.
>>
Herbstesnacht so ku? hle kommt,
Ergla? nzt mit Sternen
U? ber zerbrochenem Ma? nnergebein
Die stille Mo? nchin.
184
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? IN VENEDIG
Stille in na? chtigem Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singenden Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewo? lk.
Schwa? rzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwa? rzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kra? nkliches La? cheln
Folgte mir leise im Schlaf.
167
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? SOMMER
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
U? ber dem Hu? gel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Lo? schte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
168
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? SOMMERSNEIGE
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon ru? stet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hu? gel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Do? rfer; es to? nen rings
Die verlassenen Wa? lder. Herz,
Neige dich nun liebender
U? ber die ruhige Schla? ferin.
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden und es la? utet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht.
Geda? chte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
169
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? JAHR
Dunkle Stille der Kindheit. Unter gru? nenden Eschen
Weidet die Sanftmut bla? ulichen Blickes; goldene Ruh.
Ein Dunkles entzu? ckt der Duft der Veilchen; schwan-
kende A? hren
Im Abend, Samen und die goldenen Schatten der
Schwermut.
Balken behaut der Zimmermann; im da? mmernden Grund
Mahlt die Mu? hle; im Hasellaub wo? lbt sich ein purpurner
Mund,
Ma? nnliches rot u? ber schweigende Wasser geneigt.
Leise ist der Herbst, der Geist des Waldes; goldene Wolke
Folgt dem Einsamen, der schwarze Schatten des Enkels.
Neige in steinernem Zimmer; unter alten Zypressen
Sind der Tra? nen na? chtige Bilder zum Quell versammelt;
Goldenes Auge des Anbeginns, dunkle Geduld des Endes.
170
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? ABENDLAND
-
Eise Lasker-Schu? ler in Verehrung
1.
Mond, als tra? te ein Totes
Aus blauer Ho? hle,
Und es fallen der Blu? ten
Viele u? ber den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinu? berstarben Liebende.
Oder es la? uten die Schritte
Elis' durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
0 des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tra? nen,
Na? chtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schla? fe
Die immerku? hle,
Wenn am gru? nenden Hu? gel
Fru? hlingsgewitter erto? nt.
171
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? 2.
So leise sind die gru? nen Wa? lder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zo? gernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im ku? hlen Schoss
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schliesst ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.
3.
Ihr grossen Sta? dte
steinern aufgebaut
in der Ebene!
So sprachlos folgt
der Heimatlose
mit dunkler Stirne dem Wind,
kahlen Ba? umen am Hu? gel.
172
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Ihr weithin da? mmernden Stro? me!
Gewaltig a? ngstet
schaurige Abendro? te
im Sturmgewo? lk.
Ihr sterbenden Vo? lker!
Bleiche Woge
zerschellend am Strande der Nacht,
fallende Sterne.
173
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? GESANG EINER GEFANGENEN AMSEL
Fu? r Ludwig von Ficker
Dunkler Odem im gru? nen Gezweig.
Blaue Blu? mchen umschweben das Antlitz
Des Einsamen, den goldnen Schritt
Ersterbend unter dem o? lbaum.
Aufflattert mit trunknem Flu? gel die Nacht.
So leise blutet Demut,
Tau, der langsam tropft vom blu? henden Dorn.
Strahlender Arme Erbarmen
Umfa? ngt ein brechendes Herz.
174
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? VORHO? LLE
An herbstlichen Mauern, es suchen Schatten dort
Am Hu? gel das to? nende Gold
Weidende Abendwolken
In der Ruh verdorrter Platanen.
Dunklere Tra? nen odmet diese Zeit,
Verdammnis, da des Tra? umers Herz
U? berfliesst von purpurner Abendro? te,
Der Schwermut der rauchenden Stadt;
Dem Schreitenden nachweht goldene Ku?
hle,
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Leise la? utet der steinerne Bau;
Der Garten der Waisen, das dunkle Spital,
Ein rotes Schiff am Kanal.
Tra? umend steigen und sinken im Dunkel
Verwesende Menschen
Und aus schwa? rzlichen Toren
Treten Engel mit kalten Stirnen hervor;
Bla? ue, die Todesklagen der Mu? tter.
Es rollt durch ihr langes Haar,
Ein feuriges Rad, der runde Tag
Der Erde Qual ohne Ende.
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? In ku? hlen Zimmern ohne Sinn
l
Modert Gera? t, mit kno? chernen Ha? nden
Tastet im Blau nach Ma? rchen
Unheilige Kindheit,
Benagt die fette Ratte Tu? r und Truh,
Ein Herz
Erstarrt in schneeiger Stille.
Nachhallen die purpurnen Flu? che
Des Hungers in faulendem Dunkel,
Die schwarzen Schwerter der Lu? ge,
Als schlu? ge zusammen ein ehernes Tor.
176
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
'
An Karl Borroma? us Heinrich
Voll Harmonien ist der Flug der Vo? gel. Es haben die
gru? nen Wa? lder
Am Abend sich zu stilleren Hu? tten versammelt;
Die kristallenen Weiden des Rehs.
Dunkles besa? nftigt das Pla? tschern des Bachs, die
feuchten Schatten
Und die Blumen des Sommers, die scho? n im Winde
la? uten.
Schon da? mmert die Stirne dem sinnenden Menschen.
. Und es leuchtet ein La? mpchen, das Gute, in seinem
Herzen
Und der Frieden des Mahls; denn geheiligt ist Brot
und Wein
Von Gottes Ha? nden, und es schaut aus na? chtigen Augen
Stille dich der Bruder an, dass er ruhe von dorniger
Wanderschaft.
O das Wohnen in der beseelten Bla? ue der Nacht.
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? Liebend auch umfa? ngt das Schweigen im Zimmer die
Schatten der Alten,
Die purpurnen Martern, Klage eines grossen Geschlechts,
Das fromm nun hingeht im einsamen Enkel.
Denn strahlender immer erwacht aus schwarzen Minuten
des Wahnsinns
Der Duldende an versteinerter Schwelle
Und es umfa? ngt ihn gewaltig die ku? hle Bla? ue und die
leuchtende Neige des Herbstes,
Das stille Haus und die Sagen des Waldes,
Mass und Gesetz und die mondenen Pfade der Ab-
geschiedenen.
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? DAS HERZ
Das wilde Herz ward weiss am Wald;
0 dunkle Angst
Des Todes, so das Gold
In grauer Wolke starb.
Novemberabend.
Am kahlen Tor am Schlachthaus stand
Der armen Frauen Schar;
In jeden Korb
Fiel faules Fleisch und Eingeweid;
Verfluchte Kost!
-
Des Abends blaue Taube
Brachte nicht Verso? hnung.
Dunkler Trompetenruf
Durchfuhr der Ulmen
Nasses Goldlaub,
Eine zerfetzte Fahne
Vom Blute rauchend,
Dass in wilder Schwermut
Hinlauscht ein Mann.
0! ihr ehernen Zeiten
Begraben dort im Abendrot.
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? Aus dunklem Hausflur trat
Die goldne Gestalt
Der Ju? nglingin
Umgeben von bleichen Monden,
Herbstlicher Hofstaat,
Zerknickten schwarze Tannen
Im Nachtsturm,
Die steile Festung.
0 Herz
Hinu? berschimmernd in schneeige Ku? hle.
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? DER SCHLAF
Verflucht ihr dunklen Gifte,
Weisser Schlaf!
Dieser ho? chst seltsame Garten
Da? mmernder Ba? ume
Erfu? llt von Schlangen, Nachtfaltern,
Spinnen, Flederma? usen.
Fremdling! Dein verlorner Schatten
Im Abendrot,
Ein finsterer Korsar
Im salzigen Meer der Tru? bsal.
Aufflattern weisse Vo? gel am Nachtsaum
U? ber stu? rzenden Sta? dten
Von Stahl.
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? DAS GEWITTER
Ihr wilden Gebirge, der Adler
Erhabene Trauer.
Goldnes Gewo? lk
Raucht u? ber steinerner O? de.
Geduldige Stille odmen die Fo? hren,
Die schwarzen La? mmer am Abgrund,
Wo plo? tzlich die Rla? ue
Seltsam verstummt,
Das sanfte Summen der Hummeln.
0 gru? ne Blume --
0 Schweigen.
Traumhaft erschu? ttern des Wildbachs
Dunkle Geister das Herz,
Finsternis,
Die u? ber die Schluchten hereinbricht!
Weisse Stimmen
Irrend durch schaurige Vorho? fe,
Zerrissne Terrassen,
Der Va? ter gewaltiger Groll, die Klage
Der Mu? tter,
Des Knaben goldener Kriegsschrei
Und Ungebornes
Seufzend aus blinden Augen.
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? 0 Schmerz, du flammendes Anschaun
Der grossen Seele!
Schon zuckt im schwarzen Gewu? hl
Der Rosse und Wagen
Ein rosenschauriger Blitz
In die to? nende Fichte.
Magnetische Ku? hle
Umschwebt dies stolze Haupt,
Glu? hende Schwermut
Eines zu? rnenden Gottes.
Angst, du giftige Schlange,
Schwarze, stirb im Gestein!
Da stu? rzen der Tra? nen
Wilde Stro? me herab,
Sturm-Erbarmen,
Hallen in drohenden Donnern
Die schneeigen Gipfel rings.
Feuer
La? utert zerrissene Nacht.
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? DIE SCHWERMUT
Gewaltig bist du dunkler Mund
Im Innern, aus Herbstgewo? lk
Geformte Gestalt,
Goldner Abendstille;
Ein gru? nlich da? mmernder Bergstrom
In zerbrochner Fo? hren
Schattenbezirk;
Ein Dorf,
Das fromm in braunen Bildern abstirbt.
Da springen die schwarzen Pferde
Auf nebliger Weide.
Ihr Soldaten!
Vom Hu? gel, wo sterbend die Sonne rollt,
Stu? rzt das lachende Blut --
Unter Eichen
Sprachlos! 0 grollende Schwermut
Des Heers; ein strahlender Helm
Sank klirrend von purpurner Stirne.
>>
Herbstesnacht so ku? hle kommt,
Ergla? nzt mit Sternen
U? ber zerbrochenem Ma? nnergebein
Die stille Mo? nchin.
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