ren
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plo?
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plo?
Trakl - Dichtungen
Bald scheint ein Dorf sich geisterhaft zu neigen.
Der Schwester Mund in schwarzen Zweigen flu? stert.
Der Einsame wird bald entgleiten,
Vielleicht ein Hirt auf dunklen Pfaden.
Ein Tier tritt leise aus den Baumarkaden,
Indes die Lider sich vor Gottheit weiten.
Der blaue Fluss rinnt scho? n hinunter,
Gewo? lke sich am Abend zeigen;
Die Seele auch in engelhaftem Schweigen.
Verga? ngliche Gebilde gehen unter.
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? KLEINES KONZERT
Ein Rot, das traumhaft dich erschu? ttert --
Durch deine Ha? nde scheint die Sonne.
Du fu? hlst dein Herz verru? ckt vor Wonne
Sich still zu einer Tat bereiten.
In Mittag stro? men gelbe Felder.
Kaum ho? rst du noch der Grillen Singen,
Der Ma? her hartes Sensenschwingen.
. Einfa? ltig schweigen goldene Wa? lder.
Im gru? nen Tu? mpel glu? ht Verwesung.
Die Fische stehen still. Gotts Odem
Weckt sacht ein Saitenspiel im Brodem.
Aussa? tzigen winkt die Flut Genesung.
Geist Da? dals schwebt in blauen Schatten,
Ein Duft von Milch in Haselzweigen.
Man ho? rt noch lang den Lehrer geigen,
Im leeren Hof den Schrei der Ratten.
Im Krug an scheusslichen Tapeten
Blu? hn ku? hlere Violenfarben.
Im Hader dunkle Stimmen starben,
Narziss im Endakkord von Flo? ten.
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? ROMANZE ZUR NACHT
Einsamer unterm Sternenzelt
Geht durch die stille Mitternacht.
Der Knab aus Tra? umen wirr erwacht,
Sein Antlitz grau im Mond verfa? llt.
Die Na? rrin weint mit offnem Haar
Am Fenster, das vergittert starrt.
Im Teich vorbei auf su? sser Fahrt
Ziehn Liebende sehr wunderbar.
Der Mo? rder la? chelt bleich im Wein,
Die Kranken Todesgrausen packt.
Die Nonne betet wund und nackt
Vor des Heilands Kreuzespein.
Die Mutter leis im Schlafe singt.
Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind
Mit Augen, die ganz wahrhaft sind.
Im Hurenhaus Gela? chter klingt.
Beim Talglicht drunt' im Kellerloch
Der Tote malt mit weisser Hand
Ein grinsend Schweigen an die Wand.
Der Schla? fer flu? stert immer noch.
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? ABENDMUSE
Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms
Schatten
Und Goldnes. Die heisse Stirn verglu? ht in Ruh und
Schweigen.
Ein Brunnen fa? llt im Dunkel von Kastanienzweigen --
Da fu? hlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.
Der Markt ist leer von Sommerfru? chten und Gewinden.
Eintra? chtig stimmt der Tore schwa? rzliches Gepra? nge.
In einem Garten to? nen sanften Spieles Kla? nge,
Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.
Des weissen Magiers Ma? rchen lauscht die Seele gerne.
Rund saust das Korn, das Ma? her nachmittags geschnitten.
Geduldig schweigt das harte Leben in den Hu? tten;
Der Ku? he linden Schlaf bescheint die Stallaterne.
Von Lu? ften trunken sinken balde ein die Lider
Und o? ffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
Und beugt sich u? ber trauervolle Wasser nieder.
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? WINKEL AM WALD
An Karl Minnich
Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute
In stilleren Abend; weich verwelken scho? ne Bla? tter.
Am Friedhof scherzt die Amsel mit dem toten Vetter,
Angelen gibt der blonde Lehrer das Geleite.
Des Todes reine Bilder schaun von Kirchenfenstern;
Doch wirkt ein blutiger Grund sehr trauervoll und du? ster.
Das Tor blieb heut verschlossen. Den Schlu? ssel hat der
Ku? ster.
Im Garten spricht die Schwester freundlich mit Ge-
spenstern.
In alten Kellern reift der Wein ins Goldne, Klare.
Su? ss duften A? pfel. Freude gla? nzt nicht allzu ferne.
Den langen Abend ho? ren Kinder Ma? rchen gerne;
Auch zeigt sich sanftem Wahnsinn oft das Goldne,
Wahre.
Das Blau fliesst voll Reseden; in Zimmern Kerzenhelle.
Bescheidenen ist ihre Sta? tte wohl bereitet.
Den Saum des Walds hinab ein einsam Schicksal gleitet;
Die Nacht erscheint, der Ruhe Engel, auf der Schwelle.
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? VERKLA? RTER HERBST
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Ga? rten.
Rund schweigen Wa? lder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefa? hrten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug gru? sst auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie scho? n sich Bild an Bildchen reiht --
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
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? DIE BAUERN
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? DIE RABEN
U? ber den schwarzen Winkel hasten
Am Mittag die Raben mit hartem Schrei.
Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei
Und manchmal sieht man sie mu? rrisch rasten.
0 wie sie die braune Stille sto? ren,
In der ein Acker sich verzu? ckt,
Wie ein Weib, das schwere Ahnung beru? ckt,
Und manchmal kann man sie keifen ho?
ren
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plo? tzlich richten nach Nord sie den Flug
Und schwinden wie ein Leichenzug
In Lu? ften, die von Wollust zittern.
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? IM WINTER
Der Acker leuchtet weiss und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen u? ber dem Weiher
Und Ja? ger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hu? tten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben pla? tschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
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? DIE BAUERN
Vorm Fenster to? nendes Gru? n und Rot.
Im schwar/verra? ucherten, niederen Saal
Sitzen die Knechte und Ma? gde beim Mahl;
Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.
Im tiefen Schweigen der Mittagszeit
Fa? llt bisweilen ein karges Wort.
Die A? cker flimmern in einem fort
Und der Himmel bleiern und weit.
Fratzenhaft flackert im Herd die Glut
Und ein Schwarm von Fliegen summt.
Die Ma? gde lauschen blo? d und verstummt
Und ihre Schla? fen ha? mmert das Blut.
Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,
Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.
Einto? nig spricht ein Knecht das Gebet
Und ein Hahn kra? ht unter der Tu? r.
Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt
Sie oft im tosenden A? hrengebraus
Und klirrend schwingen ein und aus
Die Sensen geisterhaft im Takt.
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? IM HERBST
Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,'
Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker mu? hn sich singend die F'rau'n,
Die Klosterglocken la? uten darein.
Die Vo? gel sagen dir ferne Ma? r',
Die Klosterglocken la? uten darein.
Vom Hof to? nt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
Und scho? n bemalt vom Sonnenschein.
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? DIE RATTEN
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Im Hof scheint weiss der herbstliche Mond.
Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.
Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;
Da tauchen leise herauf die Ratten
Und huschen pfeifend hier und dort
Und ein gra? ulicher Dunsthauch wittert
Ihnen nach aus dem Abort,
Den geisterhaft der Mondschein durchzittert.
Und sie keifen vor Gier wie toll
Und erfu? llen Haus und Scheunen,
Die von Korn und Fru? chten voll.
Eisige Winde im Dunkel greinen.
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? DIE JUNGE MAGD
Ludwig von Ficker zugeeignet
1.
Oft am Brunnen, wenn es da? mmert,
Sieht man sie verzaubert stehen
Wasser scho? pfen, wenn es da? mmert.
Eimer auf und nieder gehen.
In den Buchen Dohlen flattern
Und sie gleichet einem Schatten.
Ihre gelben Haare flattern
Und im Hofe schrein die Batten.
Und umschmeichelt von Verfalle
Senkt sie die entzundenen Lider.
Du? rres Gras neigt im Verfalle
Sich zu ihren Fu? ssen nieder.
2.
Stille schafft sie in der Kammer
Und der Hof liegt la? ngst vero? det.
Im Holunder vor der Kammer
Kla? glich eine Amsel flo? tet.
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? Silbern schaut ihr Bild im Spiegel
Fremd sie an im Zwielichtscheine.
Und verda? mmert fahl im Spiegel
Und ihr graut vor seiner Reine.
Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel
Und sie starrt von Schmerz geschu? ttelt.
Ro? te tra? ufelt durch das Dunkel.
Ja? h am Tor der Su? dwind ru? ttelt.
3.
Na? chtens u? bern kahlen Anger
Gaukelt sie in Fiebertra? umen.
Mu? rrisch greint der Wind im Anger
Und der Mond lauscht aus den Ba? umen.
Balde rings die Sterne bleichen
Und ermattet von Beschwerde
Wa? chsern ihre Wangen bleichen.
Fa? ulnis wittert aus der Erde.
Traurig rauscht das Rohr im Tu? mpel
Und sie friert in sich gekauert.
Fern ein Hahn kra? ht. U? bern Tu? mpel
Hart und grau der Morgen schauert.
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? 4.
In der Schmiede dro? hnt der Hammer
Und sie huscht am Tor voru? ber.
Glu? hrot schwingt der Knecht den Hammer
Und sie schaut wie tot hinu? ber.
Wie im Traum trifft sie ein Lachen;
Und sie taumelt in die Schmiede,
Scheu geduckt vor seinem Lachen,
Wie der Hammer hart und ru? de.
Hell verspru? hn im Raum die Funken
Und mit hilfloser Geba? rde
Hascht sie nach den wilden Funken
Und sie stu? rzt beta? ubt zur Erde.
5.
Schma? chtig hingestreckt im Bette
Wacht sie auf voll su? ssem Bangen
Und sie sieht ihr schmutzig Bette
Ganz von goldnem Licht verhangen,
Die Reseden dort am Fenster
Und den bla? ulich hellen Himmel.
Manchmal tra? gt der Wind ans Fenster
Einer Glocke zag Gebimmel.
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? Schatten gleiten u? bers Kissen,
Langsam schla? gt die Mittagsstunde
Und sie atmet schwer im Kissen
Und ihr Mund gleicht einer Wunde.
