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Trakl - Dichtungen
uptern die Sterne.
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? O? des verfluchten Geschlechts. Wenn in befleckten
Zimmern jegliches Schicksal vollendet ist, tritt
mit modernden Schritten der Tod in das Haus. 0, dass
draussen Fru? hling wa? re und im blu? henden Baum ein
lieblicher Vogel sa? nge. Aber gra? ulich verdorrt das
spa? rliche Gru? n an den Fenstern der Na? chtlichen und
es sinnen die blutenden Herzen noch Bo? ses. 0, die
da? mmernden Fru? hlingswege des Sinnenden. Gerechter
erfreut ihn die blu? hende Hecke, die junge Saat des
Landmanns und der singende Vogel, Gottes sanftes
Gescho? pf; die Abendglocke und die scho? ne Gemeine
der Menschen. Dass er seines Schicksals verga? sse und
des dornigen Stachels. Frei ergru? nt der Bach, wo
silbern wandelt sein Fuss, und ein sagender Baum
rauscht u? ber dem umnachteten Haupt ihm. Also hebt
er mit schma? chtiger Hand die Schlange, und in feurigen
Tra? nen schmolz ihm das Herz hin. Erhaben ist das
Schweigen des Walds, ergru? ntes Dunkel und das moosige
Getier, aufflatternd, wenn es Nacht wird. 0 der Schauer,
da jegliches seine Schuld weiss, dornige Pfade geht.
Also fand er im Dornenbusch die weisse Gestalt des
Kindes, blutend nach dem Mantel seines Bra? utigams.
Er aber stand vergraben in sein sta? hlernes Haar stumm
und leidend vor ihr. 0 die strahlenden Engel, die der
purpurne Nachtwind zerstreute. Nachtlang wohnte er
n 161
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? in kristallener Ho? hle und der Aussatz wuchs silbern auf
seiner Stirne. Ein Schatten ging er den Saumpfad
hinab unter herbstlichen Sternen. Schnee fiel, und
blaue Finsternis erfu? llte das Haus. Eines Blinden
klang die harte Stimme des Vaters und beschwor das
Grauen. Weh der gebeugten Erscheinung der Frauen.
Unter erstarrten Ha? nden verfielen Frucht und Gera? t
dem entsetzten Geschlecht. Ein Wolf zerriss das Erst-
geborene und die Schwestern flohen in dunkle Ga? rten
zu kno? chernen Greisen. Ein umnachteter Seher sang
jener an verfallenen Mauern und seine Stimme ver-
schlang Gottes Wind. 0 die Wollust des Todes. 0 ihr
Kinder eines dunklen Geschlechts. Silbern schimmern
die bo? sen Blumen des Bluts an jenes Schla? fe, der kalte
Mond in seinen zerbrochenen Augen. 0, der Na? chtlichen;
o, der Verfluchten.
Tief ist der Schlummer in dunklen Giften, erfu? llt von
Sternen und dem weissen Antlitz der Mutter, dem
steinernen. Bitter ist der Tod, die Kost der Schuld-
beladenen; in dem braunen Gea? st des Stamms zerfielen
grinsend die irdenen Gesichter. Aber leise sang jener
im gru? nen Schatten des Holunders, da er aus bo? sen
Tra? umen erwachte; su? sser Gespiele nahte ihm ein
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? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? rpsiger Engel, 'dass er, ein sanftes Wild, zur Nacht hin-
schlummerte; und er sah das Sternenantlitz der Rein-
heit. Golden sanken die Sonnenblumen u? ber den Zaun
des Gartens, da es Sommer ward. 0, der Fleiss der
Bienen und das gru? ne Laub des Nussbaums; die vor-
u? berziehenden Gewitter. Silbern blu? hte der Mohn auch,
trug in gru? ner Kapsel unsere na? chtigen Sternentra? ume.
0, wie stille war das Haus, als der Vater ins Dunkel
hinging. Purpurn reifte die Frucht am Baum und der
Ga? rtner ru? hrte die harten Ha? nde; o die ha? renen Zeichen
in strahlender Sonne. Aber stille trat am Abend
der Schatten des Toten in den trauernden Kreis der
Seinen und es klang kristallen sein Schritt u? ber die
gru? nende Wiese vorm Wald. Schweigende versammelten
sich jene am Tisch; Sterbende brachen sie mit wa? ch-
sernen Ha? nden das Brot, das blutende. Weh der steiner-
nen Augen der Schwester, da beim Mahle ihr Wahnsinn
auf die na? chtige Stirne des Bruders trat, der Mutter
unter leidenden Ha? nden das Brot zu Stein ward. O der
Verwesten, da sie mit silbernen Zungen die Ho? lle
schwiegen. Also erloschen die Lampen im ku? hlen
Gemach und aus purpurnen Masken sahen schweigend
sich die leidenden Menschen an. Die Nacht lang rauschte
ein Regen und erquickte die Flur. In dorniger Wildnis
folgte der Dunkle den vergilbten Pfaden im Korn, dem
n* 163
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? Lied der Lerche und der sanften Stille des gru? nen
Gezweigs, dass er Frieden fa? nde. 0, ihr Do? rfer und
moosigen Stufen, glu? hender Anblick. Aber beinern
schwanken die Schritte u? ber schlafende Schlangen am
Waldsaum und das Ohr folgt immer dem rasenden
Schrei des Geiers. Steinige O? de fand er am Abend,
Geleite eines Toten in das dunkle Haus des Vaters.
Purpurne Wolke umwo? lkte sein Haupt, dass er schwei-
gend u? ber sein eigenes Blut und Bildnis herfiel, ein
mondenes Antlitz; steinern ins Leere hinsank, da in
zerbrochenem Spiegel, ein sterbender Ju? ngling, die
Schwester erschien; die Nacht das verfluchte Geschlecht
verschlang.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? IN VENEDIG
Stille in na? chtigem Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singenden Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewo? lk.
Schwa? rzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwa? rzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kra? nkliches La? cheln
Folgte mir leise im Schlaf.
167
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? SOMMER
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
U? ber dem Hu? gel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Lo? schte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
168
? ?
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? SOMMERSNEIGE
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon ru? stet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hu? gel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Do? rfer; es to? nen rings
Die verlassenen Wa? lder. Herz,
Neige dich nun liebender
U? ber die ruhige Schla? ferin.
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden und es la? utet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht.
Geda? chte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
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? JAHR
Dunkle Stille der Kindheit. Unter gru? nenden Eschen
Weidet die Sanftmut bla? ulichen Blickes; goldene Ruh.
Ein Dunkles entzu? ckt der Duft der Veilchen; schwan-
kende A? hren
Im Abend, Samen und die goldenen Schatten der
Schwermut.
Balken behaut der Zimmermann; im da? mmernden Grund
Mahlt die Mu? hle; im Hasellaub wo? lbt sich ein purpurner
Mund,
Ma? nnliches rot u? ber schweigende Wasser geneigt.
Leise ist der Herbst, der Geist des Waldes; goldene Wolke
Folgt dem Einsamen, der schwarze Schatten des Enkels.
Neige in steinernem Zimmer; unter alten Zypressen
Sind der Tra? nen na? chtige Bilder zum Quell versammelt;
Goldenes Auge des Anbeginns, dunkle Geduld des Endes.
170
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? ABENDLAND
-
Eise Lasker-Schu? ler in Verehrung
1.
Mond, als tra? te ein Totes
Aus blauer Ho? hle,
Und es fallen der Blu? ten
Viele u? ber den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinu? berstarben Liebende.
Oder es la? uten die Schritte
Elis' durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
0 des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tra? nen,
Na? chtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schla? fe
Die immerku? hle,
Wenn am gru? nenden Hu? gel
Fru? hlingsgewitter erto? nt.
171
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? 2.
So leise sind die gru? nen Wa? lder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zo? gernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im ku? hlen Schoss
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schliesst ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.
3.
Ihr grossen Sta? dte
steinern aufgebaut
in der Ebene!
So sprachlos folgt
der Heimatlose
mit dunkler Stirne dem Wind,
kahlen Ba? umen am Hu? gel.
172
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? Ihr weithin da? mmernden Stro? me!
Gewaltig a? ngstet
schaurige Abendro? te
im Sturmgewo? lk.
Ihr sterbenden Vo? lker!
Bleiche Woge
zerschellend am Strande der Nacht,
fallende Sterne.
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? GESANG EINER GEFANGENEN AMSEL
Fu? r Ludwig von Ficker
Dunkler Odem im gru? nen Gezweig.
Blaue Blu? mchen umschweben das Antlitz
Des Einsamen, den goldnen Schritt
Ersterbend unter dem o? lbaum.
Aufflattert mit trunknem Flu? gel die Nacht.
So leise blutet Demut,
Tau, der langsam tropft vom blu? henden Dorn.
Strahlender Arme Erbarmen
Umfa? ngt ein brechendes Herz.
174
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? VORHO? LLE
An herbstlichen Mauern, es suchen Schatten dort
Am Hu? gel das to? nende Gold
Weidende Abendwolken
In der Ruh verdorrter Platanen.
Dunklere Tra? nen odmet diese Zeit,
Verdammnis, da des Tra? umers Herz
U? berfliesst von purpurner Abendro? te,
Der Schwermut der rauchenden Stadt;
Dem Schreitenden nachweht goldene Ku? hle,
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Leise la? utet der steinerne Bau;
Der Garten der Waisen, das dunkle Spital,
Ein rotes Schiff am Kanal.
Tra? umend steigen und sinken im Dunkel
Verwesende Menschen
Und aus schwa? rzlichen Toren
Treten Engel mit kalten Stirnen hervor;
Bla? ue, die Todesklagen der Mu? tter.
Es rollt durch ihr langes Haar,
Ein feuriges Rad, der runde Tag
Der Erde Qual ohne Ende.
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? In ku? hlen Zimmern ohne Sinn
l
Modert Gera? t, mit kno? chernen Ha? nden
Tastet im Blau nach Ma? rchen
Unheilige Kindheit,
Benagt die fette Ratte Tu? r und Truh,
Ein Herz
Erstarrt in schneeiger Stille.
Nachhallen die purpurnen Flu? che
Des Hungers in faulendem Dunkel,
Die schwarzen Schwerter der Lu? ge,
Als schlu? ge zusammen ein ehernes Tor.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
'
An Karl Borroma? us Heinrich
Voll Harmonien ist der Flug der Vo? gel. Es haben die
gru? nen Wa? lder
Am Abend sich zu stilleren Hu? tten versammelt;
Die kristallenen Weiden des Rehs.
Dunkles besa? nftigt das Pla? tschern des Bachs, die
feuchten Schatten
Und die Blumen des Sommers, die scho?
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? O? des verfluchten Geschlechts. Wenn in befleckten
Zimmern jegliches Schicksal vollendet ist, tritt
mit modernden Schritten der Tod in das Haus. 0, dass
draussen Fru? hling wa? re und im blu? henden Baum ein
lieblicher Vogel sa? nge. Aber gra? ulich verdorrt das
spa? rliche Gru? n an den Fenstern der Na? chtlichen und
es sinnen die blutenden Herzen noch Bo? ses. 0, die
da? mmernden Fru? hlingswege des Sinnenden. Gerechter
erfreut ihn die blu? hende Hecke, die junge Saat des
Landmanns und der singende Vogel, Gottes sanftes
Gescho? pf; die Abendglocke und die scho? ne Gemeine
der Menschen. Dass er seines Schicksals verga? sse und
des dornigen Stachels. Frei ergru? nt der Bach, wo
silbern wandelt sein Fuss, und ein sagender Baum
rauscht u? ber dem umnachteten Haupt ihm. Also hebt
er mit schma? chtiger Hand die Schlange, und in feurigen
Tra? nen schmolz ihm das Herz hin. Erhaben ist das
Schweigen des Walds, ergru? ntes Dunkel und das moosige
Getier, aufflatternd, wenn es Nacht wird. 0 der Schauer,
da jegliches seine Schuld weiss, dornige Pfade geht.
Also fand er im Dornenbusch die weisse Gestalt des
Kindes, blutend nach dem Mantel seines Bra? utigams.
Er aber stand vergraben in sein sta? hlernes Haar stumm
und leidend vor ihr. 0 die strahlenden Engel, die der
purpurne Nachtwind zerstreute. Nachtlang wohnte er
n 161
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? in kristallener Ho? hle und der Aussatz wuchs silbern auf
seiner Stirne. Ein Schatten ging er den Saumpfad
hinab unter herbstlichen Sternen. Schnee fiel, und
blaue Finsternis erfu? llte das Haus. Eines Blinden
klang die harte Stimme des Vaters und beschwor das
Grauen. Weh der gebeugten Erscheinung der Frauen.
Unter erstarrten Ha? nden verfielen Frucht und Gera? t
dem entsetzten Geschlecht. Ein Wolf zerriss das Erst-
geborene und die Schwestern flohen in dunkle Ga? rten
zu kno? chernen Greisen. Ein umnachteter Seher sang
jener an verfallenen Mauern und seine Stimme ver-
schlang Gottes Wind. 0 die Wollust des Todes. 0 ihr
Kinder eines dunklen Geschlechts. Silbern schimmern
die bo? sen Blumen des Bluts an jenes Schla? fe, der kalte
Mond in seinen zerbrochenen Augen. 0, der Na? chtlichen;
o, der Verfluchten.
Tief ist der Schlummer in dunklen Giften, erfu? llt von
Sternen und dem weissen Antlitz der Mutter, dem
steinernen. Bitter ist der Tod, die Kost der Schuld-
beladenen; in dem braunen Gea? st des Stamms zerfielen
grinsend die irdenen Gesichter. Aber leise sang jener
im gru? nen Schatten des Holunders, da er aus bo? sen
Tra? umen erwachte; su? sser Gespiele nahte ihm ein
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? rpsiger Engel, 'dass er, ein sanftes Wild, zur Nacht hin-
schlummerte; und er sah das Sternenantlitz der Rein-
heit. Golden sanken die Sonnenblumen u? ber den Zaun
des Gartens, da es Sommer ward. 0, der Fleiss der
Bienen und das gru? ne Laub des Nussbaums; die vor-
u? berziehenden Gewitter. Silbern blu? hte der Mohn auch,
trug in gru? ner Kapsel unsere na? chtigen Sternentra? ume.
0, wie stille war das Haus, als der Vater ins Dunkel
hinging. Purpurn reifte die Frucht am Baum und der
Ga? rtner ru? hrte die harten Ha? nde; o die ha? renen Zeichen
in strahlender Sonne. Aber stille trat am Abend
der Schatten des Toten in den trauernden Kreis der
Seinen und es klang kristallen sein Schritt u? ber die
gru? nende Wiese vorm Wald. Schweigende versammelten
sich jene am Tisch; Sterbende brachen sie mit wa? ch-
sernen Ha? nden das Brot, das blutende. Weh der steiner-
nen Augen der Schwester, da beim Mahle ihr Wahnsinn
auf die na? chtige Stirne des Bruders trat, der Mutter
unter leidenden Ha? nden das Brot zu Stein ward. O der
Verwesten, da sie mit silbernen Zungen die Ho? lle
schwiegen. Also erloschen die Lampen im ku? hlen
Gemach und aus purpurnen Masken sahen schweigend
sich die leidenden Menschen an. Die Nacht lang rauschte
ein Regen und erquickte die Flur. In dorniger Wildnis
folgte der Dunkle den vergilbten Pfaden im Korn, dem
n* 163
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? Lied der Lerche und der sanften Stille des gru? nen
Gezweigs, dass er Frieden fa? nde. 0, ihr Do? rfer und
moosigen Stufen, glu? hender Anblick. Aber beinern
schwanken die Schritte u? ber schlafende Schlangen am
Waldsaum und das Ohr folgt immer dem rasenden
Schrei des Geiers. Steinige O? de fand er am Abend,
Geleite eines Toten in das dunkle Haus des Vaters.
Purpurne Wolke umwo? lkte sein Haupt, dass er schwei-
gend u? ber sein eigenes Blut und Bildnis herfiel, ein
mondenes Antlitz; steinern ins Leere hinsank, da in
zerbrochenem Spiegel, ein sterbender Ju? ngling, die
Schwester erschien; die Nacht das verfluchte Geschlecht
verschlang.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? IN VENEDIG
Stille in na? chtigem Zimmer.
Silbern flackert der Leuchter
Vor dem singenden Odem
Des Einsamen;
Zaubrisches Rosengewo? lk.
Schwa? rzlicher Fliegenschwarm
Verdunkelt den steinernen Raum
Und es starrt von der Qual
Des goldenen Tags das Haupt
Des Heimatlosen.
Reglos nachtet das Meer.
Stern und schwa? rzliche Fahrt
Entschwand am Kanal.
Kind, dein kra? nkliches La? cheln
Folgte mir leise im Schlaf.
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? SOMMER
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter droht
U? ber dem Hu? gel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Lo? schte sie aus;
Windstille, sternlose Nacht.
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? ?
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? SOMMERSNEIGE
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden, dein kristallenes Antlitz.
Am Abendweiher starben die Blumen,
Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon ru? stet
Zur Reise sich die Schwalbe im Haus
Und die Sonne versinkt am Hu? gel;
Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Do? rfer; es to? nen rings
Die verlassenen Wa? lder. Herz,
Neige dich nun liebender
U? ber die ruhige Schla? ferin.
Der gru? ne Sommer ist so leise
Geworden und es la? utet der Schritt
Des Fremdlings durch die silberne Nacht.
Geda? chte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
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? JAHR
Dunkle Stille der Kindheit. Unter gru? nenden Eschen
Weidet die Sanftmut bla? ulichen Blickes; goldene Ruh.
Ein Dunkles entzu? ckt der Duft der Veilchen; schwan-
kende A? hren
Im Abend, Samen und die goldenen Schatten der
Schwermut.
Balken behaut der Zimmermann; im da? mmernden Grund
Mahlt die Mu? hle; im Hasellaub wo? lbt sich ein purpurner
Mund,
Ma? nnliches rot u? ber schweigende Wasser geneigt.
Leise ist der Herbst, der Geist des Waldes; goldene Wolke
Folgt dem Einsamen, der schwarze Schatten des Enkels.
Neige in steinernem Zimmer; unter alten Zypressen
Sind der Tra? nen na? chtige Bilder zum Quell versammelt;
Goldenes Auge des Anbeginns, dunkle Geduld des Endes.
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? ABENDLAND
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Eise Lasker-Schu? ler in Verehrung
1.
Mond, als tra? te ein Totes
Aus blauer Ho? hle,
Und es fallen der Blu? ten
Viele u? ber den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinu? berstarben Liebende.
Oder es la? uten die Schritte
Elis' durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
0 des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tra? nen,
Na? chtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schla? fe
Die immerku? hle,
Wenn am gru? nenden Hu? gel
Fru? hlingsgewitter erto? nt.
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? 2.
So leise sind die gru? nen Wa? lder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zo? gernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im ku? hlen Schoss
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schliesst ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.
3.
Ihr grossen Sta? dte
steinern aufgebaut
in der Ebene!
So sprachlos folgt
der Heimatlose
mit dunkler Stirne dem Wind,
kahlen Ba? umen am Hu? gel.
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? Ihr weithin da? mmernden Stro? me!
Gewaltig a? ngstet
schaurige Abendro? te
im Sturmgewo? lk.
Ihr sterbenden Vo? lker!
Bleiche Woge
zerschellend am Strande der Nacht,
fallende Sterne.
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? GESANG EINER GEFANGENEN AMSEL
Fu? r Ludwig von Ficker
Dunkler Odem im gru? nen Gezweig.
Blaue Blu? mchen umschweben das Antlitz
Des Einsamen, den goldnen Schritt
Ersterbend unter dem o? lbaum.
Aufflattert mit trunknem Flu? gel die Nacht.
So leise blutet Demut,
Tau, der langsam tropft vom blu? henden Dorn.
Strahlender Arme Erbarmen
Umfa? ngt ein brechendes Herz.
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? VORHO? LLE
An herbstlichen Mauern, es suchen Schatten dort
Am Hu? gel das to? nende Gold
Weidende Abendwolken
In der Ruh verdorrter Platanen.
Dunklere Tra? nen odmet diese Zeit,
Verdammnis, da des Tra? umers Herz
U? berfliesst von purpurner Abendro? te,
Der Schwermut der rauchenden Stadt;
Dem Schreitenden nachweht goldene Ku? hle,
Dem Fremdling, vom Friedhof,
Als folgte im Schatten ein zarter Leichnam.
Leise la? utet der steinerne Bau;
Der Garten der Waisen, das dunkle Spital,
Ein rotes Schiff am Kanal.
Tra? umend steigen und sinken im Dunkel
Verwesende Menschen
Und aus schwa? rzlichen Toren
Treten Engel mit kalten Stirnen hervor;
Bla? ue, die Todesklagen der Mu? tter.
Es rollt durch ihr langes Haar,
Ein feuriges Rad, der runde Tag
Der Erde Qual ohne Ende.
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? In ku? hlen Zimmern ohne Sinn
l
Modert Gera? t, mit kno? chernen Ha? nden
Tastet im Blau nach Ma? rchen
Unheilige Kindheit,
Benagt die fette Ratte Tu? r und Truh,
Ein Herz
Erstarrt in schneeiger Stille.
Nachhallen die purpurnen Flu? che
Des Hungers in faulendem Dunkel,
Die schwarzen Schwerter der Lu? ge,
Als schlu? ge zusammen ein ehernes Tor.
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? GESANG DES ABGESCHIEDENEN
'
An Karl Borroma? us Heinrich
Voll Harmonien ist der Flug der Vo? gel. Es haben die
gru? nen Wa? lder
Am Abend sich zu stilleren Hu? tten versammelt;
Die kristallenen Weiden des Rehs.
Dunkles besa? nftigt das Pla? tschern des Bachs, die
feuchten Schatten
Und die Blumen des Sommers, die scho?
