Und
umschmeichelt
von Verfalle
Senkt sie die entzundenen Lider.
Senkt sie die entzundenen Lider.
Trakl - Dichtungen
ffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
Und beugt sich u? ber trauervolle Wasser nieder.
30
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? WINKEL AM WALD
An Karl Minnich
Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute
In stilleren Abend; weich verwelken scho? ne Bla? tter.
Am Friedhof scherzt die Amsel mit dem toten Vetter,
Angelen gibt der blonde Lehrer das Geleite.
Des Todes reine Bilder schaun von Kirchenfenstern;
Doch wirkt ein blutiger Grund sehr trauervoll und du? ster.
Das Tor blieb heut verschlossen. Den Schlu? ssel hat der
Ku? ster.
Im Garten spricht die Schwester freundlich mit Ge-
spenstern.
In alten Kellern reift der Wein ins Goldne, Klare.
Su? ss duften A? pfel. Freude gla? nzt nicht allzu ferne.
Den langen Abend ho? ren Kinder Ma? rchen gerne;
Auch zeigt sich sanftem Wahnsinn oft das Goldne,
Wahre.
Das Blau fliesst voll Reseden; in Zimmern Kerzenhelle.
Bescheidenen ist ihre Sta? tte wohl bereitet.
Den Saum des Walds hinab ein einsam Schicksal gleitet;
Die Nacht erscheint, der Ruhe Engel, auf der Schwelle.
31
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? VERKLA? RTER HERBST
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Ga? rten.
Rund schweigen Wa? lder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefa? hrten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug gru? sst auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie scho? n sich Bild an Bildchen reiht --
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
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? DIE BAUERN
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? DIE RABEN
U? ber den schwarzen Winkel hasten
Am Mittag die Raben mit hartem Schrei.
Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei
Und manchmal sieht man sie mu? rrisch rasten.
0 wie sie die braune Stille sto? ren,
In der ein Acker sich verzu? ckt,
Wie ein Weib, das schwere Ahnung beru? ckt,
Und manchmal kann man sie keifen ho? ren
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plo? tzlich richten nach Nord sie den Flug
Und schwinden wie ein Leichenzug
In Lu? ften, die von Wollust zittern.
35
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? IM WINTER
Der Acker leuchtet weiss und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen u? ber dem Weiher
Und Ja? ger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hu? tten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben pla? tschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
36
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? DIE BAUERN
Vorm Fenster to? nendes Gru? n und Rot.
Im schwar/verra? ucherten, niederen Saal
Sitzen die Knechte und Ma? gde beim Mahl;
Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.
Im tiefen Schweigen der Mittagszeit
Fa? llt bisweilen ein karges Wort.
Die A? cker flimmern in einem fort
Und der Himmel bleiern und weit.
Fratzenhaft flackert im Herd die Glut
Und ein Schwarm von Fliegen summt.
Die Ma? gde lauschen blo? d und verstummt
Und ihre Schla? fen ha? mmert das Blut.
Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,
Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.
Einto? nig spricht ein Knecht das Gebet
Und ein Hahn kra? ht unter der Tu? r.
Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt
Sie oft im tosenden A? hrengebraus
Und klirrend schwingen ein und aus
Die Sensen geisterhaft im Takt.
37
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? IM HERBST
Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,'
Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker mu? hn sich singend die F'rau'n,
Die Klosterglocken la? uten darein.
Die Vo? gel sagen dir ferne Ma? r',
Die Klosterglocken la? uten darein.
Vom Hof to? nt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
Und scho? n bemalt vom Sonnenschein.
38
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? DIE RATTEN
\
Im Hof scheint weiss der herbstliche Mond.
Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.
Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;
Da tauchen leise herauf die Ratten
Und huschen pfeifend hier und dort
Und ein gra? ulicher Dunsthauch wittert
Ihnen nach aus dem Abort,
Den geisterhaft der Mondschein durchzittert.
Und sie keifen vor Gier wie toll
Und erfu? llen Haus und Scheunen,
Die von Korn und Fru? chten voll.
Eisige Winde im Dunkel greinen.
39
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? DIE JUNGE MAGD
Ludwig von Ficker zugeeignet
1.
Oft am Brunnen, wenn es da? mmert,
Sieht man sie verzaubert stehen
Wasser scho? pfen, wenn es da? mmert.
Eimer auf und nieder gehen.
In den Buchen Dohlen flattern
Und sie gleichet einem Schatten.
Ihre gelben Haare flattern
Und im Hofe schrein die Batten.
Und umschmeichelt von Verfalle
Senkt sie die entzundenen Lider.
Du? rres Gras neigt im Verfalle
Sich zu ihren Fu? ssen nieder.
2.
Stille schafft sie in der Kammer
Und der Hof liegt la? ngst vero? det.
Im Holunder vor der Kammer
Kla? glich eine Amsel flo? tet.
40
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? Silbern schaut ihr Bild im Spiegel
Fremd sie an im Zwielichtscheine.
Und verda? mmert fahl im Spiegel
Und ihr graut vor seiner Reine.
Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel
Und sie starrt von Schmerz geschu? ttelt.
Ro? te tra? ufelt durch das Dunkel.
Ja? h am Tor der Su? dwind ru? ttelt.
3.
Na? chtens u? bern kahlen Anger
Gaukelt sie in Fiebertra? umen.
Mu? rrisch greint der Wind im Anger
Und der Mond lauscht aus den Ba? umen.
Balde rings die Sterne bleichen
Und ermattet von Beschwerde
Wa? chsern ihre Wangen bleichen.
Fa? ulnis wittert aus der Erde.
Traurig rauscht das Rohr im Tu? mpel
Und sie friert in sich gekauert.
Fern ein Hahn kra? ht. U? bern Tu? mpel
Hart und grau der Morgen schauert.
41
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? 4.
In der Schmiede dro? hnt der Hammer
Und sie huscht am Tor voru? ber.
Glu? hrot schwingt der Knecht den Hammer
Und sie schaut wie tot hinu? ber.
Wie im Traum trifft sie ein Lachen;
Und sie taumelt in die Schmiede,
Scheu geduckt vor seinem Lachen,
Wie der Hammer hart und ru? de.
Hell verspru? hn im Raum die Funken
Und mit hilfloser Geba? rde
Hascht sie nach den wilden Funken
Und sie stu? rzt beta? ubt zur Erde.
5.
Schma? chtig hingestreckt im Bette
Wacht sie auf voll su? ssem Bangen
Und sie sieht ihr schmutzig Bette
Ganz von goldnem Licht verhangen,
Die Reseden dort am Fenster
Und den bla? ulich hellen Himmel.
Manchmal tra? gt der Wind ans Fenster
Einer Glocke zag Gebimmel.
42
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? Schatten gleiten u? bers Kissen,
Langsam schla? gt die Mittagsstunde
Und sie atmet schwer im Kissen
Und ihr Mund gleicht einer Wunde.
6.
Abends schweben blutige Linnen,
Wolken u? ber stummen Wa? ldern,
Die gehu? llt in schwarze Linnen.
Spatzen la? rmen auf den Feldern.
Und sie liegt ganz weiss im Dunkel.
Unterm Dach verhaucht ein Girren.
Wie ein Aas in Busch und Dunkel
Fliegen ihren Mund umschwirren.
Traumhaft klingt im braunen Weiler
Nach ein Klang von Tanz und Geigen,
Schwebt ihr Antlitz durch den Weiler,
Weht ihr Haar in kahlen Zweigen.
43
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? TRAUM DES BO? SEN
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? ? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? RONDEL
Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben:
Des Hirten sanfte Flo? ten starben,
Des Abends blau und braune Farben;
Verflossen ist das Gold der Tage.
47
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? ALLERSEELEN
An Karl Hauer
Die Ma? nnlein, Weiblein, traurige Gesellen,
Sie streuen heute Blumen blau und rot
Auf ihre Gru? fte, die sich zag erhellen.
Sie tun wie arme Puppen vor dem Tod.
0! wie sie hier voll Angst und Demut scheinen,
Wie Schatten hinter schwarzen Bu? schen stehn.
Im Herbstwind klagt der Ungebornen Weinen,
Auch sieht man Lichter in der Irre gehn.
Das Seufzen Liebender haucht in Gezweigeil
Und dort verwest die Mutter mit dem Kind.
Unwirklich scheinet der Lebendigen Reigen
Und wunderlich zerstreut im Abend wind.
Ihr Leben ist so wirr, voll tru? ber Plagen.
Erbarm' dich Gott der Frauen Ho? ll' und Qual,
Und dieser hoffnungslosen Todesklagen.
Einsame wandeln still im Sternensaal.
48
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? WINTERDA? MMERUNG
An Max von Esterle
Schwarze Himmel von Metall.
Kreuz in roten Stu? rmen wehen
Abends hungertolle Kra? hen
U? ber Parken gram und fahl.
Im Gewo? lk erfriert ein Strahl;
Und vor Satans Flu? chen drehen
Jene sich im Kreis und gehen
Nieder siebenfach an Zahl.
In Verfaultem su? ss und schal
Lautlos ihre Schna? bel ma? hen.
Ha? user dra? u'n aus stummen Na? hen;
Helle im Theatersaal.
Kirchen, Bru? cken und Spital
Grauenvoll im Zwielicht stehen.
Blutbefleckte Linnen bla? hen
Segel sich auf dem Kanal.
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? TRAUM DES BO? SEN
Verhallend eines Gongs braungoldne Kla? nge --
Ein Liebender erwacht in schwarzen Zimmern
Die Wang' an Flammen, die im Fenster flimmern.
Am Strome blitzen Segel, Masten, Stra? nge.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
Und beugt sich u? ber trauervolle Wasser nieder.
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? WINKEL AM WALD
An Karl Minnich
Braune Kastanien. Leise gleiten die alten Leute
In stilleren Abend; weich verwelken scho? ne Bla? tter.
Am Friedhof scherzt die Amsel mit dem toten Vetter,
Angelen gibt der blonde Lehrer das Geleite.
Des Todes reine Bilder schaun von Kirchenfenstern;
Doch wirkt ein blutiger Grund sehr trauervoll und du? ster.
Das Tor blieb heut verschlossen. Den Schlu? ssel hat der
Ku? ster.
Im Garten spricht die Schwester freundlich mit Ge-
spenstern.
In alten Kellern reift der Wein ins Goldne, Klare.
Su? ss duften A? pfel. Freude gla? nzt nicht allzu ferne.
Den langen Abend ho? ren Kinder Ma? rchen gerne;
Auch zeigt sich sanftem Wahnsinn oft das Goldne,
Wahre.
Das Blau fliesst voll Reseden; in Zimmern Kerzenhelle.
Bescheidenen ist ihre Sta? tte wohl bereitet.
Den Saum des Walds hinab ein einsam Schicksal gleitet;
Die Nacht erscheint, der Ruhe Engel, auf der Schwelle.
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? VERKLA? RTER HERBST
Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Ga? rten.
Rund schweigen Wa? lder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefa? hrten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug gru? sst auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluss hinunter
Wie scho? n sich Bild an Bildchen reiht --
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
? ? Generated for (University of Chicago) on 2014-12-16 02:37 GMT / http://hdl. handle. net/2027/inu. 32000007258199 Public Domain in the United States, Google-digitized / http://www. hathitrust. org/access_use#pd-us-google
? DIE BAUERN
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? DIE RABEN
U? ber den schwarzen Winkel hasten
Am Mittag die Raben mit hartem Schrei.
Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei
Und manchmal sieht man sie mu? rrisch rasten.
0 wie sie die braune Stille sto? ren,
In der ein Acker sich verzu? ckt,
Wie ein Weib, das schwere Ahnung beru? ckt,
Und manchmal kann man sie keifen ho? ren
Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plo? tzlich richten nach Nord sie den Flug
Und schwinden wie ein Leichenzug
In Lu? ften, die von Wollust zittern.
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? IM WINTER
Der Acker leuchtet weiss und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen u? ber dem Weiher
Und Ja? ger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hu? tten.
Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben pla? tschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
36
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? DIE BAUERN
Vorm Fenster to? nendes Gru? n und Rot.
Im schwar/verra? ucherten, niederen Saal
Sitzen die Knechte und Ma? gde beim Mahl;
Und sie schenken den Wein und sie brechen das Brot.
Im tiefen Schweigen der Mittagszeit
Fa? llt bisweilen ein karges Wort.
Die A? cker flimmern in einem fort
Und der Himmel bleiern und weit.
Fratzenhaft flackert im Herd die Glut
Und ein Schwarm von Fliegen summt.
Die Ma? gde lauschen blo? d und verstummt
Und ihre Schla? fen ha? mmert das Blut.
Und manchmal treffen sich Blicke voll Gier,
Wenn tierischer Dunst die Stube durchweht.
Einto? nig spricht ein Knecht das Gebet
Und ein Hahn kra? ht unter der Tu? r.
Und wieder ins Feld. Ein Grauen packt
Sie oft im tosenden A? hrengebraus
Und klirrend schwingen ein und aus
Die Sensen geisterhaft im Takt.
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? IM HERBST
Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,'
Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
Im Acker mu? hn sich singend die F'rau'n,
Die Klosterglocken la? uten darein.
Die Vo? gel sagen dir ferne Ma? r',
Die Klosterglocken la? uten darein.
Vom Hof to? nt sanft die Geige her.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
Heut keltern sie den braunen Wein.
Weit offen die Totenkammern sind
Und scho? n bemalt vom Sonnenschein.
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? DIE RATTEN
\
Im Hof scheint weiss der herbstliche Mond.
Vom Dachrand fallen phantastische Schatten.
Ein Schweigen in leeren Fenstern wohnt;
Da tauchen leise herauf die Ratten
Und huschen pfeifend hier und dort
Und ein gra? ulicher Dunsthauch wittert
Ihnen nach aus dem Abort,
Den geisterhaft der Mondschein durchzittert.
Und sie keifen vor Gier wie toll
Und erfu? llen Haus und Scheunen,
Die von Korn und Fru? chten voll.
Eisige Winde im Dunkel greinen.
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? DIE JUNGE MAGD
Ludwig von Ficker zugeeignet
1.
Oft am Brunnen, wenn es da? mmert,
Sieht man sie verzaubert stehen
Wasser scho? pfen, wenn es da? mmert.
Eimer auf und nieder gehen.
In den Buchen Dohlen flattern
Und sie gleichet einem Schatten.
Ihre gelben Haare flattern
Und im Hofe schrein die Batten.
Und umschmeichelt von Verfalle
Senkt sie die entzundenen Lider.
Du? rres Gras neigt im Verfalle
Sich zu ihren Fu? ssen nieder.
2.
Stille schafft sie in der Kammer
Und der Hof liegt la? ngst vero? det.
Im Holunder vor der Kammer
Kla? glich eine Amsel flo? tet.
40
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? Silbern schaut ihr Bild im Spiegel
Fremd sie an im Zwielichtscheine.
Und verda? mmert fahl im Spiegel
Und ihr graut vor seiner Reine.
Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel
Und sie starrt von Schmerz geschu? ttelt.
Ro? te tra? ufelt durch das Dunkel.
Ja? h am Tor der Su? dwind ru? ttelt.
3.
Na? chtens u? bern kahlen Anger
Gaukelt sie in Fiebertra? umen.
Mu? rrisch greint der Wind im Anger
Und der Mond lauscht aus den Ba? umen.
Balde rings die Sterne bleichen
Und ermattet von Beschwerde
Wa? chsern ihre Wangen bleichen.
Fa? ulnis wittert aus der Erde.
Traurig rauscht das Rohr im Tu? mpel
Und sie friert in sich gekauert.
Fern ein Hahn kra? ht. U? bern Tu? mpel
Hart und grau der Morgen schauert.
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? 4.
In der Schmiede dro? hnt der Hammer
Und sie huscht am Tor voru? ber.
Glu? hrot schwingt der Knecht den Hammer
Und sie schaut wie tot hinu? ber.
Wie im Traum trifft sie ein Lachen;
Und sie taumelt in die Schmiede,
Scheu geduckt vor seinem Lachen,
Wie der Hammer hart und ru? de.
Hell verspru? hn im Raum die Funken
Und mit hilfloser Geba? rde
Hascht sie nach den wilden Funken
Und sie stu? rzt beta? ubt zur Erde.
5.
Schma? chtig hingestreckt im Bette
Wacht sie auf voll su? ssem Bangen
Und sie sieht ihr schmutzig Bette
Ganz von goldnem Licht verhangen,
Die Reseden dort am Fenster
Und den bla? ulich hellen Himmel.
Manchmal tra? gt der Wind ans Fenster
Einer Glocke zag Gebimmel.
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? Schatten gleiten u? bers Kissen,
Langsam schla? gt die Mittagsstunde
Und sie atmet schwer im Kissen
Und ihr Mund gleicht einer Wunde.
6.
Abends schweben blutige Linnen,
Wolken u? ber stummen Wa? ldern,
Die gehu? llt in schwarze Linnen.
Spatzen la? rmen auf den Feldern.
Und sie liegt ganz weiss im Dunkel.
Unterm Dach verhaucht ein Girren.
Wie ein Aas in Busch und Dunkel
Fliegen ihren Mund umschwirren.
Traumhaft klingt im braunen Weiler
Nach ein Klang von Tanz und Geigen,
Schwebt ihr Antlitz durch den Weiler,
Weht ihr Haar in kahlen Zweigen.
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? TRAUM DES BO? SEN
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? RONDEL
Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben:
Des Hirten sanfte Flo? ten starben,
Des Abends blau und braune Farben;
Verflossen ist das Gold der Tage.
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? ALLERSEELEN
An Karl Hauer
Die Ma? nnlein, Weiblein, traurige Gesellen,
Sie streuen heute Blumen blau und rot
Auf ihre Gru? fte, die sich zag erhellen.
Sie tun wie arme Puppen vor dem Tod.
0! wie sie hier voll Angst und Demut scheinen,
Wie Schatten hinter schwarzen Bu? schen stehn.
Im Herbstwind klagt der Ungebornen Weinen,
Auch sieht man Lichter in der Irre gehn.
Das Seufzen Liebender haucht in Gezweigeil
Und dort verwest die Mutter mit dem Kind.
Unwirklich scheinet der Lebendigen Reigen
Und wunderlich zerstreut im Abend wind.
Ihr Leben ist so wirr, voll tru? ber Plagen.
Erbarm' dich Gott der Frauen Ho? ll' und Qual,
Und dieser hoffnungslosen Todesklagen.
Einsame wandeln still im Sternensaal.
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? WINTERDA? MMERUNG
An Max von Esterle
Schwarze Himmel von Metall.
Kreuz in roten Stu? rmen wehen
Abends hungertolle Kra? hen
U? ber Parken gram und fahl.
Im Gewo? lk erfriert ein Strahl;
Und vor Satans Flu? chen drehen
Jene sich im Kreis und gehen
Nieder siebenfach an Zahl.
In Verfaultem su? ss und schal
Lautlos ihre Schna? bel ma? hen.
Ha? user dra? u'n aus stummen Na? hen;
Helle im Theatersaal.
Kirchen, Bru? cken und Spital
Grauenvoll im Zwielicht stehen.
Blutbefleckte Linnen bla? hen
Segel sich auf dem Kanal.
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? TRAUM DES BO? SEN
Verhallend eines Gongs braungoldne Kla? nge --
Ein Liebender erwacht in schwarzen Zimmern
Die Wang' an Flammen, die im Fenster flimmern.
Am Strome blitzen Segel, Masten, Stra? nge.
